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105 - Das indische Tuch

105 - Das indische Tuch

Titel: 105 - Das indische Tuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Dorf fortgebracht hätte.«
    Wieder dauerte es einige Zeit, bis sie sich gefaßt hatte.
    »Ich wollte Ihnen das eigentlich schon heute morgen sagen, aber ich konnte nicht. Wenn ich jemals herausbringe, wer es getan hat, dann werde ich nicht eher ruhen, als bis ich den Mörder an den Galgen gebracht habe, ganz gleich, wer er ist.«
    Es klangen unverholene Feindschaft und wilder Haß aus ihren Worten.
    »Deshalb hatte ich gehofft, Sie würden einen Spaziergang mit mir machen; deshalb habe ich aufs sehnlichste gewünscht, daß Sie heute abend vorbeikommen möchten. Ich habe schon zwei Stunden hier gewartet. Sie haben wohl geglaubt, ich wollte ein wenig mit Ihnen flirten? Nein, die Absicht hatte ich nicht. Ich wollte nur wissen, was Sie herausgebracht haben. Ich glaubte, das wäre leicht, aber jetzt weiß ich, daß Sie es mir doch nicht sagen, selbst wenn Sie es wissen.
    Er war gerade auf dem Weg zu mir, als sie ihn umbrachten«, fuhr sie ruhiger fort. »Ich hätte ja auch zu dem Maskenball gehen können, aber ich wollte nicht, daß die Leute wieder etwas zu reden hätten, besonders da Johnny an dem Abend in London war.«
    »Der kam aber mit dem letzten Zug zurück. Haben Sie das nicht gewußt?«
    Sie starrte ihn ungläubig an.
    »Mein Mann kam erst am nächsten Morgen. In dem Punkt irren Sie sich.«
    »Er fuhr am selben Abend zurück, und zwar mit dem letzten Zug.«
    »Ist das wahr?« fragte sie langsam. »Das ist mir allerdings nicht bekannt. Nun haben Sie mir wenigstens etwas gesagt. Gute Nacht, Mr. Ferraby.«
    Bevor er etwas erwidern konnte, war sie im Garten verschwunden. Er sah noch, wie sie die Haustür öffnete, dann ging er zu dem Gasthaus zurück. Ihr Verhalten gab ihm neue Rätsel auf, und in Gedanken suchte er eifrig nach einer Lösung.
    Er hatte nicht übertrieben, als er sein gemütliches Zimmer im Gasthaus lobte. Es war ein großer, niedriger Raum mit behaglichen Möbeln. Ein breit ausladendes Bett mit vier hohen Pfosten lud zur Ruhe ein.
    Ferraby kleidete sich gemächlich aus, las noch eine halbe Stunde, öffnete dann den einen Fensterflügel und zog die Vorhänge vor.
    Er war noch in dem Alter, in dem man tief und ruhig schläft, und im allgemeinen war er zwei Minuten, nachdem er sich niedergelegt hatte, bereits entschlummert. Aber in dieser Nacht wälzte er sich lange von einer Seite zur anderen, ehe er schließlich einnickte. Seine letzte Erinnerung war, daß die Dorfuhr Mitternacht schlug.
    Häßliche Vorstellungen quälten ihn in seinen Träumen. Er ging auf dem Fahrweg und sprach mit Isla Crane, aber es kam jemand hinter ihm her und warf ihm etwas um den Hals.
    »Machen Sie doch keinen Unsinn«, sagte er und hob die Hände, um Luft zu bekommen.
    Aber es wurde enger und drückender. Er rang nach Atem, und sein Kopf schien zu schwellen und immer größer zu werden. Verzweifelt wehrte er sich, wachte auf und fand, daß es kein Traum war, sondern daß es um Leben und Tod ging. Eine Schlinge war um seinen Hals geknüpft und zog sich immer fester zu.
    Er riß daran und fiel dabei aus dem Bett. Verzweifelt zerrte er an dem Tuch, aber es rückte und rührte sich nicht. Er war schon nahe daran, das Bewußtsein zu verlieren, als er mit einer letzten Anstrengung seine Weste packte, die er über den Stuhl gehängt hatte. Hastig suchte er darin nach seinem Taschenmesser, fand es und öffnete es. Im Augenblick höchster Not gelang es ihm auf diese Weise noch, das Tuch durchzuschneiden.
    Aber es war so fest geknotet, daß er große Mühe hatte, es ganz zu entfernen. Es sauste und brauste in seinen Ohren, und er wußte kaum, was er tat. Endlich hatte er sich befreit. Eine Weile lag er auf dem Boden und atmete schwer, aber die Nachtluft brachte ihn wieder zu sich.
    Er hörte, daß jemand schnell den Gang entlang lief; gleich darauf wurde die Tür geöffnet, und Tom beugte sich über ihn.
    »Ist hier etwas passiert?« fragte er besorgt, knipste rasch das Licht an und stützte Ferraby. »Was ist denn geschehen?«
    Gleich darauf kam auch der Gastwirt herein, und die beiden schleppten Ferraby zum offenen Fenster, so daß er sich erholen konnte.
    Das Bett war fast bis zur Mitte des Zimmers gezogen worden.
    Nach einigen Minuten erhob sich der Sergeant, aber seine Knie zitterten, und sein Kopf war noch ganz benommen.
    »Heben Sie das für mich auf«, bat er und zeigte auf die Fetzen des roten Seidentuches. Obwohl er sich noch sehr schwach fühlte, kam ihm doch zum Bewußtsein, daß Studd mit einem ganz ähnlichen Tuch

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