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1030 - Das Ende einer Hexe

1030 - Das Ende einer Hexe

Titel: 1030 - Das Ende einer Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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erstenmal sah ich die Bewegung.
    Dort ging jemand.
    Nein, das war keine Täuschung. Ich schaute genau hin und sah eine Person, die von rechts nach links ging. Es war eine junge Frau, bekleidet mit einem sandfarbenen Sommerkleid, das an der Vorderseite bis knapp über die Oberschenkel hinweg zugeknöpft war. Bei jedem Schritt schwang das Kleid auf, so daß mein Blick auf die hellen Beine der blonden Person mit den wirren Locken fiel.
    Einige Sekunden wartete ich ab, um zu beobachten, wohin diese Unbekannte ging.
    Möglicherweise zum Bach, denn als sie mit dem Fenster auf gleicher Höhe war, drehte sie ab.
    Sie hielt sich noch jenseits des Knastgeländes auf und war ein Fleck inmitten der grünen Natur. Ich mußte schon ziemlich laut rufen, um gehört zu werden.
    »He, hallo…«
    Die Frau ging weiter. Allerdings nur zwei Schritte, dann blieb sie stehen. Sicherlich war sie überrascht worden. Sie drehte sich auch auf der Stelle, blickte aber noch nicht in meine Richtung. Das geschah wenig später, und da sah sie auch mein Winken hinter dem Gitter.
    Sie zögerte.
    »Bitte!« rief ich. »Tun Sie mir einen Gefallen, kommen Sie her. Ich bitte Sie!«
    Als Antwort hörte ich ein Lachen. »Warum sollte ich denn zu dir kommen?« fragte sie.
    »Weil ich mit dir reden will.«
    Für eine Weile nagte sie an ihren Fingerkuppen und hatte den Kopf dabei zur Seite gelegt. »Du sitzt im Knast, wie?«
    »Das kann ich nicht leugnen.«
    »Bist du ein Verbrecher?«
    »Nein, ich bin unschuldig.«
    »Ehrlich?«
    »Das schwöre ich.«
    »Na gut, wenn du es schwörst, dann komme ich näher. Aber ich bin auf der Hut.«
    »Das sollst du auch.« Mit einem derartigen Gespräch zwischen uns hatte ich natürlich nicht gerechnet. Jemand wie diese Person war mir selten oder noch nie vorgekommen. Diese junge Frau schien etwas naiv zu sein, aber ich wollte nicht voreilig urteilen, lächelte ihr so gut wie möglich zu und wartete ab.
    Sie war ungefähr Zwanzig oder knapp darüber. Ein kleines Gesicht mit einer ebenso kleinen Nase.
    Sommersprossen, ein herzförmig geschnittener Mund mit blassen Lippen. Die Naturlocken bildeten auf dem Kopf einen blonden Pelz, und als sie vor dem Zellenfenster stehenblieb, verschränkte sie die Hände auf dem Rücken.
    »Wie heißt du denn?« fragte sie mich.
    »John.«
    »Ich bin Mona.«
    »Ein toller Name.«
    »Danke.«
    »Wohnst du hier in Passing Bridge?«
    »Klar.«
    »Wo denn?«
    »In einem kleinen Haus am Bach. Früher hat es da mal einen Campingplatz gegeben, aber das ist vorbei. Seitdem laufen meine Geschäfte auch schlecht - leider.« Sie sah plötzlich betrübt aus.
    Ich zögerte die nächste Frage noch hinaus. »Du machst Geschäfte?«
    »Klar doch.«
    »Welcher Art?«
    »Ich fange Forellen, räuchere und verkaufe sie.«
    »Das ist interessant. Einfach so aus dem Wasser holst du sie?«
    »Nein, nein, man kann den Bach schon umleiten. Das haben wir auch getan. Ich lebe mit meinem Großvater allein, aber er ist jetzt nicht da. Er ist weggefahren. Nach Griechenland. Die Reise hat er in einem Preisausschreiben gewonnen.«
    »Finde ich toll. Warum bist du nicht mitgefahren?«
    »Einer muß bei den Fischen bleiben.«
    »Ja, da hast du recht.«
    »Du kommst aber nicht von hier, John?«
    »Nein. Aus London.«
    »Und was hast du hier getan? Warum hat man dich denn eingesperrt, wenn du kein Verbrecher bist?«
    »Der Konstabler hat mich hier aus Versehen eingesperrt, verstehst du das?«
    »Nicht so richtig. Eigentlich ist Edgar Harriman nett.«
    »Das glaube ich auch und…«
    Sie kicherte plötzlich und fragte: »Oder hast du falsch geparkt, John?«
    »Nein, das nicht. Aber du könntest mir einen Gefallen tun, Mona, wenn du möchtest.«
    Sie wiegte den Kopf und ließ ihn schräg auf der rechten Seite zur Ruhe kommen. »Was soll ich denn tun?«
    »Hast du ein Telefon?«
    »Nein.«
    »Schade.«
    »Hätte ich denn telefonieren sollen?«
    »Das wäre super gewesen.«
    »Ich kann ja zu einer Zelle gehen. Es gibt hier eine im Dorf.«
    »Wäre nicht schlecht, aber so habe ich das nicht gemeint. Du könntest mir vielleicht ein Telefon bringen.«
    Mona war mit diesem Wunsch überfordert. Sie konnte nur noch staunen. Und so hörte sich auch ihre Stimme an. »Wie… ähm… wie soll das denn gehen?«
    »Kennst du das alte Hotel?«
    »Klar, kenne ich das. Eine ziemlich unheimliche Gegend. Das Haus soll auch bald abgerissen werden.«
    »Vor dem Hotel steht mein Auto. Es ist ein Rover. Ich gebe dir die Schlüssel, du öffnest die Tür

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