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1030 - Das Ende einer Hexe

1030 - Das Ende einer Hexe

Titel: 1030 - Das Ende einer Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Wildbach rauschte.
    Zu sehen war er nicht, aber zu hören. Das Plätschern des Wassers löste bei mir eine bestimmte Assoziation aus. Ich merkte, wie mein Durst noch größer wurde, als läge Staub in meiner Kehle.
    Jeder Gefangene hatte das Recht auf eine Mahlzeit, eingeschlossen der Getränke. Ich allerdings fühlte mich ziemlich verlassen. Ob ich hier mit Nahrung versorgt wurde, kümmerte keinen Menschen. Dabei schloß ich den Konstabler mit ein.
    Natürlich fragte ich mich immer wieder, wie lange er mich hier schmoren lassen wollte. Einen halben Tag und die anschließende Nacht? Mein Verschwinden würde erst später in London auffallen, wenn das Wochenende vorbei war und ich mich nicht im Büro blicken ließ. Ansonsten konnte ich hier versauern.
    Und das genau würde nicht passieren, denn ich fühlte mich als wichtiger Teil eines Plans. Eines Puzzles, in dem ich ein zentraler Baustein war. Liebend gern hätte ich gewußt, mit wem Harriman da gesprochen hatte. So war ich nur auf Vermutungen angewiesen, und schon die ganze Zeit über wollte mir ein Name nicht aus dem Kopf.
    Rodney Quiller!
    Der Initiator dieses angeblichen Klassentreffens. Von ihm war der Vorschlag gekommen, er hatte mir auch die Einladung geschickt. Es lag lange zurück, daß wir uns gesehen hatten. Jeder war seinen eigenen Weg gegangen, jeder hatte sich entwickelt, und es gab niemand die Garantie, daß die Entwicklung eines Menschen auch immer positiv verlaufen mußte.
    Ich hakte mich an diesem Namen einfach fest. Wer war dieser Quiller? Was war aus ihm geworden?
    Ich mußte mir schon die Bilder aus meiner Schulzeit zurückholen, um ihn mir vorstellen zu können.
    Rodney Quiller war mir nie sonderlich sympathisch gewesen. Er hatte eine Art an sich gehabt, andere Menschen zu unterdrücken, um das Heft selbst in die Hände zu nehmen. Das hatte ihn auch vorangebracht.
    Wie sah er aus?
    Ich erinnerte mich an sein sehr blondes und beinahe übernatürlich helles Haar. Auch an die helle Haut. Über beides hatten wir hin und wieder gespottet, und es war auch der Begriff Albino gefallen.
    Ob Quiller jetzt noch so aussah, wußte ich nicht. Wenn ja, dann würde ich ihn auch nach all den Jahren erkennen, das stand für mich fest. Es sei denn, er hätte sein Haar gefärbt.
    Ich schoß mich immer mehr auf Quiller ein. Es konnte kein anderer sein, sagte ich mir. Quiller hatte mich herbestellt, um mich elegant aus dem Verkehr zu ziehen.
    Warum?
    Es gab nur die eine Möglichkeit. Ich hatte ihn gestört. Er fühlte sich gestört, und deshalb mußte er auf der anderen Seite stehen.
    Auf der dämonischen oder schwarzmagischen. Ein Feind für mich, und ich war ein Feind für ihn.
    Hundertprozentig Bescheid wußte ich nicht. Es waren noch Vermutungen, die sich nach dem Gespräch der beiden Männer im Office verdichtet hatten.
    Wichtig war der Konstabler. Nur er konnte mich weiterbringen. Ich mußte aus ihm herauskitzeln, mit wem er sich unterhalten hatte. Das wäre schon die halbe Miete gewesen.
    Aus dem Büro hörte ich nichts mehr. Es stand zu befürchten, daß auch Harriman das Haus verlassen hatte, und das wiederum wäre fatal für mich gewesen. Dann hing ich noch länger fest. Stunden oder auch die ganze Nacht. Rechnen mußte ich mit allem.
    Ich hörte keine Schritte, kein Hüsteln, keine Stimme. Die Stille wurde nur von meinen eigenen Geräuschen unterbrochen.
    Allmählich wurde ich unruhig. Ich wanderte wieder in der Zelle auf und ab. Es war immer die gleiche Strecke. Von der vergitterten Tür bis zum Fenster hin. Dann die Drehung und wieder zurück.
    Das Fenster hatte ich auch weiterhin offengelassen. So gut wie keine Außengeräusche waren zu hören. Passing Bridge schien im Koma zu liegen.
    Ab und zu hörte ich das Geräusch eines irgendwo in der Nähe vorbeifahrenden Wagens, ansonsten aber blieb es still, und ich war allein.
    Die Sonne war weitergewandert und hatte auch für eine Veränderung der Schatten gesorgt. Sie waren länger geworden und zeichneten sich dunkel auf dem Boden ab. Dazwischen blitzte das Licht der Sonne, so daß auch funkelnde Inseln auf dem grünen Boden lagen, die, wenn sie sich bewegten, wie Reflexe auf dem Wasser wirkten.
    Vor dem Fenster blieb ich zum x-tenmal stehen. Umkrallte mit den Händen die Gitterstäbe, legte den Kopf zurück und wäre gern Herkules gewesen. Dann hätte ich die verdammten Stangen verbiegen oder einreißen können. Da blieb der Wunsch der Vater des Gedankens. Dennoch hatte sich draußen etwas verändert.
    Zum

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