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1040 - Madonna auf dem Höllenthron

1040 - Madonna auf dem Höllenthron

Titel: 1040 - Madonna auf dem Höllenthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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beeinflußt, wie auch immer. Und der Maler ist unbekannt?«
    »Zumindest kenne ich ihn nicht.«
    Ich verzog die Lippen und sprach zu mir selbst, während ich auf das Bild zuging. »Wer hat es gemalt? Wer wollte der Nachwelt dieses Gemälde hinterlassen? Möglicherweise als Warnung?«
    »Der Künstler ist längst tot, John.«
    »Tja, das ist leider der Fall.«
    Ich baute mich wieder vor dem Bild auf. Noch immer sah ich das gleiche Motiv. Da hatte sich nicht viel verändert. Der Mund stand offen, das Blut war eingetrocknet…
    Nicht viel verändert! Aber es hatte sich etwas verändert, und das nahm ich erst auf den zweiten Blick wahr.
    Es lag am Mund. Er hatte sich an beiden Seiten in die Breite gezogen und war verzerrt.
    Die Blutfrau grinste mich jetzt an!
    Ich schüttelte den Kopf. War ich durcheinander? Hatte mich der Kampf mit der Fledermaus so beeinflußt, daß ich die Realität nicht mehr als Wirklichkeit sah?
    »Sinclair… John Sinclair…«
    Plötzlich war die Stimme da. Ich wußte nicht, wer mich da angesprochen hatte. Die Stimme hatte einfach zu neutral geklungen, und ich konzentrierte mich auf den Mund der Blutfrau.
    Nein, da hatte sich nichts bewegt. Ein anderer hatte mit mir Kontakt aufgenommen, und er gab Sekunden später seinen Namen preis.
    »Ich bin es, Pater Lorenzo…«
    Jetzt war alles klar. Es gab ja noch die zweite Person auf dem Bild.
    Diesen Mönch.
    Der hatte mich angesprochen!
    ***
    Eine Antwort bekam er von mir nicht. Ich senkte nur den Kopf und schielte zugleich nach links, weil ich herausfinden wollte, ob sich die gemalten Lippen in dem bärtigen Gesicht bewegten.
    Da war nichts zu sehen. Der Ausdruck war der gleiche geblieben. Okay, ich war angesprochen worden, und jetzt lag es an mir, eine Antwort zu geben.
    »Du kennst mich?«
    »Was hast du gesagt?« Julia hatte meine flüsternde Stimme gehört und kam zu mir.
    Ich winkte ab. Sie verstand die Geste und blieb zurück, so daß sie mich nicht mehr störte.
    »Ja, ich kenne dich.«
    »Gut. Und was hast du mit dieser Person auf dem Bild zu tun, Pater Lorenzo?«
    »Ich habe es gemalt.«
    Das war überraschend für mich. »Du bist also der Künstler. Du hast eine Vampirin gemalt, so wie sie dir in den Sinn gekommen ist?«
    »Nein, das habe ich nicht. Es hat sie gegeben. Sie war eine Frau, die in Milch badete und sich vom Blut der Menschen ernährte.«
    »Hat sie auch einen Namen?«
    »Ja, sie heißt Madonna.«
    »Bitte?«
    »Madonna hat sie sich genannt, weil sie sich als so überirdisch schön empfand. Sie wollte ihre Schönheit immer behalten. Sie wollte auch nicht sterben, und selbst im Tod wollte sie nicht zerfallen. Sie wollte immer leben, und sie wollte sich dabei sehen. Deshalb hat sie Bilder von sich malen lassen.«
    »Durch dich.«
    »Ja.«
    »Aber du bist ein Mönch, und du stehst auf der anderen Seite.«
    »Ich weiß, ich weiß es alles. Sie hat mich damals aus einem Kloster kommen lassen. Angeblich, um bei mir zu beichten. Das war nur ein Vorwand, denn sie wußte genau von meinen Fähigkeiten. Sie hielt mich wie einen Gefangenen, und ich konnte nichts anderes tun, als sie zu malen. Es war mein Leben bei ihr. Ich mußte sie malen, und ich war nicht stark genug, mich gegen sie zu stemmen.«
    »Dann wußtest du, wer sie war?«
    »Erst später, als ich sie eines Nachts erwischte, wie sie im Keller hockte und das Blut eines jungen Rehs trank. Da ging mir ein Licht auf. Aber es war zu spät. Ich kam nicht mehr von ihr weg, und ich wurde von ihr gehalten wie ein Hund. Sie hat mich nie angerührt. Ich lebte immer mit dem Gedanken, irgendwann gebissen zu werden. Sie ließ sich Zeit, sie spielte mit mir, aber sie hat es nie getan.«
    »Dafür setzte sie sich auf den Höllenthron.«
    »Das war ihr liebster Platz.«
    »Kennst du diesen Knochensessel? Weißt du mehr über ihn?«
    »Sicher.«
    Diese Antwort erhöhte bei mir die Spannung. Meine Stimme zitterte, und im Nacken hatte sich der Schweiß in kleinen Tropfen gesammelt, bevor ich eine für mich entscheidende Frage stellte. »Stammt dieser Thron aus älteren Zeiten? Hat dieses Skelett einmal zu einem Menschen gehört, der verbrannt worden ist?«
    »Ja.«
    »Ein Templer?«
    »Ja.«
    Ich schluckte. »Dann weiß ich Bescheid, Lorenzo. Dann weiß ich, wer diesen Thron schon einmal benutzt hat, bevor ihn ein Freund von mir ersteigern konnte.«
    »Du weißt, daß er sehr wichtig sein kann.«
    »Stimmt.«
    »Und dieses Bild ist es auch, John. Es ist ein wichtiges Bild, denn es zeigt Madonna auf

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