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1035 - Die Totenkammer

1035 - Die Totenkammer

Titel: 1035 - Die Totenkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Schulter. Das Gewicht der Frau spürte er kaum, schließlich war er kräftig genug. Der Mann stieß auch nirgendwo an, als er durch das dunkle Lesezimmer ging und die Nischentür ansteuerte.
    Er mußte schräg gehen, um mit der auf seiner Schulter liegenden Last hindurchzupassen. Mit der freien Hand schloß er die Tür. Wenig später hatte er den zweiten Leseraum ebenfalls verlassen und stand in der relativ großen Halle.
    Abermals überfiel ihn das Sicherheitsdenken. Er schaute sich sichernd um. Er lauschte und lauerte auf eine Bewegung oder ein Geräusch.
    Die Stille blieb. Und er fühlte sich trotz dieser Bedrückung sehr wohl. Es konnte nur noch nach vorn gehen, nur geradeaus, hin auf das Ziel gerichtet. Alles andere konnte er vergessen.
    Trotz der mitternächtlichen Stunde war es riskant, den normalen Ausgang zu nehmen. Da sich der Killer auskannte, fand er mit traumwandlerischer Sicherheit den Hinterausgang und trat hinaus ins Freie und in die Kühle der Nacht.
    Er sah die hohen Laubbäume in der Nacht stehen und nahm den Geruch ihrer Blätter in sich auf. Tief saugte er dabei die Luft ein. Sie drang in seine Lunge und sorgte für eine wundersame Belebung. Sogar seine Augen erhielten einen freudigen Glanz.
    Es war gut, es lief gut. Das hier war seine Zeit. Nichts anderes würde ihn stören.
    Die Bäume flankierten den Rand einer Straße. Hin und wieder rauschte ihr Blattwerk im Wind. Es waren mächtige Platanen, deren Stämme ihm auch den nötigen Schutz gaben. So sah kein Zeuge, wie er mit seiner Last auf der Schulter einige Schritte ging, um eine Grünfläche zu erreichen, die auch als Parkplatz diente.
    Dort hatte er seinen Wagen abgestellt.
    Es war ein BMW-Kombi der 3er Reihe. Bevor der Killer an den Wagen herantrat, schaute er sich um und suchte nach irgendwelchen Zeugen. Zu erkennen war nichts. So öffnete er in Ruhe die Heckklappe und verstaute die Leiche auf der Ladefläche.
    Sein Nicken zeigte an, daß er mit sich und seiner Tat mehr als zufrieden war.
    Gelassen nahm er hinter dem Lenkrad Platz. Er startete noch nicht, sondern schaltete zunächst das Licht der Innenbeleuchtung ein.
    Dann holte er das Bild seiner Frau aus der Tasche und nickte ihm zu. »Ich werde mein Versprechen halten, liebe Marita. Du brauchst keine Furcht zu haben. Mag deine Welt auch noch so kalt und widerwärtig sein, ich hole dich daraus hervor.« Ein letztesmal streichelte der Killer zärtlich über das Bild, dann steckte er es wieder weg.
    Mit einem guten Gefühl startete der Mann…
    ***
    Wir waren nicht zum erstenmal in Eaton, der alten Universitätsstadt westlich von London.
    Doch welche Unterschiede!
    Auf der einen Seite die vollgepfropfte und mit Hektik überladene Millionenstadt, in der die Menschen kaum Zeit füreinander fanden, und hier das frühherbstliche Eaton mit all seinen historischen Bauten, den Schulen, den Kirchen, dem Campus, der Treffpunkt der Studenten war, die noch ihre Uniformen trugen, wenn sie auf dem Weg zu den Hörsälen waren. Hier war die Tradition ebenso hochgehalten worden wie in Oxford oder Cambridge, doch mir war es nicht vergönnt gewesen, in Eaton zu studieren. Trotzdem hatte ich meinen Weg gemacht.
    Da Sukos BMW mal wieder frische Luft brauchte, waren wir damit gefahren und rollten gemächlich durch den Ort, der im hellen Sonnenschein lag. Wir hatten uns schon einen ersten Plan zurechtgelegt und wollten mit dem Dekan der Fakultät sprechen, bei der die vier Verschwundenen studiert hatten.
    Es war für uns praktisch der einzige Punkt, an dem wir ansetzen konnten. Möglicherweise gab es da eine Gemeinsamkeit zwischen den Verschwundenen, die auch in der Vergangenheit liegen konnte.
    Und diese mußten wir dann aufgraben.
    Nach zweimaligem Fragen hatten wir das Gebäude erreicht, das in einem Park lag und wegen seiner vier Türme an den verschiedenen Seiten mehr wie eine Burg mit angeschlossener Kirche erinnerte.
    Darüber schwebte der blaue Himmel in einer schon seidenen Farbe.
    Erste leicht eingefärbte Blätter bildeten einen Kontrast zu dem grauen Mauerwerk des Gebäudes. Ebenso wie der sattgrüne Rasen, gegen den ebenfalls der Sonnenschein tupfte und einige Studenten ins Freie gelockt hatte, die im Kreis auf dem Rasen hockten und ihre Freistunde genossen. In ihren blauen Uniformen sahen sie aus wie Rekruten beim Militär.
    Es gab einen Parkplatz, auf dem wir den Wagen abstellten. Der schwarze Lack glänzte ebenfalls im Licht der Sonne. Selbst die getönten Scheiben wirkten heller.
    Suko

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