1033 - Die Hamiller-Tube
sein", meinte Gucky danach, „sie zu finden. Sie besitzt zwar eine charakteristische Hirnwellenstrahlung, aber sie kann sie sehr gut abschirmen."
„Wenn sie nicht hier in Terrania, im HQ oder auf dem Raumhafen ist", vermutete Danton, „so ist sie vielleicht schon auf der BASIS."
„Das wird sich ja wohl feststellen lassen", behauptete Gucky.
Mit gewichtigen Schritten begab er sich zum Interkom.
*
Auf dem Hauptbildschirm in der Zentrale erschien ein kunstvoll verschnörkeltes H.
„Am besten ist es", sagte die Hamiller-Tube, „wenn Sie über diesen Anschluß mit mir sprechen."
Waylon Javier trat vor das Gerät. „Wir wollen zunächst einmal eins feststellen", sagte er laut. „Du bist eine Positronik, und siezen tun wir uns schon lange nicht mehr. Mir scheint, du hast in den vergangenen 422 Jahren einiges verschlafen. Unter anderem auch ein paar sprachliche Reformen."
„Es steht in Ihrem Ermessen, wie Sie mich ansprechen", antwortete die Positronik. „Und in meinem, wie ich zu Ihnen rede."
„Meinetwegen." Javier winkte ab. „Ich verlange ein paar Erklärungen."
Die Besatzung der Hauptzentrale stand schweigend im Kreis um den Kommandanten und verfolgte das Gespräch. Sogar Olli-Bolli hielt den Mund.
„Punkt eins. Aus welchem Grund hast du dich just am heutigen Tage eingeschaltet?"
fragte Javier.
„Es war einmal vor langer Zeit ein Ehepaar, Mister Javier", begann die Hamiller-Tube steif und förmlich, „das wünschte sich sehnlichst ein Kind. Als ihnen eines Tages ein Sohn geboren wurde, hegten und pflegten sie ihn. Das Kind hieß Payne, denn nach dieser Geschichte hat mich mein Vater Payne getauft. Der Junge wuchs heran, aber er sagte kein Wort. Als er drei Jahre alt war, suchten die verzweifelten Eltern die besten Ärzte auf, die es in jener Zeit gab. Aber sie erhielten überall die gleiche Antwort. Das Kind Payne war gesund, aber stumm. Einen organischen Fehler konnten sie jedoch nicht finden. Die Eltern fanden sich schließlich mit ihrem Schicksal ab.
Deshalb liebten sie ihr Kind aber noch mehr. Der Junge wuchs heran, und als er 17 Jahre alt war, saß die kleine Familie eines Abends gemeinsam beim Essen. Plötzlich sagte Payne: Das Salz fehlt. Die Eltern sprangen vor Freude in die Höhe, und Tränen traten in die Augen der Mutter. Mein Gott, stammelte sie. Junge, du kannst ja sprechen.
Warum hast du nie ein Wort gesagt? Und Payne antwortete: Bis jetzt war ja immer alles da. Nun wissen Sie, Mister Javier, warum ich so lange geschwiegen habe."
„Ich weiß nicht", knurrte der Kommandant, „ob ich über diesen Unsinn lachen oder weinen soll."
„Das ist selbstverständlich allein in Ihr Ermessen gestellt. Haben Sie noch weitere Fragen?"
„Natürlich, Positronik. Es gibt da ein Gerücht, das besagt, daß in deinem Innern das Gehirn des verstorbenen Payne Hamiller enthalten ist. Ich verlange eine vernünftige Erklärung."
„Die ist einfach zu geben, obwohl sie unwichtig ist. Ich hatte eher damit gerechnet, daß Sie Fragen zu den aktuellen Problemen haben."
„Beantworte meine Frage, Positronik", forderte Javier. „Es gibt immer noch die Möglichkeit, dich von meinem Raumschiff zu entfernen."
„Theoretisch ja." Die Hamiller-Tube schien nicht im geringsten beunruhigt. „Aber Sie werden nicht so unklug sein, sich Ihres wichtigsten Helfers zu entledigen. Im übrigen ist die BASIS nicht Ihr Raumschiff. Sie ist unser Raumschiff."
„Du sollst die Frage nach dem Gerücht um Hamillers Gehirn beantworten."
„Bitte sehr, Mister Javier. Ich bin Hamiller."
„Und was ist mit dem Gerücht?"
„An jedem Gerücht ist etwas Wahres und etwas Erfundenes. So ist es auch in diesem Fall. Es dürfte Ihnen bekannt sein, daß ich der Erbauer Ihres wichtigsten Helfers bin. Mehr kann ich Ihnen dazu im Augenblick nicht sagen."
Waylon Javier stand kurz vor der Verzweiflung. Wie sollte er mit dieser kokettierenden Positronik zusammenarbeiten? Innerlich hatte er längst beschlossen, daß der Kasten von der BASIS verschwinden mußte.
„Wir werden dich zerlegen", drohte der Kommandant, „um dein Geheimnis zu lüften."
„Diesem Vorhaben kann ich nicht zustimmen", antwortete die Positronik. „Sie und ich sollten uns vielmehr bemühen, uns an eine wirkungsvolle Zusammenarbeit zu gewöhnen.
Sie brauchen mich, und ich brauche Sie. Die Zeit ist reif, um Ihnen dies mitzuteilen. Den Beweis für die Notwendigkeit werden Sie selbst noch erleben."
„Ich verstehe kein Wort", nörgelte Javier.
„Das
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