1036 - Das Spoodie-Schiff
absolut sicher erscheinenden Falle wieder herauszukommen. Er konnte sich allerdings kaum erinnern, wie er das überhaupt bewerkstelligt hatte.
Ein jähes Angstgefühl zuckte in Mallagan hoch. Er hatte das sichere Empfinden, daß sein Herzschlag ausgesetzt hatte. Er horchte in sich hinein. Nichts, der Puls schlug schnell und hart, aber gleichmä...
Da war es wieder, ein Stolpern im Rhythmus, begleitet von heftig aufschießender Angst.
Von irgendwoher aus seinem verwirrten Verstand kam die knappe Information, daß es sich um einfache Extrasystolen handelte, überzählige Schläge des Herzens, in Streßsituationen ziemlich normal. Dennoch blieb die Beunruhigung.
Surfo Mallagan nahm nur am Rand wahr, daß er dabei war, sich zu verändern.
Das Tempo seiner Gedanken hatte sich unglaublich gesteigert, in einem Maß, das er selbst kaum mehr begriff. Sein Gehirn schien auf Hochtouren zu laufen - er verstand manchmal gar nicht, mit welchen Gedanken er sich da gerade herumschlug. Fast schien es, als gehöre sein Hirn nicht mehr ihm selbst.
Wer hatte ihm die geheime Tür verraten, durch die er dem zu erwartenden Angriff mit Betäubungsgas zuvorgekommen und entronnen war? Waren die vier Spoodies dafür verantwortlich?
Surfo Mallagan schleppte sich weiter.
Eine ungeheure Unrast hatte den Betschiden erfaßt. Er strotzte vor Tatendrang, wollte irgend etwas tun, in Bewegung setzen, unternehmen - aber er fand einstweilen für diesen Tatendrang kein Ventil. Die ungeheure Energie, die er gerade mobilisierte, wurde nirgendwo gebraucht, erschöpfte sich in hochtourigem Leerlauf.
Mallagan wußte, daß er diese Belastung nicht lange würde ertragen können. Er mußte etwas tun, und in seinem Inneren formte sich ein Plan.
Sein erster Versuch, das Schiff in seine Gewalt zu bringen, war gescheitert - recht kläglich, wie er sich selber eingestand.
Das aber bot ihm Vorteile. Wer würde schon vermuten, daß Mallagan so raffiniert war, einen jämmerlichen Fehlschlag zu provozieren, um seine Widersacher damit zu übertölpeln, in Sicherheit zu wiegen? Wer würde jetzt noch befürchten, daß Mallagan der Schiffsführung ernsthafte Schwierigkeiten bereiten konnte?
Folglich würde die Suche nach Mallagan nicht sehr eifrig betrieben werden. Der Betschide jedenfalls rechnete damit, für die Vorbereitungen seines Planes geraume Zeit zur Verfügung zu haben.
Ob er sie brauchen würde, stand noch nicht fest. Mit ein wenig Glück konnte der Betschide sein Vorhaben in kürzester Zeit ausführen. Was er dazu benötigte, war lediglich ein Raum, in dem er für ein paar Augenblicke Kontakt zur Riesenpositronik SENECA aufnehmen konnte.
Dieser Raum war nach kurzer Zeit gefunden. Mallagan entdeckte eine Kammer, in der vor langen Jahrhunderten Roboter gestapelt worden waren. Wie nicht anders zu erwarten, hatte der Raum eine direkte Leitung zu einem der zahlreichen Rechensegmente der Riesenpositronik. Viel ließ sich über diesen Datenstrang nicht erledigen, aber für Mallagans Zwecke reichte es völlig aus.
Für den Fall, daß die Arbeitsroboter nicht in der Lage waren, einen Steckkontakt herzustellen, gab es auch noch eine Zeichentastatur. Sie war für Robots gedacht, nicht für Menschen. Wer von dort aus mit SENECA in Verbindung treten wollte, mußte sich der Maschinensprache der Roboter bedienen - mit Normaltext kam man da nicht weiter.
Mallagans Finger huschten wie beiläufig über die Tastatur. Auf einem handtellergroßen Kontrollmonitor erschienen Zeichenketten, die immer länger wurden.
Das Bild flackerte für einen kaum merklich kurzen Bruchteil einer Sekunde. Der Kontakt zu SENECA war hergestellt. Die Riesenpositronik antwortete.
Mallagan hatte mit diesem Ergebnis gerechnet.
SENECAs Speicherkapazität bemaß sich nach Tausenden von Terabyte, und dementsprechend hoch waren Datenfluß und Zugriffsgeschwindigkeit. Ein Problem wie das, was Mallagan mit hastenden Händen eintastete, konnte einen Rechner wie SENECA nicht sonderlich beschäftigen.
Aber auf diesem kleinen Umweg war es Mallagan gelungen, an die Positronik heranzukommen - und zwar auf einem Weg, der außer SENECA selbst keinem anderen an Bord auffallen konnte. Wer außer einer Positronik hätte erfassen können, daß sich irgendwo an Bord des Schiffes jemand in Maschinensprache mit der Positronik unterhielt, sie heimlich anzapfte und sich auf sehr behutsamem Wege wichtige Informationen besorgte? Jeder andere, der mit SENECA Kontakt aufnahm, war auf einen Interpreter-Block
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