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103 - Panoptikum der Geister

103 - Panoptikum der Geister

Titel: 103 - Panoptikum der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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dunklen, gezackten Flügel deckten sie ab
wie ein Mantel, während der Kopf nach vom schnellte. Ein messerscharfes Gebiss
hackte in ihren Hals, und im selben Moment spürte die in der Duschwanne
Zusammengebrochene, wie das Leben aus ihrem Körper floh. Ihre Bewegungen
ermatteten. Sie konnte nicht mehr schreien. Eine wohltuende und gleichzeitig
gefährliche bleierne Schwere breitete sich in ihrem Körper aus. Der unheimliche
Angreifer, der aussah wie eine riesige Fledermaus mit einem menschlichen
Totenschädel zwischen den Schwingen, ließ erst von seinem Opfer ab, als es sich
nicht mehr rührte.
    Zusammengekauert,
bleich und in seltsam verkrümmter Haltung lag Leila Shelton in der Duschwanne.
Der unheimliche Angreifer schwang zurück. Im Hals der Toten waren deutlich zwei
tiefe, blauunterlaufene Bißabdrücke zu sehen. Das Mal des Vampirs ...
    Aus den
Wunden sickerten die letzten Blutstropfen und wurden von dem herabprasselnden
Wasser weggespült. Noch eine Veränderung wies der Körper der Sekretärin auf. An
ihrer linken Schläfe war ein dunkles Mal zu erkennen. Es erinnerte an einen
Leberfleck, der etwa daumennagelgroß war. Aber, es war kein Leberfleck, sondern
die Abbildung der Silhouette einer fliegenden Fledermaus.
     
    ●
     
    Die Frau, die
mit den beiden Männern durch die hallenden Gänge des Leichenschauhauses
schritt, war eine Klasse für sich. Sie hatte schulterlanges, blondes Haar, das
in burschikosen Locken ihr hübsches Gesicht rahmte und locker in die Stirn
fiel. Die langbeinige Blondine bewegte sich mit dem schnellen Schritt eines
Mannequins auf dem Laufsteg. Sie kannte sich dort auch aus, denn ehe sie zur
inzwischen legendär gewordenen PSA stieß und als Agentin alle Tests und Trainings
mit Bravour bestand, war sie Vorführdame. Die Attraktive war niemand anderes
als Morna Ulbrandson. Nach den merkwürdigen Begleitumständen und den
Feststellungen beim Tod einer gewissen Leila Shelton war Morna Ulbrandson alias
X-GIRL-C von dem geheimnisvollen Leiter der Psychoanalytischen
Spezial-Abteilung sofort auf den Weg geschickt worden. Mornas Begleiter waren
Edward Higgins, seines Zeichens Chief-Inspector bei New Scotland Yard, und Dr.
Ronald Meechum, ein Gerichtsmediziner, der die aufgefundene Tote untersucht und
einen ausführlichen Bericht geschrieben hatte. Der diensthabende Angestellte
des Leichenschauhauses hatte sich gar nicht die Mühe gemacht, mitzukommen.
Edward Higgins kannte sich hier aus. Der sympathische Engländer trug einen
dezent gemusterten, dunkelgrauen Anzug und bewegte sich mit erstaunlicher
Elastizität. Dabei stand Higgins kurz vor der Pensionierung, an die er jedoch
noch nicht denken wollte. Leila Sheltons Leiche war in einer besonderen Kammer
untergebracht. Higgins hatte sich einen Schlüssel hierzu geben lassen und
schloss auf. Die Kühlkammer lag im Keller des langgestreckten
Backsteingebäudes. In dem schmalen Raum, der von einer vergitterten
Deckenleuchte schwach erhellt wurde, standen rechts an der Wand zwei Rollbahren
hintereinander und in der Ecke lag ein halbhoher, breiter Gegenstand, der von
einem Laken abgedeckt war. Die Luft, die den drei Menschen entgegenschlug, war
kalt. „Hier ist sie, Morna“, sagte Higgins nur und zog mit spitzen Fingern das
Leintuch weg. Darunter hervor kam eine sitzende junge Frau. Leila Shelton! Sie
hockte noch genau so da, wie man sie nach ihrem Tod in der Duschwanne gefunden
hatte, verkantet und in bizarrer Haltung, so wie sie zusammengebrochen war.
Fünfzehn Stunden nach ihrem Tod hatte man sie gefunden. Da war Leila schon
steif. Man hätte ihr sämtliche Knochen im Leib brechen müssen, um sie wieder in
Form zu bringen. „Ich habe in ihren Adern keinen Tropfen Blut mehr gefunden“,
ließ Dr. Meechum sich vernehmen. Er hatte schütteres, dunkles Haar, durch das
seine Kopfhaut schimmerte. Dabei war Meechum erst Ende dreißig. Er neigte zum
Bauchansatz und vermittelte den Eindruck eines Menschen, der gern aß und trank.
Morna Ulbrandson nickte wortlos und besah sich die Leiche eingehend. Die beiden
blutunterlaufenen Bisswunden am Hals und das Mal der Fledermaus an der Schläfe
der Toten interessierten sie besonders. „Ich hoffe nur eines, Morna“, flüsterte
Edward Higgins, der neben ihr in die Hocke gegangen war. „Dass unser alter
Freund Dracula nicht wiederauferstanden ist und sein Unwesen treibt. Zu London
scheint er eine besondere Beziehung zu haben, und die Begegnung und Ereignisse
von damals habe ich nie vergessen können

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