Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1038 - Der Verräter von Kran

Titel: 1038 - Der Verräter von Kran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
die Herzöge kurz abgestimmt. Jeder von ihnen war verblüfft und beunruhigt. Ein Rückruf bei den Orakeldienern ergab keinerlei weitere Aufklärungen.
    Herzog Gu hatte seinen gesamten Hofstaat in der riesigen Pyramide zurückgelassen, auch Zapelrow und Carnuum würden allein zum Nest fliegen. Zapelrow packte einige Unterlagen in seinen Koffer. Er konnte die Wartezeit sinnvoll damit verbringen, bisher liegengebliebene Arbeit zu beenden. Neben dem Ausgang befand sich ein Bildsprechgerät. Er schaltete es ein.
    „Ist alles bereit?" fragte er. „Ich komme."
    Innerhalb der komplizierten Verwaltung des Tärtras gab es keinerlei Diskussionen: die Kranen und ihre assoziierten Hilfsvölker unterstellten ihre persönlichen Interessen dem Orakel. Zapelrow erkannte von der Silhouette des Pendelboots seinen persönlichen Gleiter und dessen kranischen Piloten.
    „Wir warten nur auf dich, Herzog.
    Fliegt Herzog Carnuum mit dir zusammen?"
    „Nein", entgegnete Zapelrow heiser. „Er benutzt seine eigene Ausrüstung."
    Der Pilot nickte und schaltete ab. Er schätzte Herzog Zapelrow, er mochte dessen unpathetische Gläubigkeit ebenso wie seine schlichte Art der unbedingten Pflichterfüllung.
    Der schweigsame Krane ließ sich zum wartenden Orbitboot bringen, dann stieg das Boot über Nordstadt auf und überwand die Distanz von 2150 Kilometern bis zum Nest der Ersten Flotte.
    Niemand kannte die Gedanken Zapelrows.
    In Wirklichkeit erfüllten tiefe Sorgen den bedächtigen Kranen.
     
    *
     
    Da war kaum ein Krane, der nicht in unerschütterlicher Loyalität zum Herzogtum und zur Institution des Orakels stand.
    Die Angehörigen der Bruderschaft waren die Ausnahme. Die Herzöge Gu, Carnuum und Zapelrow sahen ihr Amt nicht als Herrschaft, sondern weitaus mehr als Verwaltung an. Die Kranen kannten keinerlei politische Probleme, denn das gemeinsame Ziel war die Ausbreitung im Weltraum und die Festigung dieses Besitzes. Die Expansion war das erklärte Ziel, und jeder Krane ordnete sich willig dieser Zielsetzung unter, gleichgültig ob er Raumfahrer war oder die Planeten niemals verließ. Bis zum heutigen Tag hatte sich jede Anordnung des Orakels als zuverlässig, sicher und zukunftsweisend erwiesen.
    Herzog Zapelrow konnte, wie seine Mitregenten, jederzeit das Innere des Wasserpalasts betreten. Nicht einmal die innersten Räume waren ihnen verschlossen. Aber sie hatten das Orakel noch nicht ein einziges Mal sehen dürfen.
    Eine Spur von Unbehagen zeichnete die Überlegungen der Herzöge aus: Ausgerechnet Fremde, jene Orakeldiener nämlich, besaßen das volle Vertrauen des Orakels.
    Trotzdem vertrauten die Herzöge dem Orakel blind.
    Die Anordnung, sich ohne ihren Hofstaat und möglichst schnell im Nest einzufinden, war von ihnen ebenso ohne langes Nachdenken und ohne Zweifel befolgt worden. Während des Fluges hinauf in den Orbit versuchte Zapelrow zu arbeiten, aber seine Gedanken schweiften immer wieder ab.
    Als das Signal aufleuchtete, schloß der Krane seinen Aktenkoffer und lehnte sich zurück.
    Im Nest herrschte dieselbe Schwerkraft von 1,4 Gravos wie auf Kran, also brauchte er nicht einmal daran zu denken, sich auf veränderte Lebensumstände einzustellen. Das kleine Boot wurde eingeschleust, und als der Druckausgleich hergestellt war, glitten die Schleusentüren auf.
    Herzog Zapelrow hob die Schultern, spreizte die Klauen und ging hinaus.
    „Willkommen im Nest", begrüßte ihn die Kommandantin. „Deine gewohnten Arbeitsräume sind bereit."
    Beide vollführten die Gesten der Begrüßung, eine Variante zwischen höhergestellten Kranen, die ein politisches Amt innehatten.
    „Ich danke dir. Es ist rätselhaft, daß wir uns hier einfinden müssen", grollte Zapelrow.
    „Vom Orakel liegt eine Funkbotschaft vor. Sie ist versiegelt und soll erst abgespielt werden, wenn sich die drei Herzöge allein in einem Raum befinden", sagte Aljaka mit merkwürdiger Betonung. Auch sie erkannte, daß dieses Zusammentreffen etwas Besonderes war. „Solltest du Klagen darüber haben, daß unser Nest nicht wie ein Computer funktioniert, denke daran, daß es alt und reparaturanfällig ist."
    Zapelrow machte die flüchtige Geste des Verstehens.
    „Ich kenne den Stapel deiner Anträge auf Teilerneuerung. Der Bau eines neuen Nestes der Ersten Flotte wird wohlwollend erwogen", gab er zur Antwort.
    „Tatsächlich! Das Nest ist um Jahrzehnte zu alt!"
    „Es gibt Wichtigeres", knurrte der Herzog.
    Im Lauf seiner siebenundvierzig Jahre hatte er gelernt, winzige

Weitere Kostenlose Bücher