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103 - Panoptikum der Geister

103 - Panoptikum der Geister

Titel: 103 - Panoptikum der Geister
Autoren: Larry Brent
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seine
Hand fuhr gleichzeitig in die Innentasche seines Jacketts. Er fühlte den
dünnen, rauen Stab, der von Runen übersät war, und riss ihn heraus. Der
Geflügelte Tod schien in der gleichen Sekunde zu erkennen, woher der Wind
wehte. Im Sturzflug wollte er erneut auf Larry Brent herabsausen, doch die
Handbewegung des Agenten warnte ihn. Der Geflügelte mit dem Totenschädel riss
eine Schwinge herum, und es sah einen Moment so aus, als wolle er seine leeren
Augenhöhlen damit abdecken, um den Anblick des kalkig weißen Stabes zu
verhindern. Mit heftigem Flügelschlag stieg der Dämonische in die Höhe. Mit
enormer Geschwindigkeit stieß er in den bleifarbenen Regenhimmel und mied es,
zurückzublicken oder Larry Brent noch mal anzugreifen. Diesmal war die Flucht
echt, nicht nur vorgetäuscht, um ihn dazu zu bringen, ihm zu folgen und erneut
in eine Falle gelockt zu werden. Larry wirbelte herum, sah den ausgebluteten,
kreideweißen Polizisten am Boden liegen und wusste, dass diesem Mann nicht mehr
zu helfen war. X-RAY-3 zerdrückte einen Fluch zwischen den Zähnen und brach
durch die Büsche, um so schnell wie möglich wieder auf den Waldweg zu gelangen,
auf dem Higgins’ Dienstwagen und das Polizeifahrzeug warteten. Higgins lehnte
an Leila Sheltons Wagen, und der Uniformierte lief, die entsicherte Pistole in
der Hand, dem PSA-Agenten entgegen. Larry hatte im Hochspringen seinen eigenen
Smith & Wesson Laser, der dem Geflügelten Tod bei der Verwandlung aus den
Klauen gefallen war, aufgehoben und wieder eingesteckt. X- RAY-3 rief dem
Uniformierten schon von weitem zu, dass es sinnlos wäre, mit einer normalen
Pistole etwas zu unternehmen. Higgins’ Wunde war fachmännisch verbunden und
versorgt. Die Kugel war glatt durch den Oberarm gedrungen und hatte eine tiefe,
heftig blutende Fleischwunde hinterlassen. Das Knattern von Helikoptertlügeln
war zu hören. Mit dem über Funk angeforderten Hubschrauber, der vom an der
Straße landete, sollte Higgins nach London in ein Hospital gebracht werden. „So
eilig ist es nicht, Larry“, stieß er hervor, nachdem X-RAY-3 ihm in knapper
Form bei der Annäherung zugerufen hatte, was passiert war. „Nehmen Sie den
Helikopter... von oben haben Sie die bessere Sicht! Er muss sich irgendwo hier
in den Hills verstecken ... Bei mir ist alles okay. Wenn die Weißkittel ein
paar Stunden später meinen Arm untersuchen, reicht das auch noch... Er ist gut
abgebunden, die Blutung ist fast zum Stillstand gekommen.“ Higgins’ Stimme
klang fest und sicher, und er schien seine Verletzung in der Tat gut
überstanden zu haben. Dass in diesen Minuten ein Hubschrauber zur Verfügung
stand, war ein Glücksfall, den Larry Brent sich nicht entgehen ließ. Edward
Higgins hatte recht. „Los, hoch mit der Kiste!“, rief Larry Brent dem Piloten
zu, noch ehe die Rotoren ausliefen. „Und ab Richtung Nordwesten!“ Er zog sich
in die Maschine zurück. Der durch die Rotoren verursachte Wind zerzauste seine
Haare. Larry hatte die Tür noch nicht eingeklinkt, da hob der Helikopter auch
schon ab. Straße und Weg fielen zurück, dann sauste er im Tiefflug über die
Baumwipfel, weiter in die bewaldeten Chiltem Hills hinein.
    „Da vom ist
er!“, Larry Brent deutete auf die dunkle Gestalt, die sich vom trüben
Regenhimmel kaum abhob. Der Geflügelte Tod zog seine Bahn. Mit heftigen
Flügelschlägen passierte er die Baumwipfel. Der knöcherne Schädel mit den
leeren, gespenstisch glosenden Augenhöhlen drehte sich. Der Geflügelte nahm den
Helikopter wahr. Er wurde verfolgt. Der Unheimliche verdoppelte seine
Anstrengung und erhöhte seine Geschwindigkeit, wusste jedoch, dass er dem Tempo
der heranrasenden Maschine nichts entgegensetzen konnte. Seinen ursprünglichen
Plan, sich so schnell wie möglich unbemerkt in sein Versteck zurückzuziehen,
musste er fallen lassen. So hatte er sich den Verlauf seiner Flucht nicht
vorgestellt...
    „Aber ich
werde dich kriegen!“, stieß er zischelnd wie eine Schlange hervor. „Dich - und
den Stab ... Und du wirst mich noch auf Knien bitten, Brent, dich schnell zu
töten ... Du irrst, wenn du glaubst, dicht vorm Ziel zu sein. Ich habe dich in
der Hand, und du wirst um Gnade winseln ...“ Der Abstand zwischen ihm und der
Flugmaschine schrumpfte schnell. Wie ein Stein ließ der geflügelte Totenschädel
sich nach unten fallen. Rund eine Meile hatte er zurückgelegt. Bis zum alten
Castle waren es noch mal zwei, aber die konnte er auf diese Weise unmöglich
hinter sich
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