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1040 - Madonna auf dem Höllenthron

1040 - Madonna auf dem Höllenthron

Titel: 1040 - Madonna auf dem Höllenthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dem Höllenthron. Sie hat es geschafft, sie hat sein Geheimnis herausgefunden, und das ist die eigentliche Gefahr, John Sinclair, nur das.«
    Ich ahnte etwas, aber ich wollte abwarten und es Lorenzo selbst sagen lassen. Er hielt damit auch nicht zurück und sprach davon, welch ein guter Fluchtweg dieser Knochenthron war. »Sie wollte ihre Schönheit behalten. Sie wollte überleben. Sie hat den Thron für einige Zeit besessen und sich auf ihm sitzend malen lassen. Und sie hat seine Kräfte ausgenutzt.«
    »Soll das heißen, daß sich Madonna durch den Knochenthron in Sicherheit gebracht hat?«
    »Ja, er hat sie weggeschafft. Sie kannte ihn genau. Er hat sie in eine andere Welt gebracht, in die wir wohl nicht hineinschauen können. Aber du weißt es selbst, du kennst den Thron.«
    »Sehr gut sogar«, gab ich zu. »Ich habe seine Funktionen erlebt. Du, Lorenzo, hast von einer anderen Welt gesprochen. Ich gehe noch einen Schritt weiter. Madonna befindet sich nicht nur in einer anderen Welt. Sie hat durch die Kraft des Throns auch überlebt. Es gibt sie nicht nur auf dem Bild, es gibt sie noch. Ist das richtig?«
    »Ja, es gibt sie noch. Sie hat lange genug gewartet. Sie wird wieder zurückkehren, denn es gibt auch den Thron.«
    »Nicht hier, Lorenzo.«
    »Das weiß ich.«
    »Du weißt viel, nicht wahr?«
    »In der Tat.«
    »Woher?«
    Er legte eine kurze Pause ein. »Auch ich bin nicht gestorben. Ich war lange genug mit ihr zusammen. Ich wollte plötzlich ebenfalls leben und habe es geschafft.«
    »Auch durch den Thron?«
    »Wodurch sonst?«
    Ich stöhnte leise auf. »Wie hast du das geschafft?« fragte ich dann.
    »Es war leicht. Ich habe mich in einem günstigen Augenblick hinter sie gestellt und mich an dem Gebein festgeklammert. Du kennst die Kraft und die Magie des Knochensessels. Du weißt, wozu er fähig ist. Du weißt, was er leisten konnte und noch immer kann, denn es gibt ihn. Solange es ihn gibt, wird es auch uns geben, denn der Knochenthron ist der Platz unserer Rückkehr.«
    »Rückkehr in diese Zeit, also. Wann ist es soweit?«
    Jetzt hörte ich ihn lachen. Und dieses Lachen konnte mir nicht gefallen, denn es hatte sehr wissend geklungen. Zu wissend, und mir wurde klar, daß der Zeitpunkt bereits überschritten war. Oder dicht bevorstand.
    Ich wollte es genau wissen. »Ist sie schon zurück? Ist Madonna bereits in dieser Zeit?«
    »Ja, sie ist da.«
    »Wo?«
    »Der Sessel…«
    Ich ließ die Geisterstimme nicht ausreden. »Er steht in Südfrankreich bei meinen Templerfreunden. Sie muß also dort zusammen mit dir erschienen sein, denke ich.«
    »Wir sind da.«
    »In Alet-les-Bains?«
    »Da waren wir.«
    »Und es hat niemand etwas bemerkt?« fragte ich und war sehr skeptisch.
    »Nein, keiner. Sie hat sich auch kein Blut geholt, das weiß ich, bevor ich mich wieder zurückzog.«
    »Dann bist du nicht in dieser Welt existent?«
    »Nein, nicht mehr. Ich wollte nicht. Ich konnte auch nicht. Ich weiß, daß es die Templer gibt. Aber ich bin anders. Ich gehöre nicht zu ihnen. Außerdem habe ich mich schuldig gefühlt. Ich hätte mit diesem Gefühl nicht leben können. Ich bitte dich, dies zu verstehen. Ich habe dir nur eine Botschaft zukommen lassen.«
    »Wo bist du jetzt? In Avalon…?«
    Ich hörte sein leises Lachen. »Ja, es ist das Land der Träume, und der Knochenthron ist so etwas wie ein Tor nach Avalon. Ich bin ein Einsamer geworden. Ich habe mich nicht zurechtgefunden. Ich wollte nur noch eins, bevor ich sterbe. Madonna darf nicht länger auf dieser Welt sein. Man muß sie zerstören. Ebenso zerstören wie das Bild, in dem noch unsere Geister stecken. Der Sessel hält sie fest. Dieser gemalte und der echte in Alet-les-Bains bilden die Brücke. Du aber kannst uns einen Gefallen tun. Zerstöre die Brücke. Töte das Bild, John. Vernichte ihren darin steckenden Geist. Versperre ihr den Rückweg, dann gibt es keine Brücke mehr zwischen den beiden Höllenthronen. Wer immer auch später versucht hat, das Gesicht zu übermalen, weil es ihm so schaurig vorgekommen ist, er hat die wahre Gefahr nicht bannen können. Madonna hat sich zur Rückkehr entschlossen, und es liegt an dir, daß sie endgültig von dieser Erde getilgt wird. Erst dann werde auch ich meine ewige Ruhe haben und mich in das Grab auf der Insel zurückziehen. Avalon ist ein wunderbarer Ort, um zu sterben. Ich habe meine letzte Pflicht erfüllt. Jetzt bist du an der Reihe, John…«
    Seine Stimme war schwächer geworden. Ich befürchtete, daß sie

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