1032 - Baphomets Monster
klar?«
»Ja, ich habe verstanden.«
»Das ist gut, sehr gut. Denke immer daran, daß du dich daran halten mußt. Sonst ist es vorbei. Du wirst ab heute einen neuen Weg gehen, und der wird dich in den Bereich der mächtigen Kirchen führen, wo du das tun sollst, was wir von dir verlangen.«
»Was soll ich machen?«
»Du wirst Zeichen setzen müssen. Du wirst seinen Namen hochleben lassen, das ist alles. Aber wichtig ist, daß du die drei Gesichter erweckst, die sie verteilen.«
»Welche Gesichter?«
»Seine!«
»Ich verstehe es nicht. Ich kenne sie nicht. Sie sind…«
»Wir werden dir alles beibringen. Wir werden dich alles lehren, was du wissen mußt.«
Wieder wurde Marina von der Klinge des Messers gestreichelt. Sie hatte dabei das Gefühl, von den kalten Knochenfingern des Todes berührt zu werden, und sie krampfte innerlich zusammen. Im Magen hatte sich eine Säure gebildet, die hoch in die Kehle stieg und wieder von ihr geschluckt wurde.
Sie spürte die Kälte der Klinge zwischen ihren Brüsten, als wollte sie sich dort durch den Stoff des Oberteils hinweg in das Tal eingraben und eine blutige Spur hinterlassen.
»Ja, ich arbeite für euch.«
»Das ist sehr gut.«
Wenig später hatte sie den Keller verlassen können. Die Augen waren ihr nicht verbunden worden. Als sie bewacht ins Freie trat, war sie froh, daß die Dunkelheit der Nacht über dem Land lag, denn ihre Augen würden sich erst wieder an das Licht gewöhnen müssen.
Das Fahrzeug wartete bereits. Bevor sie in den Citroën einstieg, warf Marina noch einen Blick zurück.
Man hatte sie in einem einsam stehenden Haus gefangengehalten, das zusätzlich noch geschützt durch einige in der Nähe stehende Bäume stand. Hier hätte sie niemand gefunden.
Sie stieg in den Fond. Zwei Männer klemmten sich rechts und links gegen ihren Körper und berührten sie mit hartem Druck.
Die Männer nahmen die Kapuzen ab. Sie taten es langsam, so daß es Zeit in Anspruch nahm. Marina hielt den Atem an. Sie wußte nicht, was sie überhaupt erwartete, doch sie rechnete damit, irgendwelche schrecklichen Gesichter zu sehen, was nicht stimmte.
Sie sahen völlig normal aus. Kein Schrecken zeichnete sich dort ab.
Menschliche Gesichter von Männern, die nicht zu jung, aber auch nicht zu alt waren. Sie waren in mittleren Jahren.
Der Fahrer drehte sich um. »Du kennst uns jetzt, Katze. Aber das ist auch alles. Versuche nicht, aus deinem Wissen Kapital zu schlagen, denn man wird alles tun, aber dir wird niemand glauben. Denk immer daran, wir sind die Stärkeren.«
»Ja, ich habe begriffen.«
»Sehr gut.«
Die Männer starteten. Und für Marina Caneri begann die Ungewisse Fahrt in die Zukunft…
***
Es war heiß. Augusthitze. Und es roch nach Staub, als Abbé Bloch den Zug verließ und den Bahnsteig betrat. Er stellte seinen schmalen Koffer ab, wischte über die Stirn und blinzelte hoch zur Bahnhofsuhr, weil er feststellen wollte, ob der Zug Verspätung hatte oder pünktlich eingefahren war.
Wie er sehen konnte, war er pünktlich eingetroffen, und er hoffte, daß der Mann, der ihn abholen wollte, ebenfalls pünktlich war. Versprochen hatte er es ihm.
Der Abbé sah nicht wie ein Priester oder Templer-Führer aus. Er trug weder die Kleidung eines Pfarrers noch das Gewand der Templer mit dem Kleeblatt-Kreuz darauf, er war normal gekleidet, sogar sommerlich. Ein weißes Hemd, ein heller Anzug aus Leinen, obwohl der ihm bei dieser Hitze wie mit Metall gefüllt vorkam.
Es war in den vergangenen Wochen schlimm gewesen. Europa stöhnte unter dieser schon seit vier Wochen andauernden Hitzewelle, die hin und wieder nur von kurzen Gewittern unterbrochen wurde, wobei diese sich zum Glück nicht zu schweren Unwettern entwickelt hatten. Immer nur kurze Abkühlungen, dann war die gnadenlose Sonne wieder am Himmel erschienen, um die Natur zu quälen.
Es hatte zwar keinen Sinn, aber der Abbé holte trotzdem ein Tuch aus der Hosentasche und versuchte, den Schweiß von seinem Gesicht zu wischen.
Trocken bekam er die Haut nicht, denn die Drüsen gaben sofort wieder die Tropfen ab. Durst quälte ihn. Der Wunsch nach einem Glas Wasser wurde fast übermächtig. Er freute sich auf einen kühlen Schluck, doch darauf würde er noch verzichten müssen, denn der Bahnsteig war leer. Die vier Fahrgäste, die mit ihm ausgestiegen waren, hatten den Bereich des Bahnsteigs längst verlassen, und so stand der Abbé wie eine einsame Gestalt neben den Schienen.
Neben ihm nahm der Zug wieder
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