105 - Atoll des Schreckens
schimmerte. Seit drei Stunden wußten sie, daß auch Doreen
Haskins auf Tureia gewesen, jedoch bisher nicht wieder ins Hotel zurückgekommen
war.
Larry
hatte den Portier gefragt, der vor etwa einer Woche einen Brief der
Amerikanerin entgegennahm und weiterleitete. Er wollte erst nicht sagen, an wen
der Brief adressiert war, teilte den Namen des Empfängers aber dann gegen ein
stattliches Trinkgeld mit. Der Brief ging an Pascal Languedoc.
Das
verwunderte die beiden PSA-Agenten. Larry verzichtete auf weitere Fragen, er
wollte nicht auf sich aufmerksam machen, aber er hatte einen Plan.
Morna
sollte der Lockvogel sein.
Mit
X-RAY-1 war ausdrücklich abgesprochen worden, den Lauf der Dinge nicht zu
forcieren, es sei denn, besondere Situationen würden es erfordern.
Morna
als Köder, Larry als Beobachter, so war es zunächst angedacht. Doch Larrys
Gedanken arbeiteten weiter. Wieso hatte Doreen Haskins einen Brief an Pascal
Languedoc geschickt? Was stand darin? Die Tatsache, daß die amerikanische
Reporterin bis zur Stunde noch nicht wieder zurückgekommen war,
gab zu denken. Hatte sie eine Spur gefunden und diese spontan verfolgt?
Es
war unmittelbar nach der Ankunft auf Tureia die erste offizielle Handlung, daß
Larry über die Funkbrücke New York verständigte. Was wußte man dort über Pascal
Languedoc, und welche Verbindung bestand zwischen der attraktiven Journalistin
und dem schlampig wirkenden Franzosen auf Papeete?
Morna
und Larry verließen Arm in Arm den Strand, um in einer Bar einen Drink zu sich
zu nehmen. Aber sie kamen nicht dazu. Geschrei und Aufregung vom Ufer her
weckten ihre Aufmerksamkeit. Menschen liefen am Strand zusammen - Eingeborene
und Fremde.
„Ein
Mann!“ schrie jemand.
„Ein
Toter!“
„Er
ist angeschwemmt worden.“
„Moment
mal! Ich bin gleich wieder da.“ Larry lief los, doch Morna blieb nicht zurück.
Larry
war fünf Schritte schneller und erblickte ein längliches, dunkles Bündel am
Boden in einer Wasserlache. Er bahnte sich einen Weg durch die Menschentraube.
„Kann man noch etwas tun?“ fragte er.
Zwei
junge Eingeborene kümmerten sich um den Fremden.
Ein
Mann in einem Gummianzug lag schlaff da und atmete nicht. Er trug weder eine
Taucherbrille noch eine Tauchermaske, und es fanden sich erst recht keine
Sauerstoffflaschen.
X-RAY-3
drehte den Angeschwemmten um und begann mit Wiederbelebungsversuchen.
Sein
Blick fiel auf das kleine Brustschild am Anzug.
Forschungsschiff
Discovery stand darauf.
In
diesem Augenblick spürte er eine Bewegung neben sich. Jemand verschaffte sich
mit Gewalt Platz.
„Aber“,
sagte eine erschreckte Stimme, und eine massige Gestalt ging neben Larry in die
Hocke. „Das ist doch ein Mann von der Discovery . Das ist doch Andreas
Meister, der deutsche Forschungsteilnehmer.
„Sie
kennen den Mann?“ fragte Larry erstaunt, ohne seine Wiederbelebungsversuche zu unterbrechen. Er sah in Pascal Languedocs breites,
braungebranntes Gesicht.
„Ja,
diesen Mann habe ich vor fünf Jahren zum ersten Mal gesehen, und gleichzeitig
auch zum letzten Mal. Er marschierte mit seinen Kollegen durch Papeete. Kurz
danach passierte das Unglück, die Discovery verschwand.“
„Das
ist fünf Jahre her, ich weiß. Aber der Mann hier macht nicht den Eindruck, als
hätte er fünf Jahre im Wasser gelegen. Er ist erst vor wenigen Minuten
gestorben.“
●
Konnte
man noch etwas für den Mann tun?
Larry
gab nicht auf. Unablässig pumpte er Wasser aus den Lungen des Deutschen.
Andreas Meister atmete noch immer nicht. Pascal Languedoc wechselte Larry ab.
Auch er verstand sich auf Wiederbelebungsversuche.
Aber
auch er war erfolglos.
Das
Meer hatte eine Leiche freigegeben, die noch warm war.
Woher
kam Andreas Meister?
Larry
pflückte ein paar dünne, schmierige Fäden Seetang von der Brust und den Schultern
des Toten und starrte auf das spiegelglatte Wasser, aus dessen Tiefen Andreas
Meister aufgetaucht war.
●
Die
Wasserleiche wurde abtransportiert.
Ein
Zug von Neugierigen folgte dem Karren, der den in grobe Tücher eingewickelten
Toten in die Krankenstation brachte, wo ein Raum zur Verfügung stand, in dem
Verstorbene kurzfristig aufbewahrt werden konnten.
Andreas
Meisters Leiche sollte hier bis zum Eintreffen des nächsten Flugzeugs bleiben.
Das würde erst im Laufe des kommenden Tages der Fall sein.
Der
einzige Polizist auf der Insel hatte den Unfall aufgenommen und über Funk
weitergegeben.
Die
beiden jungen Dorfbewohner, die den Toten
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