105 - Atoll des Schreckens
Kleiderbündel, das jemand ins Meer
geworfen hatte.
Languedocs
Hemd war über dessen Kopf gerutscht, seine weite Hose klatschte naß um seine
Beine. Larry pumpte ihm das Wasser aus den Lungen. Languedoc schüttelte sich.
„Schade“,
war seine erste Reaktion. Er fuhr sich über das Gesicht und spuckte Wasser aus.
„Schade, daß es mir nicht schlechter ging.“
Larry
und Morna saßen neben ihm. Das Sternenlicht schickte einen samtenen Schimmer
auf die makellos gebräunte Haut der Schwedin.
„Na,
Sie haben aber Nerven“, entgegnete X-RAY-3. „Sie sollten froh sein, daß Sie so
glimpflich davongekommen sind.“
„Bin
ich aber nicht. Es hätte mir einen Riesenspaß bereitet, wenn mich Ihre hübsche
Begleiterin mit Mund-zu-Mund-Beatmung gerettet hätte.“ Er strahlte über das
ganze Gesicht.
„Da
muß ich Sie enttäuschen, Languedoc“, sagte Larry. „Diese Arbeit übernehme immer
ich. Seit heute mittag habe ich Übung in solchen Fällen, ich bin schon richtig
eingestimmt. Die Mund-zu-Mund-Beatmung wäre von mir gekommen. Ich bin nicht
gerade gut rasiert, Languedoc. Ich steche wie ein Kaktus. Seien Sie froh, daß
es so ausgegangen ist.“
●
„ … so, und nun erzählen Sie mir mal, wie Sie zu Ihrem
Alptraum gekommen sind“, fügte Larry Brent ernst hinzu.
Languedoc
schnaubte wie ein Nilpferd. Er warf einen Blick auf die Leiche.
„Erst
mal schönen Dank“, murmelte er erschöpft. „Ohne Ihre Hilfe, Monsieur, würde ich
jetzt aussehen wie Andreas Meister. Nur ohne Gummianzug.“
Pascal
Languedoc machte einen vernünftigen Eindruck. Noch am frühen Abend - nach
mehreren Schnäpsen - war er benommen und unsicher gewesen. „Sie werden sich
Ihren Teil gedacht haben“, meinte er, darauf anspielend. „Aber ich mußte mir
wohl erst Mut antrinken.“
„Mut
wozu?“ Larry war dem Mann aus Papeete behilflich, auf die Beine zu kommen.
Languedoc
blickte die Schwedin an, dann den Amerikaner. „Sie gefallen mir - beide. Das
Mädchen ist mir natürlich lieber, aber das liegt in der Natur der Sache. Dies
ist nun schon unser drittes Zusammentreffen. Und das wichtigste. Für mich
jedenfalls. Sie haben mir das Leben gerettet.
Wäre
jetzt die Bar noch auf, würde ich Sie einladen. Aber wir können auch auf mein
Zimmer gehen. Da steht „ne Pulle, die ist noch fast voll.“ Er blickte auf die
Leiche, die der Unheimliche nicht mehr hatte mitnehmen können. „Was machen wir
mit ihm?“
„Ihn
dahin zurückbringen, woher er geholt worden ist.“ Larry wickelte die Tücher
wieder um den Deutschen. „Und die Einladung zu einem Drink auf Ihrem Zimmer,
Monsieur, nehme ich gern an. Auf dem Weg zur Leichenkammer können wir aber
schon ein paar Fragen klären, an deren Beantwortung mir sehr gelegen ist.“
●
Pascal
Languedoc sprach davon, daß er nicht einschlafen konnte und deshalb noch einmal
sein Zimmer verlassen hätte. „Ich ging den Strand entlang und suchte die Bucht
auf, von der Doreen Haskins mir geschrieben hat.“
Auf
diese Weise erfuhren Morna und Larry Näheres über den Brief und dessen Inhalt.
Languedoc vertraute sich ihnen an, und sie hatten beide den Eindruck, daß der
Mann froh war, mit jemandem über alles sprechen zu können.
„Ich
habe mir die Stelle angesehen, an der sie erwartet wurde“, fuhr Languedoc in
seinen Ausführungen fort, als sie in seinem Zimmer saßen und einen Kognak
tranken. „Das Boot, die Tatape , lag genau dort. In dieser Bucht war
Doreen Haskins gewesen, und dort muß irgend etwas passiert sein, was sie ins
Unglück stürzte. Sie war hergekommen, um das Schicksal der sieben Frauen
aufzuklären, die bisher verschwunden sind. Aber nun ist auch Doreen nicht
wieder aufgetaucht. Jetzt sind es acht. Ich kam aus der Bucht, da sah ich
diesen grünen Kerl und den eingewickelten Toten. Ich dachte, ich träume und
wollte es genau wissen. Ich stürzte mich auf das Biest und greife wie in einen
Berg stinkender Fische. Der Bursche war nicht faul und schlug sofort zurück.
Dann packte er mich und drückte mir den Kopf unter Wasser. Den Rest kennen
Sie.“
Languedoc
kramte aus seinem Jackett einen zerknitterten Brief und reichte ihn Larry. Der
Amerikaner und die Schwedin lasen. In dem Brief teilte Doreen Haskins ihrem
Bekannten in Papeete mit, daß die Frau mit dem Bauchladen sie gewarnt
habe. Deren Sohn habe offenbar Kenntnisse über jene Sache, wegen der sie
gekommen sei. Sie würde sich auf das Abenteuer einlassen, wisse allerdings
nicht, wie es ausgehe. Sollte
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