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1038 - Der Seelen-Kerker

1038 - Der Seelen-Kerker

Titel: 1038 - Der Seelen-Kerker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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studierte bei verschiedenen Lehrmeistern, zeigte auch großes Interesse an der Geschichte und wurde schon sehr bald zum Klostervorsteher ernannt. Er war voll und ganz auf der Linie des Klerus’ und vertrat seinen Orden sogar bei der römischen Kurie. Zudem zeigte er großes Interesse für die sogenannten Abweichler der offiziellen Lehre. Er beschäftigte sich mit den Katharern in Frankreich ebenso wie mit den Fraticellen in Oberitalien. Jedenfalls genoß er das volle Vertrauen Roms und stellte auch sein Handbuch zur Inquisition zusammen. Er starb 1331.«
    »War er auch selbst aktiv?« fragte ich. »Oder blieb es weiterhin nur bei der Theorie?«
    »Er war natürlich aktiv als Inquisitor«, gab der Abbé zu. »Man hat alte Aufzeichnungen gefunden, die auch mir zugänglich gemacht worden sind. So bin ich einigermaßen informiert. Während seiner siebzehnjährigen Tätigkeit leitete er Verfahren gegen rund 650 Personen ein. Er sprach 900 Urteile. Darunter waren auch einige Freisprüche, aber nur 42 Todesurteile.«
    »Nur?« fragte ich. »Da gab es aber Inquisitoren, die schlimmer waren als dieser Gui.«
    »Ja, das stimmt. Zumindest beim ersten Hinsehen«, erklärte der Abbé. »Ihr müßt es subtiler sehen. Die meisten Urteile bezogen sich auf die Kerkerhaft. Er ließ die Menschen in die finstersten Kerker werfen, was für sie ein Tod auf Raten bedeutete. Denn in diesen Verliesen ließ man die Gefangenen langsam verhungern und dann vermodern. Sie verfaulten im eigenen Unrat, in der Nässe, der Kälte und zwischen allen erdenklichen Arten von Ungeziefer.«
    Ich runzelte die Stirn. »Nicht eben die feine englische Art, was sie da getan haben.«
    »Da gebe ich dir völlig recht. Aber wir wollen nicht über das Machtinstrument der Inquisition reden, sondern speziell bei diesem Thema bleiben.«
    »Hat Gui etwas hinterlassen?« wollte Suko wissen.
    Bloch wiegte den Kopf. »Das kann man so, aber auch anders sehen. Zumindest gibt es eine Spur. Es war ja so. Die Inquisition hat damals halb Europa erfaßt. Es wurde nicht nur an einer Stelle gerichtet und abgeurteilt. Dementsprechend zahlreiche Verliese und Kerker gab es. Verteilt in den einzelnen Ländern. Noch heute findet man welche, wenn man entsprechend informiert ist.«
    »Das bist du sicherlich.«
    »Richtig, John. Aber ich gehe darüber hinweg, solange ich nicht persönlich davon betroffen bin. Diesmal kann ich es nicht, denn eine blutige Vergangenheit scheint wieder auferstanden zu ein, und wir werden bald den Beweis bekommen.« Er deutete mit der freien Hand auf den Recorder, der neben der Glotze stand.
    »Durch einen Film?« Ich wunderte mich.
    Der Abbé nickte. »Ja, es ist wirklich einmalig. Aber es ist auch ein Dokument.«
    »Dokument heißt echt.«
    »Klar. Und ich kenne den Mann, der mir dieses Dokument geschickt hat. Er hat sich mit der Historie der Kirche auseinandergesetzt. Ich lernte ihn vor gut zwei Jahren kennen, und wir haben über dieses Thema sehr intensiv gesprochen. So erfuhr ich auch, daß Alexandre Capus, so heißt der Mann, sich nicht mit der Theorie allein zufriedengeben wollte. Er war ein Mensch der Praxis und wollte die Orte aufspüren, an denen diese grauenhaften Dinge passiert sind.«
    »Also die Kerker und Verliese suchen.« Suko brachte es auf einen Nenner.
    »Das hat er getan. Und einen Film gedreht.«
    »Was ist darauf zu sehen?«
    Der Templer atmete tief durch. Er strich über den Hosenstoff an seinen Knien hinweg, schaute für eine Weile auf den Boden und dachte über eine Antwort nach. »Ich möchte es mal vorsichtig formulieren. Wir drei wissen, daß es Dinge gibt, die wir durchaus dem Bösen oder anderen Welten zuordnen können. Es gibt die Kontakte mit dem Antichristen, dem Teufel, auch Baphomet oder Luzifer nicht nur heute, es hat sie auch zu allen Zeiten gegeben. Damit will ich die Inquisition auf keinen Fall verteidigen oder rechtfertigen. Es ist einfach zuviel Blut vergossen worden. Allerdings nicht nur von Unschuldigen. Manchmal wurde auch ins Schwarze getroffen, um es profan auszudrücken. Und einen derartigen Treffer scheint Alexandre Capus entdeckt zu haben.«
    »Wie sieht er aus?« fragte ich.
    »Ihr werdet es gleich auf dem Film sehen. Er hat etwas Böses und Unheimliches aus der Tiefe gelockt, das er selbst als eine Ausgeburt der Hölle bezeichnet. Auf der Suche nach den alten Verliesen ist er eben auf diesen Kerker gestoßen. Er ging systematisch vor. Er forschte nie ohne die entsprechende Ausrüstung und nahm auf seinen

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