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1035 - Die Totenkammer

1035 - Die Totenkammer

Titel: 1035 - Die Totenkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mich an dem letzten Namen festgebissen.
    »Kennen Sie den Professor näher?«
    »Kaum. Er unterrichtet Geschichte.«
    »Oh.«
    »Was meinen Sie?«
    »Nichts, eigentlich. Nur haben die verschwundenen Mädchen allesamt Geschichte studiert. Das meinte ich damit.«
    Terry Oglio hob die Schultern. »Mich dürfen Sie nicht fragen. Ich habe mit dem Mann nichts zu tun gehabt. Ich kenne ihn auch nicht. Es gibt andere, die Sie fragen können.«
    »Den Dekan zum Beispiel«, sagte Suko.
    Ich war einverstanden. »Das werden wir auch tun.«
    »Gut«, sagte Bancroft und nickte uns zu. »Wenn Sie mehr wissen, rufen Sie mich bitte an. Ich muß in mein Büro.« Er gab uns die Karte, auf der auch seine Handynummer stand. Dann wandte er sich an Terry Oglio. »Du weißt, daß du Eaton nicht verlassen sollst, falls ich noch irgendwelche Fragen habe.«
    »Ist schon okay, Inspektor.«
    Bancroft war zufrieden. Wir waren es weniger, aber wir hatten so etwas wie einen Hoffnungsfunken.
    Einen Namen – Professor Levine…
    ***
    Tränen rannen über Tristan Levines Gesicht, als er die Kellertür öffnete. Er wußte nicht, ob es Tränen des Glücks oder der Trauer waren. Wahrscheinlich traf beides zu, denn das große Ziel lag bereits in seinem Sichtbereich.
    Die Tränen wirkten wie Grenzgänger zwischen seinen Gefühlen, und sie rannen noch immer aus seinen Augen, als er die Kellertür hinter sich geschlossen hatte.
    Den Kellerraum betrat er auf Zehenspitzen. Es war stockfinster, aber er atmete die Luft – ihre Luft. Die Totenluft. Sie war stickig und dumpf zugleich. Durchdrungen von einem Geschmack, der auf seiner Zunge tanzte, den er schmeckte. Der andere Menschen angewidert hätte, aber nicht ihn, denn er hatte sich bereits danach gesehnt.
    Er blieb noch stehen, denn er war zu einem besonderen Genießer geworden. Diesmal genoß er die Stille. Sie war einfach anders als eine normale Stille. Er suchte nach einem Vergleich und fand ihn schließlich.
    Die Stille glich der, in der es nichts zu hören gab, denn auch er hielt den Atem an. Levine kannte sich auch im Dunkeln aus. Er wußte genau, wo er hinzugehen hatte, um seine Marita zu sehen und ihre Nähe zu fühlen. Der gläserne Sarg war ideal. Ein Gefängnis und trotzdem frei. Ein sicherer Ort für seine über alles geliebte tote Frau.
    Er trat dicht an den Sarg heran. Zum Lichtschalter ging er nicht.
    Das normale Licht wäre ihm zu profan vorgekommen. Es war nicht würdig genug, um die Tote aus dem Dunkel zu holen. Deshalb hatte er sich dazu entschlossen, die Kerzen anzuzünden.
    Sie glichen dicken, weißblassen Armen. Er hatte sie aus verschiedenen Kirchen gestohlen, denn nur dort bekam er die Kerzen, die ihm gefielen. Hätte er sie in einem entsprechenden Geschäft gekauft, dann wäre er unter Umständen aufgefallen. Nichts sollte an ihn erinnern. Er war wie ein Phantom, das sich gern in der Nacht und bei schützender Dunkelheit bewegte.
    Die Kerzen hatte er bereits in der entsprechenden Reihenfolge aufgestellt. Zwei standen am Kopf- und zwei weitere am Fußende des gläsernen Sargs.
    Er holte Zündhölzer aus der Tasche. Sie raschelten in der kleinen Schachtel, als er sie bewegte. Mit spitzen Fingern nahm er ein Zündholz heraus und rieb es an. Die Flamme tanzte, brannte dann ruhiger, der erste Docht am Fußende bekam Nahrung, der zweite ebenfalls und mit einem weiteren Streichholz zündete Levine die anderen Dochte an.
    Vier Lichtinseln gab es jetzt. Sie standen räumlich voneinander getrennt und flossen doch zusammen, so daß sie wie brennende Seelen an den beiden Sargenden in der Luft schwebten und ihren Schein auf den gläsernen Behälter senkten.
    Das Licht huschte über den Deckel hinweg. Es sah aus wie ein leichtes, in Bewegung geratenes Wasser, das seine Reflexe hinterließ und auch in das Innere eindrang.
    Marita Levine lebte!
    Zumindest sah es so aus. Das flackernde Licht gab ihr diesen ungewöhnlichen Hauch von Leben. Es sorgte dafür, daß Schatten und auch hellere Flecken über den Körper der Toten hinwegtanzten, die eigentlich längst hätte verwest sein müssen, es jedoch nicht war.
    Professor Levine hatte sich an die rechte Seite gestellt. Er mußte den Blick einfach nach unten richten. Auch wenn er es gewollt hätte, es wäre ihm nicht möglich gewesen, irgendwo anders hinzuschauen. Seine Marita war ihm einfach zu wichtig.
    Das schmale Gesicht mit den blonden Haaren. Der Körper, eingehüllt in ein weißes Kleid. Die Augen, die geöffnet waren und zu ihm hochschauten, ihn

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