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1040 - Madonna auf dem Höllenthron

1040 - Madonna auf dem Höllenthron

Titel: 1040 - Madonna auf dem Höllenthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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am Ende, John?«
    »Nein, noch längst nicht.«
    »Wie?« Sie wollte es nicht glauben, blickte mir ins Gesicht und wußte nicht, was sie noch sagen wollte. Ein etwas unstetes Lächeln umspielte dabei Julias Mund.
    »Ich habe Ihnen vorhin etwas gesagt und wiederhole mich jetzt. So leicht gebe ich nicht auf.«
    »Ja, das glaube ich.« Mehr gab sie nicht preis. Sie schaute zu, wie ich das Kreuz hervorholte. Plötzlich war die Umgebung vergessen. Auch der Ausdruck der Furcht verschwand aus dem Gesicht. Der Anblick des Kreuzes faszinierte sie. »Himmel, ist das schön!« flüsterte sie mir zu.
    »Gerade in seiner Schlichtheit ist es so wunderbar. Das kann ich nicht glauben.«
    »Was, bitte?«
    »Nichts, John. Spinnerei von mir. Ich habe mal davon geträumt, einen Mann zu treffen, der immer ein Kreuz bei sich trägt.« Sie war leicht errötet.
    »Viele tragen Kreuze vor der Brust, an den Ohren oder wo sonst nicht alles. Sie sind einfach in.«
    »Klar, aber nicht so ein Kreuz mit seinen geheimnisvollen Zeichen und Gravuren.«
    »Die alle ihren Sinn haben.«
    Julia nickte mir zu. »Das glaube ich Ihnen gern, John.« Sie schaute wieder auf das Gemälde. »Liege ich richtig, wenn ich behaupte, daß Kreuze auch die Urfeinde der Vampire sind? Abgesehen von irgendwelchen Eichenpfählen und dem Licht der Sonne?«
    »Darum geht es mir.«
    »Sie sind also nach wie vor davon überzeugt, daß die Person hier auf dem Bild lebt. Wie auch immer.«
    »Das bin ich.«
    Julia wurde nervös. Ihre Lider flatterten. »Meine Güte, das ist ja wie im Film oder in irgendwelchen Geschichten.«
    »Bitte, treten Sie lieber etwas zurück. Es konnte zu irgendwelchen gefährlichen Vorgängen kommen. Ich will da nichts beschwören, aber wir müssen mit allem rechnen.«
    »Klar, John, klar.«
    Ich hatte das Kreuz auf meiner Hand liegen. Ich spürte sein Gewicht, aber keine Wärme. Es spürte die Nähe des Bösen nicht, sollte es denn vorhanden sein.
    Ich drehte mich wieder dem Arbeitstisch zu. Ein Lichtstrahl verfing sich auf der Kreuzoberfläche und schuf einen hellen Reflex, der über die Wand hinwegglitt.
    Auch in mir hatte sich die Erwartung festgesetzt. Wie oft hatte ich das Kreuz schon als ein Testobjekt benutzt, und jetzt war es wieder soweit.
    Ich würde es gegen ein Bild einsetzen müssen. Im Prinzip lächerlich, aber es gab keine andere Möglichkeit.
    Ich konzentrierte mich auf die Frau. Das Gesicht war wichtig, der Mund mit den beiden Zähnen natürlich am meisten.
    Drei Dinge passierten zugleich.
    Ich hörte Julia schreien. Dann klirrte über mir Glas, und als ich den Kopf in die Höhe riß, sah ich die schattenhafte Gestalt, die das Fenster durchbrochen hatte und uns angreifen wollte…
    ***
    Glasscherben regneten in die Tiefe. Die Fledermaus hatte sich sehr wuchtig gegen das Fenster geworfen und die Scherben durch diesen Schlag weit vorangetrieben, so daß sie wie gefährliche Messer auf uns und das Bild zuregneten.
    Julia hatte es da besser als ich. Sie war weiter zurückgewichen. Ich aber mußte mich ducken und zur Seite drehen, um einer Verletzung zu entgehen.
    Die Scherben prasselten auf den Arbeitstisch nieder. Sicherlich auch gegen die Leinwand, was mich nicht weiter störte. Sie würden keinen Vampir umbringen.
    Ich hatte es geschafft, mich teilweise unter den Arbeitstisch zu drücken.
    So trafen mich die Splitter nicht voll. Die meisten klirrten neben mir zu Boden, zersprangen dort und wirbelten als kleine Stücke davon. Ich selbst wartete nicht länger ab, denn die Fledermaus war zu einer großen Gefahr geworden. Sie hatte ihre Wachfunktion übernommen und hatte verhindern wollen, daß ich mein Kreuz gegen diese Vampirin einsetzte.
    Es war für den Angriff der genau richtige Moment gewesen, und sie beherrschte diese Werkstatt.
    Wieder erinnerte sie an einen Rochen, der über den Boden glitt. Etwa hüfthoch und mit weichen Schlägen der Schwingen suchte sie den Weg zum Opfer.
    Das war in diesem Fall die wehrlose Julia Ross. Sie war zurückgewichen und hatte Rückendeckung an der Wand gefunden. Ihre Augen waren weit geöffnet, und sie wirkte wie in ihrer Angst erstarrt. Bewegen konnte sie sich nicht. Es waren genau die Sekunden, die von der anderen Seite genutzt werden konnten.
    Die große Fledermaus schnelle vor ihr in die Höhe. Die Bewegungen glichen denen eines weichen, dunklen Lappens, der in die Höhe geschleudert wurde. Sie würde versuchen, ihr Gebiß in den Hals der Julia Ross zu hacken. Ich kannte diese Vorgänge.

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