1033 - Schlangenfluch
Mann zusammen. Dabei hörten wir ein Würgen, und kurz darauf quoll etwas aus seinem Mund. Es sah zuerst wie ein grauer Klumpen aus.
Das wiederum stimmte nicht, denn aus dem Mund hatte sich der Kopf einer Schlange gedrückt.
Gilmore würgte. Er bemühte sich, die Schlange mit ihrem Körper aus dem Rachen zu pressen, was ihm nicht mehr gelang. Das Tier zog sich wieder zurück, um Platz für die anderen Schlangen zu schaffen, die längst eine zuckende Decke auf seinem Körper ausgebreitet hatten.
Auch sie wollten ihn.
Die kleineren glitten in seinen Mund hinein. Suko und ich standen längst nicht mehr an der Treppe. Wir waren näher an Gilmore herangetreten, denn wir wollten ihm helfen.
Es war nicht möglich. Schlangen hielten uns davon ab. Wir mußten davon ausgehen, daß wir es hier mit giftigen Tieren zu tun hatten. Ein Biß konnte tödlich sein.
Als Suko zu nahe an den Körper herankam, schnappte eine Schlange zu, die sich anscheinend von ihm gestört fühlte. Ihre Giftzähne aber hackten ins Leere, und das Tier kümmerte sich wieder um die Person, die einmal ihr Herr und Meister gewesen war.
Gilmore lebte noch. Er bewegte sich auch. Mühsam hob er seine Arme. Die Finger zuckten dabei. Sie drehten sich den Handflächen entgegen und schlossen sich zu Fäusten.
Dann erwischten ihn die Bisse.
Damit hatten wir nicht gerechnet. Wir waren davon ausgegangen, daß alle passenden Schlangen durch den Mund in seinen Körper gleiten würden, um ihn voll und ganz zu übernehmen.
Sie hatten wohl nicht alle Platz gefunden. So erlitt der sechsfache Mörder das gleiche Schicksal wie seine Opfer.
Das Gift tobte in seinen Adern. Er hätte jetzt schwach werden müssen, aber es trat das Gegenteil ein. Zuerst waren es nur die Zuckungen, die wir nicht verstanden, dann aber schaffte der Mann es, seinen Körper aufzurichten. Mit Hilfe der Schlangenkraft, des Giftes, das in ihm steckte, kam er in die Höhe.
Und plötzlich stand er wieder.
Breitbeinig und von Schlangen behängt. Sie rutschten über seinen Körper und legten sich dabei wie dünne Schals um den Hals des Mannes, als wollten sie Gilmore erwürgen.
Er schaukelte ruckartig vor und zurück. Sein Gesicht quoll auf. Die Haut dünnte immer mehr aus, und unter dieser dünnen Fläche arbeitete es. Wir wußten, daß Gilmore ein verdammt langes Sterben bevorstand. Bestimmt hatte ihn der Schlangenfluch getroffen und nicht andere Menschen, für die er vorgesehen war.
Die Zunge streckte er hervor wie ein Clown, der seine Zuschauer amüsieren wollte. Bei Gilmore war es mehr ein Zeichen der Hilflosigkeit, wie auch das harte Schlagen seiner Arme gegen den Körper.
Ein Schrei. Nein, mehr ein Ächzen und Würgen. Gleichzeitig quoll der Kopf noch stärker an. Die beiden Augen schnellten aus den Höhlen. Sie hingen nur noch an Fäden und baumelten vor dem Gesicht auf und ab.
Dann explodierte sein Kopf, und auch der Körper folgte einen Herzschlag später, und dort, wo er gestanden hatte, tanzten plötzlich zahlreiche Schlangen in der Luft.
Sie konnten sich nicht halten, denn sie verpufften und wurden zu einer dunklen Wolke.
Der Fluch hatte zugeschlagen.
Es gab keinen Peter Gilmore mehr und auch keine Schlangen. Da konnten wir zufrieden sein…
***
So schnell wie möglich, aber durchaus vorsichtig hatten wir den Keller verlassen. Beide Frauen lebten, aber die Erlebnisse hatten bei ihnen Spuren hinterlassen.
Während Jane sich gut hielt – sie war schlimme Dinge gewissermaßen gewohnt – erging es Kelly Farlane ziemlich schlecht. In ihr tobte noch immer die Angst. Da brauchten wir nur einen Blick in ihre Augen zu werfen, um das zu erkennen. Im Bungalow selbst fanden wir auch keine lebenden Schlangen mehr, was nichts heißen mußte; sie konnten sich auch versteckt halten.
Jedenfalls würden wir Experten kommen lassen, die sich das Haus näher anschauten und auch über Schlangen und deren Verhalten Bescheid wußten.
Jane Collins wollte natürlich wissen, wie wir auf ihre Spur gestoßen waren.
»Ganz einfach«, sagte ich. »Durch Lady Sarah.«
Sie lachte. »Wie hätte es auch anders sein können. Gut, daß ich sie eingeweiht habe. Aber beendet ist der Fall für mich nicht«, sagte Jane und schaute dabei auf den toten Einbrecher. Er lag nicht weit von uns entfernt.
»Wieso nicht?«
»Weil ich einfach das Gefühl habe, von einer gewissen Ada Gilmore benutzt worden zu sein. Aber das ist nicht eure Sache. Das geht einzig und allein nur mich etwas an.«
»Zum Glück«,
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