1032 - Baphomets Monster
Draußen haben wir einen besseren Überblick.«
»Du sprichst mir aus der Seele.« René hatte die Antwort kaum gegeben, da drehte er schon ab und ging ins Freie.
Bloch blieb noch. Er wollte allein sein und die Atmosphäre noch einmal auf sich einwirken lassen. Möglicherweise hätte ihm der Würfel des Heils einen Hinweis auf gewisse versteckte Kräfte geben können, den allerdings hatte er nicht mitgenommen. Deshalb mußte er sich jetzt auf seinen Spürsinn und die Intuition verlassen.
Der Templer wanderte noch einmal durch die Kirche. Er war dabei so gespannt wie ein Wünschelrutengänger und achtete auf jedes Kribbeln in seinen Fingerspitzen. Nur als voll sensibilisierter Mensch war es ihm überhaupt möglich, etwas herauszufinden.
Hier gab es nichts. Abgesehen von der bedrückenden Stille. Alles mußte an der verdammten Monsterfigur hoch über ihm hängen. Sie war einzig und allein wichtig, und sie war der Hinweis auf den verfluchten Dämon Baphomet. Wenn auch verballhornt in diesem Fall.
Wer konnte schon wissen, wie verzweigt die Wege dieses Teufels waren und wer dabei auf seiner Seite stand.
Er ging wieder auf den Ausgang zu und verließ die Kirche. René wartete ein paar Schritte entfernt auf ihn. Als er den Abbé hörte, drehte er sich um.
Bloch lächelte und hob die Schultern. »Nichts, es ist so geblieben.«
»Hast du etwas anderes erwartet?«
»Gute Frage. Ich weiß selbst nicht, was ich erwartet habe«, gab der Templer murmelnd zurück. »Möglicherweise einen Hinweis aus der Vergangenheit, aber da habe ich mich geirrt.«
Ducroix hob den rechten Arm. Mit dem ausgestreckten Zeigefinger deutete er zum Dach der Kirche. »Dort sitzt unser Problem. An etwas anderes glaube ich nicht.«
Auch Bloch schaute hin.
Das Monstrum war noch zu sehen. Sogar ziemlich gut zu erkennen, obwohl es eigentlich mit dem allmählich anschleichenden Schatten der Dämmerung hätte verschmelzen müssen. Trotz dieser äußerlichen Veränderung malte es sich scharf dort oben ab. Leicht gebogen, den Schnabel vorgestreckt, glotzte es in die Tiefe, als wollte es dort unten all seine Feinde finden.
Bloch konnte sich bei dieser Steinfigur sogar glühende Augen vorstellen, die aber gab es nicht. Dieses Bild war seiner Phantasie entsprungen, und dabei blieb es auch.
»Es wird sich wohl erst etwas ändern, wenn wir den von dir erwähnten Schatten sehen, René.«
»Das meine ich auch. Wobei ich mich allerdings frage, ob diese Gestalt meinen Kater getötet hat.«
»Das ist möglich. Aber glaubst du daran, daß sie allein ist?«
»Wie meinst du das?«
»Du hast sie hier zwar allein gesehen, als sie auf dem Dach der Kirche herumturnte. Ich meine, daß sie nicht aus eigenem Antrieb gehandelt hat. Sie muß von irgendwelchen Hintermännern geschickt worden sein. Das sagen mir meine Erfahrungen und auch mein Gefühl.«
»Wer könnte dahinterstecken?«
»Wenn ich das wüßte, wäre mir wohler. Ich würde allerdings vorschlagen, daß wir uns nicht hier unbedingt noch länger vor dem Portal aufhalten sollten. Wir stehen hier zu sehr auf dem Präsentierteller. Von wo aus hast du den Schatten denn immer beobachtet?«
»Ich war in einer recht guten Deckung.«
»Hast du im Wagen gesessen?«
»Nein, das nicht.«
»Man hat dich nicht entdeckt?«
»Keine Ahnung. Jedenfalls hat man sich nichts anmerken lassen. Ich habe neben meinem Wagen gestanden, weil ich ihn auch als Schutz brauchte und gleichzeitig die Sicherheit hatte, schnell einsteigen und die Flucht ergreifen zu können.«
»Nicht schlecht gedacht.«
»Bon, dann machen wir es auch so. Ich habe das Auto vorsichtshalber an der gleichen Stelle geparkt. Du wirst sehen können, daß wir von dort aus den Turm auch in der Dunkelheit gut unter Kontrolle halten können.«
Der Abbé war einverstanden gewesen. »Alles klar, René, dann laß uns schnell gehen.« Bevor sich Bloch in Bewegung setzte und seinem Freund folgte, warf er noch einmal einen Blick auf die alte Templer-Kirche.
Wie ein starrer Schatten hob sie sich innerhalb des immer dunkler werdenden Abends ab. Bloch interessierte sich weniger für die Kirche als für deren Dach.
Dort hockte das mächtige, monströse Steinwesen wie auf dem Sprung. Als wartete es nur darauf, sich über die Kante auf ein Opfer stürzen zu können.
Bloch erschauderte. Er war ein Mensch, der schon erfahren hatte, daß sich schlimmste Befürchtungen bewahrheiten können.
***
Zuerst hatten sich die beiden Männer in den Wagen gesetzt. Den Inhalt
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