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1048 - Blutende Schatten

1048 - Blutende Schatten

Titel: 1048 - Blutende Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einem Menschen gegenüberzustehen, der in das Haus meiner Eltern eingebrochen war, das nun mir gehörte. Die Gier nach Waffen war einfach zu groß gewesen. Da waren gewisse Leute immer bereit, ihre Prinzipien über Bord zu werfen, was ich bedauerlich fand.
    Der Gang war eng. Er roch nach Putzmitteln, und von den wenigen Zellen war nur eine belegt. Sie war auch nicht mehr abgeschlossen. Sugar saß an einem Tisch, hatte das Kinn auf seine Handballen gelegt und starrte ins Leere.
    Vor ihm stand ein Kunststofftablett, auf dem die Reste des Frühstücks lagen.
    Bull ließ mir den Vortritt, und so ging ich als erster in die nicht eben wohnliche Zelle. Sugar hatte mich gehört. Er veränderte seine Haltung, um mir entgegenzuschauen.
    Sein Gesicht war blaß. Ringe lagen unter den Augen. Das blondbraune Haar wuchs struppig auf seinem Kopf. Er wußte nicht, was er sagen sollte und sah ansonsten aus wie jemand, der sich gern in ein Mauseloch verkrochen hätte.
    Terence Bull blieb an der Tür stehen. Ich holte mir einen Hocker und setzte mich zu dem jungen Mann.
    »Du bist Sugar?«
    »Ja.«
    »Und du kennst mich?«
    »Schon gesehen.«
    Er antwortete ziemlich einsilbig und drehte seinen Körper auch so gut wie möglich von mir weg, als wollte er im nächsten Augenblick aufspringen und davonlaufen. »Keine Sorge, Sugar, ich werde dir nichts tun. Ich mache dir auch keine Vorwürfe, weil du und dein Freund in mein Haus eingestiegen sind, denn es gehört jetzt mir. Ich will nur genau wissen, was ihr dort gefunden und erlebt habt.«
    Sugar, dessen Gesicht noch sehr jung aussah, schaute hilfesuchend an mir vorbei zu Terence Bull hin.
    »Sag es schon!«
    »Die Waffen!« flüsterte er, Ich nickte. »Die gesichert waren.«
    »Klar.«
    »Da ist dein Freund Nico Goodwin dann auf die Idee gekommen, im Keller nach einem entsprechenden Werkzeug zu suchen, mit dem er die Sicherungen lösen kann.«
    »So war es.«
    »Und weiter?«
    »Nichts weiter. Es hat nicht geklappt. Wir sahen ja vorher das Leuchten aus dem Keller. Ich war dagegen, daß mein Freund dort hinging, aber er hat nicht auf mich gehört.«
    »Begriffen, Sugar. Wenn du also dagegen gewesen bist, dann hast du deinen Freund sicherlich nicht begleitet.«
    »Nein, ich blieb zurück. Aber sie waren da. Die verdammten Schatten, und sie haben geblutet. Das… das Blut kippte auf mich. Die kamen wie aus dem Nichts.« Plötzlich redete er schneller. Es mußte einfach aus ihm heraus, und ich spitzte die Ohren und hörte sehr genau zu.
    Wenn ich ehrlich war, konnte ich mit den Schatten noch nichts anfangen, ich akzeptierte sie. Sugar interessierte mich in diesem Fall auch nicht so stark, sein Freund Nico war wichtiger.
    Auf ihn kam ich zurück. »Hat Nico denn diese Statue im Keller angefaßt? Hat er sie angehoben? Hat er etwas mit ihr getan? Experimentiert, meinetwegen.«
    »Das… das… weiß ich nicht.«
    »Ihr habt nicht darüber gesprochen? Aber Nico war entsetzt.«
    »Und wie. Er wollte ja auch weg. Wir sind dann losgefahren, abgehauen. Streßmäßig hielten wir das nicht durch. Nico hatte Angst, und ich schließlich auch. Ich wußte ja über die Schatten Bescheid. Die haben mich und nicht Nico vorher angegriffen.«
    »Und während der Fahrt nach Lauder ist es dann passiert, nicht wahr? Da hat euch die volle Wucht dieser anderen Macht getroffen.«
    Sugar bekam eine Gänsehaut. »Nicht mich, Mr. Sinclair. Diesmal war Nico an der Reihe.«
    »Er löste sich auf!«
    Er hatte nur diese vier Worte gesagt. Eine Feststellung, nicht mehr. Doch Sugar wurde aschfahl. Er begann zu zittern. Er bekam Atembeschwerden, denn wieder mußte er sich mit seiner Erinnerung an das Schreckliche herumschlagen. Er bewegte seinen Kopf und zugleich die Augen. Er schaute in alle Ecken der Zelle, als würde dort jemand lauern, zum Beispiel ein Schatten.
    Ich legte ihm meine Hand auf den Unterarm. »Ruhig, Sugar, ganz ruhig. Wir sind hier unter uns. Es passiert nichts.«
    »Doch, doch!« keuchte er. »Sie sind nicht weg, auch wenn man sie nicht sieht. Sie sind eigentlich immer da, Mr. Sinclair. Ich weiß es, ehrlich.«
    »Woher?«
    Seine Schultern zuckten hoch. »Das… das… kann ich spüren. Alles sehr genau. Nur erklären kann ich es nicht. Ich glaube, daß mich Nico beobachtet.«
    »Was bedeuten würde, daß er nicht tot ist.«
    »Ja, kann man sagen. Er ist auch nicht tot im eigentlichen Sinne. Er ist nur verändert. Nico ist in eine andere Form eingegangen. Er ist nicht einmal ein Geist, sondern ein Schatten.

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