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103 - Panoptikum der Geister

103 - Panoptikum der Geister

Titel: 103 - Panoptikum der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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irrsinniges Gelächter hohl
verhallte, ihre Gedanken lesen.
    „Außer dir,
meiner schönen Janette, gibt es noch eine Frau in diesen Kammern. Aber das
kannst du nicht wissen ... Die vergangene Nacht war eine ganz besondere, meine
Liebste ... Da platzte eine geistige Bombe, und die Explosionswelle ließ ein
Geschöpf in diesen Kammern erscheinen, die ihm bisher unbekannt waren. Der
Geflügelte Tod ist der wahre Herrscher dieses Ortes. Ihm gehört das Panoptikum
der Geister, er hat es mit seinen Sinnen aufgespürt und wird gemeinsam mit uns
den Feldzug gegen die Lebenden beginnen. Ich werde dir beweisen, Janette, dass ich auch nach fast dreihundert Jahren nichts von meinen
Talenten verloren habe. Die Menschen sind für mich nach wie vor nichts anderes
als Puppen ...“ Seine Worte waren noch nicht verhallt, als er schon den Kopf
wandte und in Richtung der weit offenen Tür weitersprach. „Bringt mir, was ich
von ihr geschaffen habe. Ich werde ihren Körper hier aufstellen. Drei
Jahrhunderte sind überbrückt, die magische Fackel brennt noch immer, aber
nicht, um mich zu vernichten, sondern um diesen Platz mit ihrem kalten Licht auszuleuchten,
an dem ihr euch von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen werdet.“ In der Tür
entstand Bewegung. Zwei kräftige, unheimlich anzusehende Gestalten tauchten
auf. Morna Ulbrandson hielt den Atem an und versuchte sich weiterhin völlig
ruhig zu verhalten. Das war leichter gesagt als getan. Sie fror so sehr, dass
ihr die Zähne aufeinander schlugen. Sie musste sie fest zusammenpressen, um das
klappernde Geräusch zu unterbinden. Die beiden Gestalten waren von kräftiger
Statur. Der eine war gedrungener, hatte eine niedrige Stirn, ein fliehendes
Kinn und wirkte brutal und bösartig. Die andere Person war zwei Köpfe größer
und sah aus wie ein Irrer, der aus einer Anstalt entwichen war. Auf Hunters
Befehl kamen sie näher. Sie schleppten Arme, Beine, einen Kopf, einen Torso und
Kleider mit. Teile für eine neue Wachspuppe. Es waren die langen, wohlgeformten
Beine einer Frau, die zuerst aufgestellt und dann mit dem Rumpf verbunden
wurden. Die Fugen waren so sauber verarbeitet, dass die Ansatzstücke genau
zusammen passten. Es schien, als würde eine Schaufensterpuppe entstehen, deren
Maße ideal waren. Mit einer beinahe liebevollen Bewegung steckte Hunter die
Arme in die dafür vorgesehenen Öffnungen, und mit leisem Knacken schnappten die
Ansatzstücke ein. Zuletzt kam der Kopf an die Reihe. Der irr aussehende Helfer
Hunters trug ihn in Tücher eingeschlagen, um ihn nicht zu beschädigen. Die
beiden Männer, die die Einzelteile gebracht hatten, standen so in Morna
Ulbrandsons Blickfeld, dass sie nur Hunters Bewegungen erkennen, die
entstehende neue Wachsfigur jedoch nicht voll überschauen konnte. George Hunter
drehte den Kopf in einen anderen Neigungswinkel und ordnete das Haar, das durch
eine langhaarige Perücke dargestellt wurde. Dann trat er zurück, um sein Werk
zu begutachten. Auch die beiden anderen Gestalten veränderten ihre Position, so
dass Morna Ulbrandson nun die fertige Wachsfigur sehen konnte. X-GIRL-C musste
an sich halten, um nicht laut aufzuschreien. Die vor ihr stehende Gestalt - war
ihr genaues Ebenbild! George Hunter hatte niemand anderes als Morna Ulbrandson
nachgebildet...
     
    ●
     
    Er ließ sich
die Kleidungsstücke geben. Es handelte sich um moderne Sachen: einen engen,
schwarzen Rock, hochgeschlitzt, und eine raffiniert geschnittene Bluse aus
weich fließendem Stoff, die die leicht getönte Haut und die Brüste durchschimmern
ließen. Mornas Hirn arbeitete mit der Präzision eines Computers. Wenn alles so
genau stimmte, Haar und Augenfarbe, die Größe, Form der Schenkel, der Hände und
Füße, dann bedeutete dies, dass George Hunter irgendwann Maß genommen haben
musste! Nur jemand, den man so genau kannte, konnte man auch nachbilden. Sie
hatte Hunter noch nie zuvor gesehen. Also blieb nur ein Schluss übrig: Als sie
nackt, hilflos und ohnmächtig in dem anderen Verlies lag, musste der
unheimliche und seltsame Besitzer des Panoptikums sie vermessen haben. Das
bedeutete, er wusste von ihrer Anwesenheit und war bereit, sie in Kälte und
Dunkelheit umkommen zu lassen.
    „Dies ist der
erste Schritt, genau wie unser neuer Freund es von uns erwartet hat. Er wird
zufrieden sein, wenn er zurückkehrt. Ihre Seele in diese Nachbildung zu
pressen, wird seine Aufgabe sein. Die Fremde zu töten, aber die eure. Als er
das sagte, blickte er in ihre Richtung.

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