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1035 - Die Totenkammer

1035 - Die Totenkammer

Titel: 1035 - Die Totenkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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lächelte, als er sein Fahrzeug anschaute. Er war noch immer stolz darauf, auch wenn es schon einige Jahre auf dem Buckel hatte.
    »Gehen wir, oder willst du dich noch am Anblick deines Wagens ergötzen?«
    »Auch wenn es mir schwerfällt, laß uns gehen. Ich sehe ihn allerdings lieber an als dich, John.«
    »Das kann ich von deiner Partnerin Shao auch behaupten.«
    »Sie habe ich nicht gemeint.«
    Wir konnten von der Seite her auf den großen Eingang zugehen, zu dem eine Treppe hochführte. Hohe Laubbäume standen wie Wächter in der Nähe. Manchmal bewegten sich die Blätter, wenn der Wind in sie hinein raunte. Dann schimmerten sie auf, denn das Sonnenlicht strich ebenfalls über sie hinweg und bestäubte einige wie mit goldenem Puder.
    Unsere scherzhafte Sprache hatten wir eingestellt. Bei diesem Wetter war es kaum vorstellbar, daß es auch eine dunkle Seite des Lebens gab. Vier junge Frauen waren spurlos verschwunden. Niemand wußte, ob sie noch erscheinen würden oder ob alles vorbei war. Mein Gefühl sagte mir, daß es möglicherweise nicht die letzten waren, die aus ihrem normalen Leben herausgerissen worden waren. Da konnten wir uns noch auf einige Überraschungen gefaßt machen.
    Die Doppeltür ließ sich schwer öffnen. Es war, als wollte die Vergangenheit den Menschen den Eintritt in ihre Zeit schwermachen.
    Wir betraten ein Gebäude, in dem der Mensch schon Ehrfurcht bekommen konnte, denn die weiten Flure und hohen Decken ließen uns richtig klein erscheinen.
    Zwei breite Treppen, die in einer gewissen Entfernung zu verschiedenen Seiten hin in die Höhe führten. Große Fenster, die das Licht durchließen, aber den Flur nicht so hell erscheinen ließen, weil die Scheiben aus dunklerem Glas bestanden.
    Es herrschte tiefe Stille. Keine Schritte. Kein Türenschlagen in irgendwelchen Etagen. Hier waren die Studenten und ihre Lehrkörper unter sich. Gefangen in einer Atmosphäre des Lernens, wie man es nicht bei allen Unis erlebt. Eaton war anders. Eaton war eben Tradition.
    An den Wänden sahen wir keine Bilder. Dafür schimmerte kupferfarben das Metall einer Hinweistafel, die für uns Fremde natürlich wichtig war. Wir blieben davor stehen und mußten die Köpfe zurücklegen, um die Hinweise entziffern zu können.
    Wichtig war der Dekan. Mit ihm waren wir verabredet. Er hieß Phil Lester und stand im Range eines Professors. Sein Büro würden wir in der zweiten Etage finden, und diesen Weg gingen wir zu Fuß.
    Im Treppenhaus verteilten sich Licht und Schatten. Die Kugellampen schwebten über uns wie kleine Monde. Das Geländer mit dem breiten Handlauf schimmerte in dunklem Braun.
    Nur unsere Tritte waren zu hören. Von oben her kam uns niemand entgegen, und im Flur der zweiten Etage begegnete uns kein Mensch.
    »Es kommt mir vor, als würden die hier einen Betriebsausflug machen«, sagte Suko.
    »Hier wird eben still gearbeitet.«
    »Nimm dir ein Beispiel daran.«
    »Arbeite ich laut?«
    »Frag Glenda.«
    Sie konnte ich zwar nicht fragen, dafür mußten wir uns um eine andere Sekretärin kümmern, die im Vorzimmer zum Büro des Dekans saß.
    Die Frau trug ein graues Kostüm über einer weißen Bluse, sah sehr streng aus mit ihren gescheitelten Haaren und hatte vor der Brust eine Brille mit dunklem Gestell hängen.
    »Zu wem sollen Sie, meine Herren?«
    »Der Name steht an der Tür«, gab ich locker zurück. »Oder sitzt hier noch jemand?«
    Sie setzte ihre Brille auf. Dabei holte die tief Luft. Hinter den Gläsern wirkten ihre Augen plötzlich fremd. »Ich möchte Ihnen zu einem anderen Ton raten, Mister. Sie haben wohl vergessen, wo Sie sich hier befinden?«
    »Ganz und gar nicht. In einem Sekretariat mit sehr alten Möbeln. Aber Sie werden lachen, der Dekan erwartet uns. Ob Sie es nun glauben oder nicht.«
    An der von uns aus gesehen linken Seite wurde eine Tür geöffnet.
    Sie zeigte von innen ein dickes Polster, und der Mann, der auf der Schwelle stehenblieb und uns anschaute, war groß, hager und lächelte knapp. Dabei verzogen sich die Falten in seinem Gesicht, das ziemlich sorgenvoll aussah.
    »Die Gentlemen vom Yard?«
    Wir nickten und stellten uns vor.
    »Bitte, kommen Sie.« Zu seiner Sekretärin gewandt sagte er: »Keine Störung in der nächsten Zeit, Edith.«
    »Sie können sich auf mich verlassen, Professor. Darf ich stören, wenn es sehr dringend ist?«
    »Das versteht sich.«
    Wir betraten ein Büro, dessen Einrichtung ebenfalls aus alten Möbeln bestand. Viele Bücher füllten zwei hohe

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