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1046 - Der Hexenturm

1046 - Der Hexenturm

Titel: 1046 - Der Hexenturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die Kreaturen an.
    Es gab keine Eulen mehr.
    Plötzlich standen dort, wo ich sie immer gesehen hatte, die Körper der Hexen. Alte Hexen, nicht vom Aussehen her, sondern von den Jahren.
    Ich sah diejenigen, die einst hier das Unheil verbreitet hatten, Kinder entführten, zu Eulen verflucht worden waren, aber ihre eigentlichen Körper nicht verloren hatten.
    Sie standen im Licht. Silbriges Leuchten hatte die rote Glut abgelöst.
    Für mich war die Zeit sehr lang geworden. Ich irrte mich. Es war ein Vorgang, der innerhalb weniger Sekunden ablief, denn die Macht der Hexen hatte der Kraft des Kreuzes nichts entgegenzusetzen.
    Die Körper verbrannten im Licht.
    Alles geschah lautlos. Dennoch konnten die Gestalten unter Umständen Schmerzen verspüren, denn nicht nur die Gesichter zuckten, auch die Körper blieben nicht so starr wie sie einmal gewesen waren. Sie zogen sich zusammen, sie verloren ihre Form, sie bekamen Risse und lösten sich immer weiter auf.
    Es gab keine Hexe, die dieser Kraft widerstehen konnte. Sie fielen zusammen. Es entstanden Aschefahnen, die aber auch nicht blieben, sondern ebenfalls zerblitzten, so daß von dieser alten Brut letztendlich nichts mehr zurückblieb.
    Ein letztes Zucken noch. Letzte »lautlose« Schreie. Das Zerspringen und Zerrinnen der Gesichter, die längst zu gequälten Fratzen geworden waren, dann war es passiert.
    Es gab keine Hexen-Eulen mehr.
    Sie waren vernichtet.
    Es gab nur noch die Nonne und mich - und natürlich mein wunderbares Kreuz…
    ***
    Nein, nein, ich erwachte nicht wie aus einem tiefen Traum, auch wenn es mir so ähnlich vorkam. Ich war nicht mehr abgelenkt, und so konnte ich mich auf Genova konzentrieren, die mich anschaute.
    Der Ausdruck auf ihrem Gesicht war nicht mehr der gleiche. Er hatte sich zum Positiven hin verändert, denn jetzt sah sie erleichtert aus und schenkte mir ein Lächeln.
    Ich wollte etwas sagen, doch mir klebte die Kehle zu. Dafür übernahm Genova das Wort. »Ich danke dir, daß du mir vertraut hast. Dein Kreuz und letztendlich du, ihr beide habt die Brut vernichtet und auch die Kinder gerettet. Es gibt die verwunschenen und verfluchten Hexen nicht mehr, und es wird sie auch nie mehr geben.« Sie bückte sich und hob das Kreuz auf, behielt es allerdings noch in der Hand, als würde sie überlegen, ob sie es mir zurückgeben sollte oder nicht.
    Sie entschied sich dafür, denn sie kam auf mich zu. Sehr langsam, denn sie mußte noch etwas sagen. »Nicht nur die Kinder sind gerettet und die böse Brut zerstört, nein, du hast auch mir sehr geholfen, so daß ich endlich meine Ruhe finden kann. Ich brauche nicht mehr in der Zwischenwelt zu leben, ich kann jetzt endlich in den ewigen Frieden eintauchen. Das ist wunderbar.«
    »Ja, kann sein«, sagte ich. »Aber ich bin durcheinander. Ich habe alles erlebt. Du hast das Kreuz behandelt wie einen alten Freund, als hättest du es gekannt…«
    »Nein, nicht direkt.«
    »Die alten Geschichten, die man sich auf dem Balkan erzählte?«
    »Ja, John Sinclair, die alten Geschichten. Ich wußte beinahe sehr genau, daß ich nur durch jemand von meinem Zustand erlöst werden konnte, der das Kreuz mitbringt. Es hat mir niemand gesagt, ich habe es gefühlt. Es war immer in mir, und es wird auch immer in mir bleiben, falls die Erinnerung überlebt.«
    Nach diesem Wort gab sie mir das Kreuz zurück. Bei dieser Begegnung berührten sich unsere Hände. Ich spürte sie und spürte sie trotzdem nicht. Es kam mir wie ein kalter Widerstand vor, der für einen Moment in meine Hand hineinkroch.
    Meine Finger faßten automatisch zu.
    So zog ich das Kreuz an mich und löste es aus Genovas Hand. Sie verschwand.
    Ich sah noch einen winzigen Blitz wie einen silbrigen Streifen vor mir stehen, dann huschte er weg, hinein in das übrige Licht, das sich nicht mehr halten konnte.
    Es war so schnell verschwunden, als hätte eine Sturmbö es vom Friedhof geblasen. Dunkelheit legte sich über die Umgebung, und damit kehrte die Normalität zurück.
    Ich drehte mich um. Es fiel mir schwer, mich jetzt wieder auf die Normalitäten zu konzentrieren. Der andere Vorgang hatte meine Psyche zu stark beeinflußt. Deshalb brauchte ich eine Weile, um wieder zu mir selbst zu finden. Einer dieser hohen Grabsteine diente mir dabei als Stütze.
    »John? Geht es dir gut?« hörte ich Bill rufen.
    »Ja, keine Sorge, ich bin noch da…«
    ***
    Keiner fragte etwas. Sie schauten mich nur an. Sie wußten, daß ich etwas erlebt hatte, von dem sie

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