1033 - Schlangenfluch
Bei mir stellten sich die dünnen Haare an den Armen hoch, weil ich daran dachte, daß diese Schlangen verdammt giftig sein konnten.
Sechs Tote! Wir waren auch nicht dazu gekommen, Gilmore nach Jane Collins zu fragen. Plötzlich ging es um uns.
»Schlangen!« flüsterte Gilmore. »Schlangen…« Er lachte. »Meine besten Freunde. Meine kleinen Lieblinge, die alles für mich tun, was ich will.« Er rieb seine Hände. »Sie sind überall. Hier oben, auch unten, denn wenn ich es will, verfolgen sie mich an jeden Ort, der mir gerade in den Sinn kommt. Es gibt einige Menschen, die mich gestört haben, die mich nicht ernst nahmen, und ihnen habe ich bewiesen, was sie sich selbst damit antaten. Meine Freunde haben mich gerächt, und deshalb liebe ich sie so.« Er lächelte uns an und ließ wieder die ungewöhnlichen Töne aus seinen Mundwinkeln zischen.
Beinahe hörten sie sich an wie ein defektes Flötenspiel. Ich wunderte mich sehr darüber, denn Schlangen reagierten bei einem Beschwörer nicht auf die Töne der Flöte, sondern auf die Bewegungen des Mannes.
Hier war es anders. Da schien Gilmore eine Möglichkeit gefunden zu haben, mit diesen Tieren zu kommunizieren. Sie taten alles für ihn. Er war ihr Herr, und er hatte sie so nahe an uns herangeholt, daß wir von ihnen eingekreist waren.
Noch berührten sie uns nicht. Aber sie blieben auch nicht still und umschlängelten uns. Die größten Teile ihrer Körper berührten dabei den Boden. Nur einige von ihnen hatten ihre flachen Köpfe etwas angehoben und schoben sie vor, wobei aus ihren schmalen Mäulern immer wieder die Zungen hervorhuschten. Sie bissen noch nicht zu, denn sie warteten sicherlich auf den Befehl.
Gilmore fühlte sich in seinem Element. »Nun, wie gefallen Ihnen meine kleinen Freunde?«
»Sind sie giftig?« fragte Suko.
Gilmore nickte sehr bedächtig, bevor er sprach. »Ja, sie sind giftig. Alle sind giftig. Wenn sie beißen, werden Sie beide keine Chance mehr haben, denn das Gegenmittel, das Ihnen helfen könnte, befindet sich in meinem Besitz.«
»Das dachten wir uns«, sagte ich.
»Können Sie sich vorstellen, daß Sie mein Haus noch lebend verlassen werden?« fragte er.
»Sie wollen tatsächlich zwei Polizisten umbringen lassen?«
»Warum nicht?«.
»Man weiß, wo wir sind.«
»Das kenne ich. Habe ich oft genug gehört und gelesen. Es wird mich nicht weiter stören. Ich bin inzwischen sehr mächtig geworden, denn ich habe den alten Fluch übernommen. Jeder, der sich mir in den Weg stellt, wird umgebracht.«
»Das haben wir erfahren. Wie auch Jane Collins – oder?«
Gilmore zeigte sich nicht im geringsten überrascht, als er den Namen der Detektivin hörte. »Ah«, sagte er nur. »So also haben Sie meine Spur gefunden.«
»Unter anderem.«
»Sie ist hier.«
»Tot?« fragte ich und hatte dabei Mühe, mich zu beherrschen.
Er zog die Nase hoch, als wollte er schnuppern. »Das weiß ich nicht, ob sie schon tot ist. Es wäre zumindest schade, denn sie und Kelly Farlane gefallen mir. Ich bin kein Frauentyp, das bestimmt nicht. Ich brauche Helfer, um an gewisse Frauen heranzukommen. Da haben mich meine Freunde nicht im Stich gelassen. Sie sorgen dafür, daß alles so abläuft, wie ich es will.«
»Wer ist noch bei ihr?« fragte Suko.
»Kelly Farlane.«
Der Name sagte uns nichts, was Gilmore auch merkte, denn er winkte scharf ab. »Sie können sich aussuchen, wo Sie sterben wollen. Hier direkt oder in meinem Schlangenkeller? Da überlasse ich Ihnen die Wahl. Nur zögern sie nicht zu lange. Ich möchte mich noch mit den beiden Damen beschäftigen.«
»Am besten überhaupt nicht«, sagte ich und hatte blitzschnell meine Waffe gezogen. Gilmore stand sehr günstig. Ich konnte seinen Kopf nicht verfehlen, auf den die Mündung wies. »Bisher haben wir Ihnen zugehört, Mr. Gilmore. Jetzt ist die Reihe an Ihnen, uns zuzuhören, wenn Sie verstehen.«
Ich hatte befürchtet, daß die Schlangen angreifen würden, doch meine Bewegung hatte sie kalt gelassen. Nach wie vor umlauerten sie uns und warteten auf den Befehl.
Peter Gilmore lachte spöttisch. »Glauben Sie denn, daß Sie damit weiterkommen?«
»Davon bin ich überzeugt. Wenn Sie den Schlangen den Befehl geben, uns zu töten, kann ich das nicht ändern. Aber eine Kugel aus der Waffe ist ebenso schnell wie ein Biß, und das Geschoß wird auch Ihr Leben auslöschen, Mr. Gilmore.«
»Es könnte sein«, gab er zu.
»Wie schön, daß wir uns verstehen.«
Auch Suko hatte seine Beretta
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