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103 - Panoptikum der Geister

103 - Panoptikum der Geister

Titel: 103 - Panoptikum der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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bringen. Der Helikopter mit dem Verfolger, der seine Vernichtung in
der Hand hielt, befand sich nur noch rund zweihundertfünfzig bis dreihundert
Meter hinter ihm. Der Geflügelte Tod war wendiger als die auf ihre Technik angewiesene
Maschine. Der Unheimliche ließ sich wie ein Stein in die Tiefe fallen. Seine
gezackten Schwingen streiften die Äste. Laub und Zweige wurden abgerissen. Die
scharfkantigen Flügelenden fetzten sie förmlich herab. Steil riss der
Geflügelte seine Schwingen in die Höhe und faltete sie zusammen, so dass es
aussah, als trage der fahlgrüne Totenschädel mit den Vampirzähnen eine spitze,
lederartige Kapuze, die steil über dem kahlen Schädel wie ein bizarrer
Zuckerhut emporragte. Der Geflügelte Tod ratschte in die Dämmerung des Waldes.
Einen Meter über dem Boden veränderte der Unheimliche seine Form und nahm
wieder menschliche Gestalt an. Mike Coogan schälte sich aus den Umrissen des
Geflügelten Todes. Zwischen den dicht stehenden Bäumen und dem schützenden Halbdunkel
lief wenige Sekunden später ein unbekleideter Mann durch den Wald, weg von dem
über ihm kreisenden Helikopter, dessen Rotoren die Luft aufwühlten und die
Wipfel der Bäume in heftige Bewegung setzten. Mike Coogan empfand keine Kälte,
obwohl er nichts auf der Haut trug. Bei der ersten Verwandlung vom Menschen in
einen Dämon hatte er seine Kleider auf der anderen Seite des Waldes
zurückgelassen. Aber in seinem Versteck gab es genügend andere Kleider. George
Hunters Kleidersammlung konnte sich sehen lassen. Darunter würde sich auch
etwas Passendes für ihn finden. Mike Coogan lief quer durch den Wald. Die
beiden Männer im Helikopter verloren wertvolle Zeit. Die grüne Front unter
ihnen war lückenlos geschlossen. Da gab’s keine Lichtung, keinen freien Platz,
auf dem der Pilot die Maschine hätte aufsetzen können.
    „Raus mit der
Strickleiter!“, rief Larry Brent.
    „Sie
wollen... da hinunter?“ Der Pilot meinte, nicht recht gehört zu haben.
    „Ja.
Verlieren Sie keine Zeit.“
    Der
Polizeihubschrauber war mit einer Rettungsleiter ausgerüstet. Sie entfaltete
sich nach unten. Der Helikopter schien reglos über den Wipfeln zu hängen, als
Larry Brent in schwindelnder Höhe ausstieg und über die Sprossen nach unten
kletterte. Aus der Höhe sah er durch einen Zufall eine helle Gestalt in der
Dämmerung zwischen den Stämmen. Mike Coogan war auf der Flucht. Larry Brent
konnte nichts anderes tun, als sich die Richtung merken. Und in die stürzte er
davon, als er sich aus zwei Metern Höhe fallen ließ. Die Leiter reichte nicht
weit genug herab, und der Pilot konnte mit dem Hubschrauber nicht tiefer gehen.
Federnd kam Brent auf, schnellte sofort wieder in die Höhe und lief los. Er
eilte in die Richtung davon, in die er von oben kurz den Geflügelten Tod in
seiner menschlichen Gestalt erblickt hatte. Ob er sich auf der richtigen Fährte
befand oder ob der dämonische Widersacher es erneut verstand, auf
geheimnisvolle Weise unterzutauchen, würde sich bald herausstellen. X-RAY-3
wollte ihm die Flucht auf alle Fälle so schwer wie möglich machen.
     
    ●
     
    Morna
Ulbrandson verlor keine .Zeit. Sie lief auf dem eiskalten Steinboden in die
dunkle Ecke neben der zur Tür führenden Treppe und verbarg sich im Dunkeln.
Keine Sekunde zu früh! Die schwere Bohlentür schwang quietschend auf. Im
Halbdunkel registrierte Morna Ulbrandson die Gestalt. Sie war mittelgroß,
wirkte untersetzt und kam langsam die Stufen herab. X-GIRL-C kannte den Fremden
nicht, der sich in der Runde umsah, lauschte und dann direkt auf die
dreidimensional nachgebildete Szene der Hexe und des Hexenjägers zuging. Von
dem Platz aus, an dem die Schwedin sich vor Kälte zitternd verbarg, konnte sie
im flackernden Licht das finstere Gesicht des Ankömmlings erkennen und auch
das, was er unter dem Arm trug. Es waren zwei große, auffallend hässliche
Hände, offenbar ein Wachsmodell. War dieser Mann der Schöpfer der beiden
Gestalten und gerade dabei, eventuell eine weitere Szene hier unten zu
errichten? Morna sah gleich darauf, dass sie sich geirrt hatte. Hier ging es um
viel mehr als nur um die Erschaffung von Wachsfiguren. Der Mann kicherte leise,
und in der gespenstischen Stille hörte es sich geradezu teuflisch an. „Du
siehst, Janette“, wisperte er heiser und wandte den Blick nicht von der
weiblichen Wachsfigur, „du stehst noch immer hier, und die Flamme der Fackel
brennt auch heute noch. Ich habe von alledem nichts mehr gewusst.

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