Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
104a - Die Braut der Bestie

104a - Die Braut der Bestie

Titel: 104a - Die Braut der Bestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
vor, und zu seinem Glück nahm er gar nicht mehr richtig wahr, wie der Moment des Todes nahte.
    Bill Sismar kauerte im Zelt, als das Monster den zweiten Kameraden aufriß. Ein furchtbarer Schrei ertönte, wurde vom schneidenden Wind davongetragen, verlor sich in der weißen Hölle. Mit bebenden Fingern versuchte Sismar, das Funkgerät in Betrieb zu setzen. Es gelang ihm. Das kleine Stromaggregat funktionierte nach langer Ausfallzeit wieder. Sismar lachte, glaubte an eine glückliche Fügung des Schicksals. Zitternd forschte er nach der richtigen Frequenz, die ihn mit der Ausgangsstation Isachsen auf den SverdrupInseln nördlich der Hudson-Bai in Verbindung setzen würde. Die Kontrollämpchen des Apparates flackerten. Feine piepende und wimmernde Töne erklangen aus der Lautsprechermembrane.
    Bill war zu sehr in seine Tätigkeit vertieft, um die Bewegung hinter sich mitzubekommen. Er wollte einen alarmierenden Mayday-Ruf loslassen, sich dann mit dem Karabiner absetzen und irgendwo Unterschlupf suchen - vielleicht in einem Höhlenloch, in das das Monster nicht einmal eine Klaue zwängen konnte.
    Doch es kam anders.
    Plötzlich krallte sich etwas in seinem Jackenkragen fest. Er fühlte sich nach hinten weggezogen, fort vom Funkgerät, fort von der Stimme, die endlich aus dem Lautsprecher quäkte.
    „Hier Isachsen, Isachsen! Melden Sie sich! So melden Sie sich doch!"
    Bill Sismar hatte den Karabiner im Zelt liegenlassen müssen. Er war dem Monster, das mit einer Pranke ins Lager gefaßt und ihn prompt 'zu fassen bekommen hatte, rettungslos ausgeliefert. Für Sekunden sah er die grausige Fratze mit der zwischen ledrigen Lippen herumfuhrwerkenden Fangzunge über sich. Dann schloß er die Augen, ergab sich in das Unabwendbare. Etwas fuhr brennend in seinen Leib. Er fühlte sich von einem schwarzen Strudel fortgetragen, vernahm ein Brüllen, von dem er nicht mehr wußte, daß es aus seinem Mund kam.
    Das Monster tat sich an dem toten Mann gütlich, bis nichts Nahrhaftes mehr in ihm steckte. Achtlos ließ es ihn fallen, steckte seinen breiten Schädel in das Zelt, schnupperte, sah sich um. Etwas Freß- bares vermochte es jedoch nicht zu entdecken. So wandte es sich desinteressiert ab, ließ die drei Leichen liegen und kehrte zu dem Eishügel zurück, um seinen gestörten Schlaf fortzusetzen.
    Das Eis deckte die Stätte des Grauens zu.

    Harry Kessel hatte sich in der Ecke niedergelassen, die die Steuerbordwand der Boeing 747 mit jener Querwand bildete, hinter denen sich die Toiletten des Heckteils befanden. Alle Männer hatten mehr oder weniger mit sich selbst zu tun. Nat Dominique hockte auf einem Sitz, fuhr sich immer wieder mit den Händen übers Gesicht und stöhnte, als müßte er jeden Moment sterben. Was geschehen war, hatte ihn nachhaltig .geschockt. Alan Sutton palaverte leise mit Burt Clacker. Der große Mann, der den seltsamen Namen Unga Triihaer trug, hatte eine Unterhaltung mit Toshio Okamoto, dem verletzten Co-Piloten, begonnen. Was sie im einzelnen sprachen, konnte der blonde Amerikaner nicht verstehen.
    Im Grunde hatte Harry Kessel jegliches Interesse an den Passagieren und ihrem Schicksal verloren, obwohl er selbst dazugehörte. Apathie und Unwillen waren in seinem Geist, aber es waren nicht die Symptome der Resignation; es war etwas anderes. Er wußte, daß er nicht mehr zu ihnen gehörte. Tomotada, der Schwarze Samurai, war dicht an ihm vorübergegangen, nachdem der Überrumpelungsversuch durch die Freiwilligen unterbunden worden war. Harry Kessel hatte sich gezwungen gefühlt, in die grausige rote Maske des Unheimlichen zu blicken. Und dann war ihm etwas Unerklärliches widerfahren.
    Für einen Moment, ohne daß die anderen es bemerkt hatten, hatte Tomotada die Maske von seinem Gesicht genommen. Harry hatte den Mund zum Schrei geöffnet. Der Samurai besaß einen völlig glatten, eiförmigen Kopf. Er hatte kein Gesicht. Harry hatte vor Schreck aufbrüllen wollen, doch der Schrei war ihm im Hals stecken geblieben. Keinen Laut hatte er über die Lippen gebracht. Es war dunkel um ihn geworden. Er hatte gespürt, daß auch er das Gesicht verloren hatte. Aber Tomotada hatte ihm die kalte Eisenmaske aufs Gesicht gedrückt. Sie trug sein Antlitz auf der Innenseite, und als dieses mit Harrys nunmehr eiglattem Vorderkopf in Berührung gekommen war, hatte er sein Gesicht wiederbekommen.
    Kurz darauf hatte er sich gefragt, ob er alles nur geträumt hatte. Auch jetzt war ihm immer noch nicht klar, was ihm wirklich

Weitere Kostenlose Bücher