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1046 - Der Hexenturm

1046 - Der Hexenturm

Titel: 1046 - Der Hexenturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Berührung spürte. »Die Eulen sind weg«, sagte Bill. »Kannst du mich hören?«
    »Ja, ich höre dich…«
    »Du lebst noch und…«
    »Ohne Augen, mein Freund. Man hat sie mir genommen. Es war grauenhaft. Ich kann es nicht beschreiben, aber ich werde nie wieder sehen können. Ich bin so gut wie tot. Ich möchte auch tot sein. Warum haben sie mich nicht umgebracht?«
    »Du wirst leben müssen und auch können.«
    »Ohne Augenlicht?«
    »Du schaffst es.« Bill versuchte, seiner Stimme festen Klang zu geben.
    Er wollte nicht, daß Palu in seinem Zustand einem Mann zuhörte, der sich ebenfalls mies fühlte. Zudem ging es weiter. Die Eulen hatten nicht aufgegeben. Sie hatten sich nur zurückgezogen, als wären sie dabei, einen neuen Plan auszuklügeln.
    Es war ein Nachteil, daß der Wagen zu weit vom Turm entfernt stand.
    Bill hätte den Schwerverletzten gern hingebracht. Das war leider nicht möglich. Er wollte ihn nur so legen, daß er etwas Deckung hatte und nicht wie auf dem Präsentierteller lag.
    »Ich schaffe dich weg, Palu.«
    »Wohin denn?«
    »Dichter an den Turm heran.«
    Der Verletzte gab einen Laut von sich, der Bill erschauern ließ. »Laß es lieber sein. Sie werden kommen und mich auch dort finden. Sollen sie ihr Werk doch vollenden und mich zerhacken. Was kann ich noch als Blinder im Leben unternehmen?«
    »Ich lasse nicht zu, daß sie dich töten. Du hast doch Familie. Oder nicht?«
    »Die habe ich.«
    »Willst du sie unglücklich machen?«
    »Was sollen sie mit einem Blinden?« brachte er mühsam hervor.
    »Wer einen Menschen liebt, dem ist es egal, ob er blind ist oder nicht. Man wird dich aufnehmen, und du wirst lernen, mit deinem Schicksal fertig zu werden. Und jetzt will ich keine Klagen mehr hören, verstanden, Palu?«
    »Mach dir keine Gedanken. Ich sage nichts.«
    Bevor Bill den Mann anhob, schaute er sich um. Noch immer störte ihn die Dunkelheit, auch wenn sich seine Augen daran gewöhnt hatten. Es gab einfach kein Licht. Nur Schatten und verdammt düstere Ecken. Zu denen gehörte auch die unmittelbare Nähe des Turms. Angegriffen wurde Bill nicht. Die Eulen hielten sich zurück. Sie waren es, die in der Dunkelheit sehen konnten. Sie konnten sich verstecken, ihre Kreise durch die Luft ziehen, dabei nach unten schauen und alles beobachten.
    Bill besaß diese Augen leider nicht, obwohl er sie sich jetzt gewünscht hätte.
    Die Maschinenpistole nahm er mit. Er hängte sie über seine Schulter, und erst dann hob der den Rumänen hoch. Palu war ziemlich schwer.
    Am Anfang schwankte Bill leicht. Aber er behielt das Gleichgewicht und ging seinen Weg.
    Auch in der Nacht warf der Turm einen Schatten. Er fiel herab und hing in der Luft wie ein schwarzer, erstarrter Wasserfall. Bill bettete den Verletzten dicht neben dem Gemäuer auf den weichen Friedhofsboden und richtete sich wieder auf.
    Palu zitterte. Er versuchte, mit einem Finger durch sein Gesicht zu streichen und das Blut dort wegzuwischen. Das gelang ihm nicht. Bill nahm sein Taschentuch und reinigte die Haut so gut wie eben möglich.
    »Es ist alles so dunkel!« flüsterte Palu. »Ich rieche nur noch. Ich sehe nichts mehr. Hinzu kommen die Schmerzen. Sie sind einfach grauenhaft. Mein Gesicht brennt außen und innen. Warum bin ich nicht tot? Ich habe Säure in den Augenhöhlen.« Er schrie leise auf, sein Körper zuckte, dann verkrampfte er sich.
    »Du mußt damit fertig werden«, sagte Bill noch einmal eindringlich. »Wie auch Dorians Vater es bewältigen muß.«
    »Ich weiß. Wir waren die einzigen, die etwas gegen die Brut unternehmen wollten. Es hat nicht geklappt. Sie sind stärker. Sie sind auch stärker als du. Es ist für dich am besten, wenn du fliehst. Vergiß sie, vergiß die Kinder, vergiß alles. Fahr wieder zurück in deine Heimat, das ist am besten.«
    »Das werde ich auch«, erklärte Bill. »Aber erst, wenn es die Eulen nicht mehr gibt.«
    »Das dachte ich auch.«
    Bill wollte weitermachen. Es tat ihm zwar leid, und Palu hätte auch noch Trost gebrauchen können, aber die Eulen waren wichtiger. »Bleib hier liegen!« flüsterte Bill dem Mann zum Abschied zu. »Ich werde wieder zu dir zurückkommen.«
    »Ebenfalls ohne Augen?«
    »Wenn möglich, mit.«
    Der Reporter verließ den Schatten des Turms. Er ging geduckt. Er wußte, daß er unter Beobachtung stand, aber er sah die Kreaturen nicht.
    Immer wieder hielt er im Schatten der hohen Grabsteine an und suchte über sich den dunklen Himmel ab.
    Es gab dort Bewegungen, doch sie

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