1032 - Der Experimentalplanet
Demos Yoorn wurde in die Medostation zur weiteren Behandlung geschafft.
„Ich bin müde", sagte Adelaie.
„Ich auch", pflichtete Sarga bei. „Und noch immer kein Zeichen vom Verbleib meines Vaters."
„Diese Hoffnung solltest du wohl aufgeben."
„Nein, Adelaie", antwortete Sarga Ehkesh mit ernster Stimme. „Seit wir auf Lokvorth sind, klingt meine Geige schöner und lieblicher als je zuvor. Prester Ehkesh lebt noch."
*
Am nächsten Vormittag wartete Quiupu mit einer neuen Überraschung auf. Einer Arbeitsgruppe von Wissenschaftlern, die in seinem Auftrag Sensibilisierscheiben aus Platin hergestellt hatten, wurde der Zutritt zur Hauptkuppel verwehrt. Die Wachroboter, die Quiupu dort schon seit längerem postiert hatte, standen mit gezogenen Waffen vor dem Eingang.
Die Wissenschaftler machten erbost kehrt und setzten sich mit Sarga Ehkesh in Verbindung. Die Frau versprach, sich um dieses Vorkommnis zu kümmern. Gemeinsam mit Adelaie ging sie zu Quiupus Labor.
„Der Zutritt ist für jedermann untersagt", erklärte einer der Roboter den Frauen. „Das Labor wurde zu einem Quarantänebereich erklärt. Wenn es jemand wagt, die Sperrzone zu betreten, dann müssen wir Gewalt anwenden."
„Du weißt wohl nicht, mit wem du sprichst, Blechmachine", fauchte Sarga verärgert. „Ich möchte jetzt sofort zu Quiupu."
„Du bist die Leiterin des wissenschaftlichen Hilfsstabs", antwortete der Roboter getreu seiner Programmierung. „Auch für dich ist ein Betreten der Kuppel verboten."
„Wissenschaftlicher Hilfsstab. Daß ich nicht lache. Du bist eine Maschine, und du hast meinen Anweisungen Folge zu leisten. Gib sofort den Weg frei."
Die Roboter zögerten. Für sie lagen widersprüchliche Befehle vor.
„Warte, Sarga." Adelaie hob warnend eine Hand und lauschte angestrengt.
Ein dumpfes Dröhnen lag in der Luft. Zunächst ließ sich nicht feststellen, aus welcher Richtung es kam.
„Das angekündigte Erdbeben?" fragte Adelaie.
Sarga Ehkesh stellte eine Funkverbindung zu den Wissenschaftlern her, die sich mit der Erdbebengefahr befaßten.
„Wir haben die zeitweise auftretenden Erschütterungen genau vermessen", erfuhr sie von dort. „Danach steht es fest, daß es sich keinesfalls um Beben handeln kann. Die wahre Ursache haben wir noch nicht gefunden. Die jetzigen Erschütterungen kommen einwandfrei aus der Mittelkuppel. Quiupu muß irgendwelche Maschinen angeworfen haben. Die Ausschläge der Seismographen sind von einer ganz anderen Charakteristik als früher."
„Quiupu ist es also", knurrte Sarga wütend. „Was zum Teufel treibt der Bursche nur?"
„Da!" Adelaie zeigte durch die transparenten Wände des Verbindungsstollens nach draußen auf die Spitze der Kuppel. Dicke gelbe Qualmwolken stiegen dort ins Freie.
Gleichzeitig wurde das Dröhnen immer heftiger.
Die Roboter blieben von dem Geschehen unbeeindruckt.
„Habt ihr eine Sprechverbindung zu Quiupu?" fragte sie Adelaie.
„Natürlich", antwortete der Sprecher der Roboter. „Aber im Augenblick ist sie unterbrochen. Quiupu möchte nicht gestört werden."
„Das hat so keinen Sinn", stellte Sarga fest. „Wir gehen in mein Arbeitszimmer. Ich werde mich von dort über Interkom mit dem Verrückten in Verbindung setzen."
Sie drehte sich um und ging. Adelaie folgte ihr.
Als sie den Verbindungsstollen verließen und in das Arbeitsgebäude traten, erbebte die Erde erneut unter ihren Füßen. Sekunden danach heulten die Alarmsirenen in der Forschungsstation auf.
„Achtung", ertönte es über die Lautsprecheranlage. „Hier ist das Seismographische Lagezentrum. Die heftigen Erschütterungen sind kein Erdbeben, aber unter der ganzen Station ist die Planetenoberfläche in Unruhe geraten. Höchste Wachsamkeit ist geboten."
Die Stöße wurden immer heftiger. Sarga und Adelaie begannen zu rennen.
Kurz bevor sie das Arbeitszimmer der Wissenschaftlerin erreichten, bäumte sich wenige Meter vor ihnen der Boden auf. Adelaie konnte Sarga gerade noch zurückhalten, sonst wäre die Frau in eine sich öffnende Spalte gefallen.
Ein schnell dicker werdender brauner Körper ringelte sich in die Höhe. Der Vorgang war von dem Krachen der zerbrechenden Plastik- und Metallteile des Gebäudes begleitet.
Ein zweiter Strang tauchte daneben auf und schlängelte sich an der Seitenwand hoch. Er beugte sich zur Seite und hieb wie eine gewaltige Peitsche an die Wand, die sofort zerbrach.
Trümmer regneten von der Decke herab und trafen die beiden Frauen. Das ganze
Weitere Kostenlose Bücher