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1035 - Die Totenkammer

1035 - Die Totenkammer

Titel: 1035 - Die Totenkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Regale. Der Teppich hatte ein dezentes Muster. Ein alter Schrank aus Eichenholz hatte ebenfalls seinen Platz gefunden, und er breite Schreibtisch bestand aus dem gleichen Material.
    Die Besucherstühle waren gepolstert. Sie standen so, daß das Fenster hinter uns lag, als wir uns gesetzt hatten.
    »Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten, Gentlemen?«
    Wir verzichteten darauf.
    Der Dekan strich über sein graues, kurzgeschnittenes Haar. Das Lächeln wirkte verklemmt. Man sah ihm an, daß er von Sorgen geplagt wurde. »Ich wünschte mir, daß alles wäre nicht geschehen.« Er hob die Schultern. »Bisher haben wir die Presse noch außen vorhalten können, ein Wunder in diesem Land. Aber seit dem tragischen Ende der Lady Diana ist man etwas vorsichtiger geworden. Wie dem auch sei«, sagte er nach einem tiefen Einatmen. »Fünf verschwundene Studentinnen sind Grund genug zu verzweifeln und…«
    Suko schaltete schneller als ich. »Fünf, sagten Sie, Professor?«
    »Ja, ja…« Er zwinkerte erstaunt.
    »Wir wissen nur von vier.«
    »Das Verschwinden der fünften Person wurde mir heute morgen gemeldet – leider…«
    »Wieder eine junge Frau?« erkundigte ich mich leise.
    »So ist es.«
    Ich mußte schlucken. Meine Kehle war plötzlich eng geworden.
    Suko saß starr neben mir, den Blick nach vorn gerichtet, aber er schaute ins Leere.
    »Sie heißt Mandy Frost.«
    »Wann verschwand sie?«
    »In der vorletzten Nacht, Mr. Sinclair.«
    »Und wann haben Sie davon erfahren?«
    »Vor gut zwei Stunden. Die hiesige Polizei war bei mir. Der ermittelnde Beamte ist Inspektor George Bancroft. Auch er steht vor einem Rätsel. Er kann es nicht begreifen. Auch wir können es nicht fassen. Fünf Studentinnen!« Er schüttelte den Kopf. »Einfach wie vom Erdboden verschluckt! Niemand weiß, was mit ihnen geschehen ist. Ob man sie entführt hat, ob sie überhaupt noch leben. Die Eltern jedenfalls haben keine Lösegeldforderungen erhalten. Das weiß ich, das ist auch der Polizei bekannt. Ich besitze nicht die Phantasie, um mir vorstellen zu können, was dahintersteckt.« Er schaute uns sehr ernst an. »Auch Sie werden Ihre Probleme und Schwierigkeiten bekommen, Gentlemen.«
    »Davon gehen wir aus«, sagte ich.
    »Ist es vermessen, wenn ich Sie frage, ob Sie bereits einen Plan haben?«
    »Nein, wie könnten wir. Es sind einfach zu wenig Fakten. Wir haben einige Unterlagen bekommen, die sehr dürftig sind. Wir haben sie auf der Fahrt hierher studiert und als erstes nach Gemeinsamkeiten gesucht, die es gibt.«
    »Welche?«
    »Alle Verschwundenen sind Frauen«, sagte Suko.
    »Natürlich, Entschuldigung, das hatte ich vergessen. Aber es gibt noch weitere, denke ich.«
    »Ja. Sie studierten alle an der historischen Fakultät. Geschichte und wohl Kunstgeschichte.«
    »Richtig, Inspektor.« Professor Lester strich mit den Händen über seinen Schreibtisch. »Ist es denn für Sie ein wichtiger Hinweis?«
    »Es könnte den Kreis der Täter einengen.«
    »Sie gehen davon aus, daß sich der Entführer – ich sage bewußt nicht Mörder – in diesem Umfeld aufhält?«
    »Ja.«
    Der Dekan knetete seine Wangen. »Sie haben recht, das engt den Kreis der Täter möglicherweise ein. Aber Sie glauben kaum, wie viele Studenten dort eingeschrieben sind. Eaton ist voll, und wir werden auch unseren legendären Ruf behalten. Es wird für Sie eine sehr schwere Arbeit werden.«
    Ich hob die Hand. »Moment, Professor. Es gibt ja nicht nur Studenten oder Studentinnen dort, auch Professoren.«
    »Wie meinen Sie das denn?«
    »So wie ich es sagte.«
    Damit mußte der erst zurechtkommen.
    Es war klar, daß es innerhalb des Kollegenkreises eine gewisse Loyalität gab, die sehr dicht war und nicht so leicht durchbrochen werden konnte. Auch jetzt sperrte er sich, was wir anhand seiner Haltung erkennen konnten, denn er hatte eine gewisse Abwehrhaltung eingenommen.
    »Halten Sie es für unmöglich?« fragte Suko.
    Der Dekan überlegte und räusperte sich. »Ich weiß wirklich nicht, was ich dazu sagen soll, Gentlemen. Das Wort ›unmöglich‹ nehme ich nur ungern in den Mund, doch ich denke, daß ich den Kollegen vertrauen kann. Weshalb sollte einer von ihnen so etwas tun? Das will mir nicht in den Kopf.«
    »Wie gut kennen Sie denn Ihre Kollegen?«
    »Wir arbeiten schon lange zusammen und pflegen auch guten Kontakt miteinander. Ich kann Ihnen die Namen nennen…« Das tat er dann. Wir hörten sie, nur war es schwierig, alle zu behalten. »Und es gab da keine Ausrutscher

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