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1049 - Geheimagent für Kran

Titel: 1049 - Geheimagent für Kran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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der Name am ehesten paßt."
    Der Pilot nahm die Worte als Kompliment. Er verzog den breiten Mund zu einem Grinsen, so daß das kräftige Gebiß sichtbar wurde.
    „Wir hätten einander früher begegnen sollen", sagte er.
    Orban nickte nur. Der Pilot dirigierte ihn in den Transmitterraum. Von dort gelangten sie in seine vorige Wohnung. Orban fragte, ob er sich umkleiden und die Rolle des Landstreichers wieder einnehmen solle. Aber der Pilot hatte es eilig. Sein Schweber stand in der unterirdischen Garage geparkt. Er versprach Orban, er werde ihm den Aktionsplan unterwegs auseinandersetzen. Orban seinerseits begann, Befürchtungen zu hegen, ob seine Getreuen ihm hatten folgen können.
    „Es geht gegen das Spoodie-Schiff", erklärte der Pilot, nachdem er das Fahrzeug auf eine südwärts führende Hochstraße gesteuert hatte.
    Orban horchte auf. „Was wollt ihr damit?" fragte er.
    „Ein Manöver zur Unterstützung unserer Thesen", erklärte der Pilot mit grimmiger Stimme, wobei er den Schweber endgültig der automatischen Steuerung überließ. „Wir treten nicht als Bruderschaftler auf, sondern als gewöhnliche Kranen. Die Öffentlichkeit soll erfahren, daß die kranische Bevölkerung nichts mehr mit dem Spoodie-Schiff zu schaffen haben will. Sie verlangt, daß das Schiff sich so rasch wie möglich auf den Weg macht und nie mehr nach Kran zurückkehrt. Dieses ‚Volksempfinden’ werden wir heute nacht demonstrieren."
    Orban erkannte die wahren Hintergründe des Vorhabens, ohne daß der Pilot sich darüber zu äußern brauchte. Gelang es wirklich, den Eindruck zu erzeugen, daß die Bevölkerung von Kran die SOL nicht mehr auf ihrem Planeten haben wollte, dann mußte eine Flucht der Orakeldiener aus dem Wasserpalast in das Spoodie-Schiff erfolgen - denn die Diener waren von derselben Art wie die technische Mannschaft der SOL, und wenn sie sich nicht eilends auf und davon machten, dann würde sich der Zorn des Volkes auf sie richten - ebenso, wie er sich auf das Spoodie-Schiff gerichtet hatte. Nach dem Auszug der Orakeldiener blieben im Wasserpalast nur noch die Sieger vergangener Lugosiaden, die das Orakel im Lauf der Jahrzehnte an sich gezogen hatte. Sie zählten nicht mehr als ein paar Dutzend. Es wäre niemand mehr da, der den Palast wirkungsvoll verteidigen könnte. Die Bruderschaft würde sofort zuschlagen und das Orakel vernichten.
    „Wie soll die Sache vor sich gehen?" wollte Orban wissen.
    „Das Spoodie-Schiff wird von Kran versorgt", antwortete der Pilot. „In der Hauptsache nimmt es Frischnahrung auf. Es gibt insgesamt drei Verteilerstellen, die die Versorgung übernommen haben. Die Versorgungstransporte sind robotisch, werden jedoch jeweils von einem Mitglied der Besatzung des Spoodie-Schiffs begleitet."
    „Ich ahne", sagte Orban. „Ich spiele die Rolle des Besatzungsmitglieds?"
    „So ist es vorgesehen", bestätigte Krane. „Im einzelnen geht es um folgendes ..."
     
    *
     
    Der Treffpunkt war ein leerstehendes Lagerhaus im Südwesten der Stadt, an einem Stichkanal gelegen, der die Verbindung mit dem Ursquar-Meer herstellte. Eine Mannschaft von vierzehn Kranen unter der Führung von Dambor hatte sich eingefunden.
    Dambor wechselte nur ein paar knappe Worte mit Orban und ließ nicht erkennen, ob er ihm sein heimliches Verschwinden nach dem vergangenen Einsatz übelnahm oder nicht.
    Man übergab Orban eine lindgrüne Uniformkombination, wie sie vom technischen Personal an Bord der SOL getragen wurde. Er zog sich in eine Ecke zurück und kleidete sich um. Die Uniform war kein Original, aber eine so geschickte Nachbildung, daß sie ihren Zweck ohne weiteres erfüllen würde.
    Später in der Nacht nahm ein kleiner Konvoi von drei Fahrzeugen Kurs auf die südliche Verteilerstelle, die achthundert Kilometer vom Wasserpalast entfernt lag. Der Flug ging ereignislos vonstatten. Die Verteilerstelle war ein ausgedehnter Gebäudekomplex, zumeist aus flachen, langgestreckten Bauten mit nur noch angedeuteter Pyramidenform bestehend. Hoch über dem Komplex schwebten mehrere Heliostrahler, die das Gelände mit tagesgleicher Helligkeit überfluteten. Beim Anflug bemerkte Orban einen Gleiter unverkennbar terranischer Bauart, der vor einem der Gebäude stand. Im Innern herrschte beträchtliche Aktivität, aber Einzelheiten ließen sich aus der Ferne nicht erkennen. Die drei Schweber landeten außerhalb der Helligkeitszone. Wie beim vorigen Einsatz waren es auch diesmal wieder Orban und der Pilot, die die Vorhut machten.

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