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1048 - Atlans Rückkehr

Titel: 1048 - Atlans Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wer sie zweihundert Jahre lang beraten hat. Der Institution des Orakels muß alles mystische Beiwerk genommen werden. Nur auf diese Weise kann sie erhalten werden.
    Ich wende mich an Skiryon und befehle ihm, eine Sendung für das gesamte Herzogtum vorzubereiten. Darin soll das Rätsel des Orakels gelöst werden. Jeder soll erfahren, daß ich das Orakel bin. Es muß klargestellt werden, daß ich noch heute zurücktrete.
    „Du brauchst dir keine Sorgen wegen eines Nachfolgers zu machen", sagt Gu in diesem Augenblick. „Ich werde in Zukunft diese Rolle übernehmen."
    Carnuum starrt ihn verblüfft an. Ich sehe, daß der kleine Herzog schmerzlich lächelt.
    „Ich werde lange Zeit brauchen, um mich von meinen schweren Verletzungen zu erholen", erklärt er. „Das heißt, daß ich bewegungsunfähig sein werde. Da kann ich ebenso gut im Wasserpalast bleiben und die Rolle des Orakels übernehmen. Natürlich hochoffiziell. Jeder im Herzogtum soll wissen, daß Herzog Gu nun als Orakel fungiert."
    Seinen Worten folgt Schweigen. Niemand scheint Gu richtig ernst zu nehmen.
    Schließlich wendet Carnuum ein: „Du bist nicht in der Lage, als Orakel aufzutreten, Gu!
    Du weißt, wie wir Kranen auf mehr als zwei Spoodies reagieren. Wahnsinn und Tod wären die Folge einer Verbindung mit mehreren Symbionten."
    „Daran habe ich gedacht", behauptet Gu. „Ich denke auch nicht daran, mich einer solchen Gefahr auszusetzen. Das bedeutet schließlich nicht, daß ich auf einen Berater verzichten muß, der viele Spoodies trägt."
    Gu versetzt mich in immer größeres Erstaunen. Obwohl ich ihn schon immer für den klügsten und weitsichtigsten unter den Herzögen hielt, habe ich ihn eindeutig unterschätzt.
    „Das brauchst du wirklich nicht, Herzog Gu", stimme ich zu. „Du wirst einen Berater haben."
    Carnuum schaut abwechselnd den verletzten Kranen und mich an.
    „Ist das eine abgesprochene Sache?" erkundigt er sich voller Mißtrauen. „Gibt es geheime Abmachungen zwischen euch beiden?"
    Gu lacht auf.
    „Was für ein Unsinn, Carnuum. Bevor wir in diesen Raum kamen, wußte ich nicht mehr über das Orakel als du. Ich hatte auch keinen häufigeren Kontakt mit ihm."
    „Was soll dann dieses Gerede von einem Berater? Willst du etwa mit diesem Fremden zusammenarbeiten?"
    Gu schaut mitleidig in meine Richtung.
    „Dieser Fremde, der sich Atlan nennt, hat ausgespielt", sagt er.
    „Niemand wird ihn länger akzeptieren. Auch die Zeit der Spoodies im Herzogtum ist vorbei. Eine neue Epoche beginnt. Das Orakel weiß das."
    „Ja", sage ich. Es macht mir Spaß, meine Stimme wieder richtig einsetzen zu können.
    Wenn nicht der Schlauch zwischen mir und der Spoodie-Wolke bestünde, würde ich jetzt aufstehen und versuchen herumzulaufen. Ich muß an mich halten, um dieser Versuchung nicht zu unterliegen.
    Die zweihundert zurückliegenden Jahre erscheinen mir bereits jetzt sehr unwirklich, wie ein Traum, aus dem ich gerade erwacht bin.
    Allmählich beginne ich zu verstehen, was die Kosmokraten mir abverlangt haben. Diese körperliche Untätigkeit war schrecklich. Niemals wieder werde ich mich auf ein derartiges Unternehmen einlassen.
    Ausgerechnet ich, der ich daran gewöhnt war, aktiv auf die Ereignisse in meiner Umgebung einzugreifen, war zweihundert Jahre lang zu körperlicher Tatenlosigkeit verurteilt.
    „Gu hat recht", fahre ich fort. „Meine Zeit ist vorbei. Die Kranen sollen erfahren, wer ich bin. Die Entschleierung des Geheimnisses wird sie beruhigen. Sie werden Gu als neues Orakel akzeptieren."
    „Und wer soll als Berater GUS auftreten?" fragt Carnuum hartnäckig.
    Ich überlege, ob ich es ihm sagen soll. Wie wird er darauf reagieren?
    „Ich werde der Berater des Orakels sein", sagt da Surfo Mallagan.
     
    *
     
    Das Interesse der Anwesenden konzentriert sich nun auf den Betschiden. Je nachdem, in welchem Verhältnis die anderen Besucher zu Mallagan stehen, spiegelt sich Ablehnung, Betroffenheit und Entsetzen in ihren Gesichtern.
    Besonders erschüttert ist das Mädchen.
    Sie muß ihn lieben! denke ich. Und sie weiß, daß sie im Begriff steht, ihn zu verlieren.
    Surfo Mallagan, Nachkomme von Meuterern, die im April des Jahres 3650 terranischer Zeitrechnung beim ersten Besuch der SOL in der Galaxis Vayquost auf dem Planeten Chircool abgesetzt wurden - dieser Surfo Mallagan schickt sich an, an meine Stelle zu treten.
    Als ich vor nunmehr zweihundertzwanzig Jahren im Auftrag der Kosmokraten an Bord der SOL auftauchte, war ich entschlossen,

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