1032 - Der Experimentalplanet
mich mehr auf meine Gefühle und Ahnungen verlassen. Du darfst nicht glauben, daß die Kosmokraten nur eine einzige Person damit beauftragt haben könnten, am Wiederaufbau des Imperiums zu arbeiten. Das wäre undenkbar, denn dafür ist es zu komplex, zu umfassend und zu vielseitig. Ich gehe davon aus, daß an vielen Stellen im Universum andere Wesen an der gleichen Aufgabe tätig sind. Und das bestimmt nicht seit gestern oder heute. Allenfalls bin ich ein Rädchen in einer gewaltigen Maschinerie, die am Ende die Wiederentstehung des Viren-Imperiums bewirken kann. Auch muß ich annehmen, daß die anderen in Gruppen arbeiten und bessere Hilfsmittel besitzen. Allein deswegen sind sie kompetenter und stärker als ich."
Perry Rhodan blickte nachdenklich.
„Aber trotzdem muß ich es wagen. Ich muß meinen Beitrag leisten, denn jeder einzelne Schritt bringt uns weiter. Mit uns meine ich alle, die guten Willens sind und wollen, daß die positiven Mächte des Kosmos siegen werden."
Wenn Quiupus Vermutung stimmte, so konnte sich Rhodan leicht ausmalen, was sich an anderen Orten im Universum abspielte oder zusammenbraute. Er konnte nur hoffen, daß die Geschehnisse so weit vom eigenen Schauplatz, von der Erde, der Milchstraße und der Kosmischen Hanse entfernt waren, daß sie keinen Einfluß auf die Menschheit nehmen konnten.
Er dachte auch an den Auftrag der Superintelligenz ES, den er vor 425 Jahren erhalten hatte. In den letzten Monaten hatte die Entwicklung um die Auseinandersetzung zwischen ES und Seth-Apophis immer stärker eskaliert. Die einzelnen Erfahrungen, die er gemacht hatte, zeigten schon an, daß er die wahren Zusammenhänge und die tieferen Hintergründe dieses Konflikts trotz der mahnenden Worte von ES unterschätzt hatte.
„Wir packen es an, Quiupu, nicht wahr?"
Das kosmische Findelkind nickte stumm.
„Du hast 24 Stunden Zeit, mein Freund. Dann legst du mir eine Liste vor, die die Dinge enthält, die du brauchst. In Ordnung?"
„In Ordnung." Quiupu wirkte trotzdem nicht zufrieden. „Ich fürchte aber, eine Liste wird nicht ausreichen."
3.
Als Adelaie an diesem Abend in ihre Wohnung kam, war sie müde. Der Tag im Forschungslabor war lang und hart gewesen, aber auch erfolgreich.
Zu ihrem Chef Franzlin besaß sie ein gutes Verhältnis. Seit Marcel Boulmeester durch den Angriff der Computerbrutzellen ums Leben gekommen war, führte Franzlin die Forschungsstätte der LFT.
Unter seinen Händen waren die Polizeicomputerzellen zur Einsatzreife entwickelt worden. Adelaie hatte mit ihren persönlichen Erfahrungen einen nicht unwesentlichen Beitrag dazu leisten können.
Sie war allein in der Wohnung, die sie mit ihrem Lebensgefährten Mortimer Skand teilte.
Mortimer war seit zwölf Tagen auf dem Neptunmond Nereide, wo er kurzfristig einen ausgefallenen Mitarbeiter eines anderen Forschungsstabs der LFT ersetzen mußte.
Adelaie fühlte sich einsam. Dennoch hatte sie die freundliche Einladung ihrer neuen Kollegin Sarga Ehkesh ausgeschlagen. Eigentlich wußte sie nicht, warum sie das getan hatte, denn der Kontakt zu der erfahrenen Exobiologin und Genforscherin hatte sich als sehr angenehm erwiesen. Adelaie konnte von der älteren Frau noch viel lernen.
„Deswegen also", lächelte sie, als sie das rosafarbene Licht an der Terra-Info-Anlage sah. Natürlich vermutete sie, daß Mortimer der Anrufer gewesen war.
Sie strich sich ihre halblangen braunen Haare glatt, die sie mit einem Mittelscheitel trug.
Natürlich wollte sie hübsch aussehen, wenn Mortimer sie erblickte.
Dann las sie die Notiz, die das Ausgabegerät gedruckt hatte. Der Anrufer war nicht Mortimer gewesen. Auch stand dort kein Name, sondern nur eine unbekannte Rufnummer.
Sie wählte zuerst die Terra-Info-Zentrale von Terrania an und erkundigte sich, wer der Inhaber dieses Anschlusses war.
„Es handelt sich um einen Anschluß im HQ-Hanse", antwortete die positronische Stimme. „Er ist keinem bestimmten Teilnehmer zugeordnet."
Es war über zwei Monate her, seit sie das letzte Mal im HQ-Hanse gewesen war. Sie erinnerte sich ungern an ihr Abenteuer mit Boulmeester und den Brutzellen, obwohl die unschönen Dinge in ihrem Gedächtnis zu verblassen begannen.
Die Angelegenheit war erledigt. Was wollte man also von ihr?
Sie bereitete sich erst ihr Abendessen, und nachdem sie das in aller Ruhe eingenommen hatte, wählte sie den bezeichneten Anschluß.
Das humanoide Gesicht auf dem Bildschirm erkannte sie sofort wieder. Der breite Kopf
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