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1038 - Der Seelen-Kerker

1038 - Der Seelen-Kerker

Titel: 1038 - Der Seelen-Kerker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hoch. In Wellen kam sie heran, schob die Köpfe zur Seite, um selbst Platz zu haben.
    Ich wußte nicht, wie lange dieses Schauspiel dauerte, denn ich hatte nicht auf die Uhr geschaut, aber hier dehnten sich die Sekunden schon, und auch meine Spannung nahm zu.
    Der Abbé kannte den Streifen. Er hatte ihn sicherlich schon des öfteren gesehen. Sein Seitenblick traf mich, dann sprach er mich an.
    »Es kommt noch schlimmer, John. Alexandre Capus hat mit dem Eindringen in diese verfluchte Welt etwas ausgelöst, über das wir nur den Kopf schütteln können.«
    »Was liegt darunter?« fragte ich leise.
    »Du wirst es gleich sehen. Er hat es als Ausgeburt der Hölle bezeichnet. Ich denke, damit liegt er richtig.«
    Ich nahm dem Abbé jedes Wort ab. Nicht umsonst hatte er uns hergebeten. Zugleich bewunderte ich auch diesen Capus, der den Film aufgenommen hatte.
    Er mußte sich unwahrscheinlich in der Gewalt gehabt haben, denn die Kamera zitterte kaum, und sie stand auch nicht auf einem festen Stativ.
    Auf einmal war die Hand da.
    Möglicherweise war ich zu sehr in meine Gedanken versunken gewesen. Ich hatte nicht gesehen, wie sich diese bleiche, breite und große Pranke zwischen den blanken Schädeln hervorgedrückt hatte.
    Jedenfalls war sie da, und die Hand mit den zusammengelegten Fingern stach wie ein Fanal des Schreckens in die Luft. Sie zitterte nicht, sie bewegte sich auch nicht. Dafür hörte ich Sukos Kommentar: »Ich denke, daß sie nur ein Vorbote ist.«
    »Stimmt!« bestätigte der Abbé. »Aber jetzt wird es richtig spannend. Schaut nur zu.«
    Es blieb nicht bei der Hand. Die Schädel gerieten wieder in Bewegung, eine Schulter folgte, die sich schräg aus diesen Knochenköpfen hervordrückte.
    Dann sahen wir den Kopf dieser nackten, sehr muskulösen Gestalt, deren Haut aussah wie ein dicker Stoff. Ich kam mit dieser Haut nicht zurecht. Ich glaubte nicht daran, daß sie menschlich war.
    Wenn ja, dann mußte sie sich verändert haben. Sie war möglicherweise dicker und auch resistenter geworden, wie es eben zu einer Ausgeburt der Hölle paßte.
    Kein einziges Haar wuchs auf dem glatten Schädel, der wie poliert wirkte. Das fiel mir zuerst auf, danach war ich in der Lage, mich auf das Gesicht zu konzentrieren.
    Gesicht?
    Sicherlich, es war ein Gesicht. Es paßte auch zu diesem haarlosen Schädel. Es war glatt. Ohne einen Bartschatten, und es wirkte wie frisch poliert.
    Das Gesicht eines feisten, widerlichen Menschen. Mit runden, leblosen Augen, einer kleinen, knubbeligen und doch irgendwie flachen Nase und zugleich einem widerlichen Mund, der aussah, als wäre er zu einer kleinen Schnauze mit dicken Lippen zusammengezogen worden. Das Kinn stand leicht vor. Es wirkte wie eine glatte, kleine Faust, die jemand an den unteren Teil des Kopfes gepreßt hatte.
    Wir sahen die Hände, den Kopf, einen Teil dieser sehr muskulösen Brust. Über den Weg gelaufen war mir diese Gestalt noch nicht, aber im Kino hatte ich eine ähnliche Figur gesehen. Es war der Film »Der Name der Rose« gewesen. Da war eine ähnliche Gestalt vorgekommen. Nur nicht so muskulös, dafür dicker und aufgeschwemmter.
    Mein Herz klopfte stärker. Ich saß längst nicht mehr entspannt und hatte den Körper nach vorn gebeugt, wie jemand, der bereit war, aus dem Sessel zu springen und sich auf diese Erscheinung zu stürzen. Sie war unecht und nur auf einem Videofilm zu sehen, doch alles deutete darauf hin, daß sie mir irgendwann über den Weg laufen würde.
    Bis zu den Hüften hatte sich die Gestalt bereits aus der Knochengrube hervorgedrückt. Sie stand jetzt einfach nur da. Die langen und muskulösen Arme hingen rechts und links des Körpers zur Seite hin und waren leicht angewinkelt.
    Alexandre Capus war nur zu bewundern. Er hatte die Kamera direkt auf die Gestalt gehalten und dabei auch nicht das häßliche Gesicht vergessen. Für mich lag in diesem Aussehen auch etwas Babyhaftes. Allerdings auf eine widerliche und faunische Art und Weise.
    Es war schlecht zu beschreiben. Obwohl dieses Wesen nicht grinste oder lächelte, kam es mir so vor, als läge auf den dicken Lippen des kleinen Mundes ein ewiges Lächeln.
    Das Wesen stand starr da. Zumindest für eine Weile bewegte sich bei ihm nichts. Und der Filmer hatte seine Kamera auch nicht von ihm abgewendet.
    Dann zuckte der Körper plötzlich. In seiner unmittelbaren Nähe bewegten sich die einzelnen Totenköpfe. Wieder schabten sie übereinander, und abermals war kein Laut zu hören.
    Aber sie drehten

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