1032 - Baphomets Monster
diesem Dämon lange genug beschäftigt. Auch mit seinem Umfeld, aber derartige Gestalten habe ich nicht erlebt. Zudem ist er niemals als ein solches Wesen abgebildet worden. Es kann natürlich einen Zusammenhang zwischen ihm und dieser Figur geben, wie auch mit denen an den anderen beiden Kirchen, aber das Abbild des Baphomet ist das nicht, obwohl er damit zu tun haben muß, wie wir ja auf der Warnung gelesen haben.«
»Kann sein, Abbé, muß nicht sein. Für mich ist er ein wichtiges Glied in der Kette, und er muß eine große Bedeutung haben, sonst hätte man uns nicht gewarnt.«
»Das bestreite ich nicht, René. Wichtig jedenfalls werden die nächsten Stunden sein. Wir können uns nur selbst die Daumen drücken, daß sich etwas tut.«
»Bestimmt.« René Ducroix nickte. »Da bin ich mir sicher. Aber du willst sicherlich zunächst das Innere der Kirche sehen.«
Der Abbé lächelte. »Darauf bin ich gespannt. Eine Templer-Kirche ist für mich immer etwas Besonderes, und dann noch drei Kirchen, die nicht einmal weit voneinander getrennt stehen und zusammengehören, wie ich meine. Das will mir irgendwo nicht in den Kopf, wenn ich ganz ehrlich bin.«
»Warum nicht?«
Bloch lächelte etwas verkrampft. »Es ist ja schon für einen Templer-Führer wie mich blamabel, daß ich von der Existenz dieser Kirchen nichts gewußt habe. Dabei habe ich mich mit der Historie der Templer beschäftigt, darauf kannst du dich verlassen. Ich hätte eigentlich über die Kirchen in der Nähe von Sansa lesen müssen.«
»Kann es nicht sein, daß man sie bewußt aus der Historie eliminiert hat?« fragte René.
»Aus Schamgefühl?«
»Ist alles möglich. Jetzt hat man sich wieder erinnert. Deshalb wurde ich damit beauftragt, die Bauten genauer unter die Lupe zu nehmen, um so herauszufinden, was noch renoviert werden kann.«
»Wie sieht das Ergebnis aus?«
»Es ist möglich«, gab Ducroix zu. »Aber es wird viel Geld kosten. Da die offizielle Kirche in diesem Land finanziell nicht gerade reich gesegnet ist, wird man Sponsoren finden müssen, die eine Wiederherstellung unterstützen. Das ist aber noch Zukunftsmusik, und so etwas wird sich über Jahre hinziehen, denke ich mal. Darüber erreichen wir bestimmt das nächste Jahrtausend.«
Der Abbé wollte ihm nicht widersprechen. Beide Männer waren während der Unterhaltung auf den alten Rundbau zugegangen. Sie waren nicht nur durch die drückende Schwüle gegangen, auch die Stille blieb weiterhin bestehen. Falls es in der Umgebung irgendwelche Vögel gab, so hielten sich diese zurück. Sie hörten weder das Singen noch das Zwitschern der gefiederten Geschöpfe.
Im Westen sank die Sonne immer tiefer. Mit einer letzten, gewaltigen Kraftanstrengung malte sie den Himmel in diesem wunderbaren Rot an, das den Betrachter immer wieder von neuem begeisterte, und die Sonne selbst schien geschrumpft zu sein, wobei sich ihre Umrisse noch messerscharf abzeichneten.
Keine Stimmen. Keine Verkehrsgeräusche. Diese Gegend war verlassen und eingeschlafen.
Vor dem Eingangsportal blieben sie stehen. Früher waren die Besucher der Kirche über einen mit Steinen gepflasterten Weg gegangen. Von dieser Unterlage war nicht mehr viel zu sehen, weil das Unkraut sie wie ein Teppich bedeckte.
Der Abbé deutete auf das Portal. »Ist das noch der alte, ursprüngliche Eingang?«
»Soviel ich weiß, schon. Wer hätte es auch austauschen sollen? Wer immer sich hier zu schaffen gemacht hat, er hat sich damit begnügt, das Innere zu plündern.«
Bloch schaute sich die Tür genauer an. Dickes, schweres Holz, schon längst verwittert und von Furchen und Rissen durchzogen. Es war nicht mehr zu erkennen, ob damals irgendwelche Sprüche oder fromme Hinweise in das Holz eingeritzt worden waren. Die langen Jahrhunderte hatten ihre Spuren hinterlassen.
René Ducroix stemmte seine Schulter gegen das Holz. »Man muß etwas Kraft anwenden«, erklärte er. »Dann packen wir es auch.«
Der Abbé half ihm. Das schwere Portal klemmte. Dann schrammte es mit der Unterseite über den Boden hinweg. Das Kratzen hörte sich irgendwie häßlich an, aber so etwas mußte man einfach überhören, und den beiden öffnete sich die Kirche immer mehr.
Bloch war darauf gespannt gewesen, einen ersten Blick in die alte Templer-Kirche werfen zu können. Jetzt, als er es geschafft hatte, da spürte er schon so etwas wie Enttäuschung, denn zu sehen war so gut wie nichts.
Das Innere des Templer-Baus war in geheimnisvolles Dunkel getaucht. Es
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