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1046 - Der Hexenturm

1046 - Der Hexenturm

Titel: 1046 - Der Hexenturm
Autoren: Jason Dark
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ein und faßte ihn an, um ihn durchzurütteln.
    Ich wollte nicht, daß beide möglicherweise die Treppe hinabfielen, deshalb griff ich zu und zerrte Mara zu mir heran. Sie wehrte sich nicht.
    Die Angst hatte sie steif werden lassen. Mit starrem Blick schaute sie mir ins Gesicht, aber ich gab ihr keine mündliche Erklärung, sondern ging mit ihr zusammen tiefer in dieses große Turmzimmer hinein und leuchtete mit der Lampe die Umgebung ab.
    Mara wußte nicht, wohin sie zuerst schauen sollte. Sie jammerte leise und holte zwischendurch immer wieder laut Luft. Sie zitterte, sie schluckte, sie war völlig von der Rolle, aber sie verfolgte den langen Lichtfinger, der kein Kind ausließ.
    Dann ihr Schrei!
    Ich hatte damit gerechnet, daß sie so oder ähnlich handeln würde, und ließ den Kegel auf einem bestimmten Kleinkind ruhen.
    Es war Jana!
    Mara brüllte den Namen ihrer Tochter. Es war ein Laut der Verzweiflung und auch Freude. Beides mischte sich zusammen, so daß ein Urton entstand.
    Nichts hielt sie mehr an meiner Seite. Ich hatte auch kein Interesse daran, sie zurückzuhalten. So ließ ich sie laufen und schaute nur zu, wie sich Mara auf ihre Tochter stürzte und die kleine Jana aus dem Zweigund Strohbett holte.
    Sie nahm Jana auf den Arm. Preßte die Kleine an sich. Weinte und lachte zugleich. Küßte dabei ihr Kind immer wieder und drehte sich mit ihm um die eigene Achse.
    Auch an mir ging diese Szene nicht vorüber. Ich spürte sehr genau, wie mir warm ums Herz wurde. Es war einfach schön, so etwas zu sehen, ich erlebte ebenfalls eine tiefe Freude und dachte für einen Moment, daß wir es geschafft hatten.
    Wenigstens lebten die Kinder. Mir war bewußt, daß ich sie mit allem, was mir zur Verfügung stand, verteidigen würde.
    Durch die Ablenkung hatte ich nicht mitbekommen, daß Marek zu mir getreten war. Erst als ich die Berührung an meiner rechten Seite spürte, drehte ich den Kopf.
    Der alte Kämpe lächelte und wischte dabei über seine Augen. Die Szene hatte auch ihn nicht ungerührt gelassen. Es gab auch wirklich einen Grund zur vorläufigen Freude.
    »Mein Gott, die Kleine lebt.«
    »Die anderen auch.«
    Marek hob die Schultern. »Damit haben wir nicht rechnen können. Sie sind schon vor längerer Zeit entführt worden. Dann müssen die Hexen-Eulen tatsächlich für Nahrung gesorgt haben. Das ist schon ein Wahnsinn, wenn ich ehrlich sein soll.«
    »Sie wollten ihnen die Kraft nicht nehmen. Diese Babys werden gebraucht. Sie brauchen ihre Kraft. Die kleinen Kinder sind für sie so etwas wie Tankstellen. Die Hexen werden durch sie ernährt, durch ihre unschuldigen Seelen.«
    Frantisek Marek nickte. »Ja, du hast recht, John, auch wenn es mir noch immer nicht in den Kopf will. Wahrscheinlich ist mein Denken und Handeln auch nur auf Vampire konzentriert. Ich muß wieder lernen, daß es noch andere schlimme Dinge gibt, die nicht nur von uns Menschen in die Welt gebracht worden sind. Ein Etappenziel haben wir erreicht. Können wir uns darauf einigen?«
    »Sicher.«
    Marek ging einen Schritt nach vorn, schaute sich jedes Kind an.
    »Dreizehn«, murmelte er dann. »Mara wird ihre Kleine selbst ins Freie und ich Sicherheit schaffen wollen. Uns bleiben noch zwölf Kinder, John.«
    »Sicher. Wir werden sie nicht alle auf einmal tragen können. Das steht auch fest.«
    »Also mehrmals laufen.«
    Ich lächelte. »Hoch und runter.«
    »Ohne die Eulen?«
    Das war genau ein Punkt, der mich störte. Ich konnte einfach nicht daran glauben, daß die Eulen nichts tun würden. Sie hatten alles eingesetzt, um ihren alten Fluch zu löschen. Wahrscheinlich waren die ehemaligen Hexen darauf fixiert, wieder ihre ursprüngliche Gestalt zurückzubekommen. Dabei konnten ihnen nur die geraubten Kinder helfen. So einfach würden sie sich ihre Beute nicht abnehmen lassen.
    »Du hast keine Eule hier oben gesehen, John?«
    »Nein, habe ich nicht.« Ich drehte die Hand und leuchtete gegen die Decke. Dort ließ ich den Strahl wandern. Es erschien nur das alte Gebälk, eine Hexen-Eule hatte sich nicht zwischen den Sparren dicht unter der Decke geklemmt. Ansonsten hingen dort Spinnweben beinahe wie Fischernetze nach unten. Darin hatten sich Insekten und sogar die dunklen Körper von Fledermäusen verfangen.
    Mara hatte sich wieder gefangen. Sie war soweit, daß sie alles überschaute und auch den Blick für die Realität wiedergefunden hatte.
    Sie kam auf uns zu. Das Baby hielt sie mit beiden Händen fest und dabei an sich gepreßt. Noch
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