104a - Die Braut der Bestie
geschehen war. Eigentlich kam er sich ganz normal vor. Doch er wußte, daß der Cro Magnon, Sutton, Dominique, Clacker und alle anderen, die jemals gegen den Schwarzen Samurai gekämpft hatten und es wieder versuchen würden, seine Feinde waren.
Ich hasse sie, dachte er. Tomotada ist mein Herr.
Unga wußte auch keine Antwort auf Toshio Okamotos Frage, aber er hatte seinen Entschluß bereits gefaßt. Er legte dem Co-Piloten beruhigend eine Hand auf einen Arm, nickte ihm zu und richtete sich wieder auf.
Wenig später nahm er Sutton beiseite. „Ich arbeite mich im Alleingang bis zum Cockpit vor, sehe nach, wie die Dinge dort stehen und versuche, Tomotada zu Überwältigen."
„Meinetwegen, Triihaer. Ist ja deine Haut, die du zu Markte trägst."
„Danke dir für die moralische Unterstützung, Sutton“, gab Unga spöttisch zurück. „Sorgst du dafür, daß die Truppe Disziplin bewahrt, während ich unterwegs bin?"
„Ja"
„Drückst du mir die Daumen?"
„Und wie!"
Unga grinste, drückte sich den Gang entlang und steuerte zunächst auf den Platz zu, den er vorher eingenommen hatte. Er zerrte seine Tasche unter dem Sitz hervor. Anschließend wechselte er auf die andere Seite der Maschine über, schlich vom Mittel- in den Vorderraum und legte den Zeigefinger an die Lippen.
Die Frauen blickten ihn entsetzt und neugierig zugleich an, sprachen jedoch kein Wort.
Sutton blickte dem Cro Magnon mit verächtlichem Gesichtsausdruck nach. Burt Clacker gesellte sich zu ihm.
Sutton warf ihm einen Seitenblick zu und äußerte: „Der spielt uns eine schöne Farce vor."
Clacker kratzte sich am Hinterkopf. „Du meinst, er tut bloß so, als wollte er den Schwarzen packen, und geht in Wirklichkeit hin, um Kriegsrat mit ihm zu halten?"
„Ja, natürlich."
„Glaube ich nicht. Du spinnst, Clacker."
„Hör zu, Mann, es will mir nicht in den Kopf, wie er sich einerseits um Verletzte bemüht und Vertrauen in uns setzt, andererseits aber ein Verbündeter des Entführers sein soll. Ich habe mir alles noch mal durch den Kopf gehen lassen. Niemals würde er uns hier allein lassen, wenn er mit dem Kerl im Cockpit unter einer Decke steckte. Wär's so, würde er sicher sein, daß wir sofort ein Komplott gegen ihn aushecken."
Sutton schaute den Ex-Legionär fassungslos an. „Ausgerechnet du sagst so was?"
„Ich denke, wir haben uns in ihm getäuscht."
Unga blieb neben Bianca Dillon stehen. Auf den Sitzen in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft hatten sich zwei Stewardessen, eine blonde Amerikanerin und eine Mutter mit einem schätzungsweise vierjährigen Kind niedergelassen.
Unga teilte Bianca mit, was er vorhatte, und sie schaute bestürzt zu ihm auf.
„Das wagst du? Es ist ein mörderisches Unternehmen."
Das Du kam spontan, wirkte nicht erzwungen oder aufgesetzt. Es war ein selbstverständliches Ergebnis der gemeinsam durchstandenen Schreckensminuten.
Unga lächelte. „Sozusagen ein Himmelfahrtskommando."
„Ich gehe mit."
„Kommt gar nicht in Frage."
„Ich will nicht, daß dir etwas geschieht."
„Ich werde so vorsichtig wie möglich vorgehen", erwiderte er. „Achte du darauf, daß die Frauen ruhig bleiben und sich nach Möglichkeit ein wenig entspannen! Wir stürzen bestimmt nicht ab. Das würde auch dem Samurai das Leben kosten."
„Wir können nur abwarten und beten", versetzte die blonde Amerikanerin.
„Ja. Wie lange ich auch fortbleibe, niemand soll die Economy-Klasse verlassen und ins Cockpit steigen. Verstanden?"
Bianca zögerte eine Weile mit der Antwort, nickte schließlich aber doch.
„Gut. Ich kann ja doch nichts an deiner Entscheidung ändern." Sie drückte seine eine Hand. „Ganz gleich, ob du Erfolg hast oder nicht, Unga, du bist ein Held."
„Na, na."
Er pirschte davon. Irgendwie gaben ihm Biancas Worte doch Auftrieb. Behutsam durchquerte er das Ruheabteil, das bis auf den letzten Platz geräumt worden war. Nur der braun-rote Fleck auf dem Teppichboden zeugte noch von dem gräßlichen Geschehen, das sich hier abgespielt hatte. Der Tote war von den Frauen in die Bordküche transportiert worden.
Unga benutzte die Wendeltreppe, die zur Bar und Lounge der 1. Klasse hinaufführte. Ebenso wie im Erste-Klasse-Abteil, in das er einen flüchtigen Blick geworfen hatte, hielt sich hier kein Mensch mehr auf. Die Männer waren vom Schwarzen Samurai zu den im Heck befindlichen Leuten gepfercht worden, die Frauen zu den übrigen weiblichen Fluggästen im vorderen Economy-Abteil.
Von der Bar aus schlich
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