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105 - Das indische Tuch

105 - Das indische Tuch

Titel: 105 - Das indische Tuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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ermordet worden war. In der einen Ecke glänzte das kleine Metallschild.
    Nach einer Viertelstunde hatte er sich so weit erholt, daß er eine genaue Durchsuchung des Zimmers vornehmen konnte. Das Tuch war um seinen Hals geknotet und außerdem an dem Bettpfosten befestigt gewesen. Nur ein Mann, der über außerordentliche Kräfte verfügte, konnte das fertiggebracht haben …
    Er mußte durch das Fenster eingestiegen sein; die Vorhänge waren zur Seite geschlagen, und auf dem feuchten Fensterbrett fand Ferraby den Abdruck eines Schuhs. Bei weiteren Nachforschungen entdeckte man eine Leiter an dem kleinen Stallgebäude, dessen Dach sich an das Haupthaus anlehnte. Nach einiger Zeit kam auch der Dorfpolizist und notierte alles.
    Bei Tageslicht durchsuchte Ferraby das Zimmer noch einmal, aber der Einbrecher hatte keine weiteren Spuren hinterlassen, und der Fußabdruck war so undeutlich, daß er nichts nützen konnte.
    Der Sergeant rief Scotland Yard an und berichtete Tanner kurz, was geschehen war.
    »Eigenartig«, sagte er halb entschuldigend, »daß ich nach dem Verbrecher Ausschau hielt, während er mich die ganze Zeit verfolgte.«
    »Der Mann hat also mehr Erfolg gehabt als Sie«, entgegnete der Chef trocken. Dann fragte er, ob er Dr. Amersham gesehen hätte.
    »Nein, der ist nicht hier. Gestern abend ist er fortgefahren.«
    »Zur Stadt ist er nicht zurückgekehrt. Ich glaube, Sie können feststellen, daß er irgendwo in der Nähe von Marks Thornton war. Forschen Sie weiter nach und kommen Sie dann hierher. Und bringen Sie vor allem die Reste des Tuches mit. Natürlich darf über den Zwischenfall nicht geredet werden; sorgen Sie dafür, daß der Wirt den Mund hält. Je weniger von der Sache bekannt wird, desto besser.«
    Ferraby hatte von dem Gastwirt bereits das Versprechen erhalten, daß der Mann nichts weitersagen wollte. Der Dorfpolizist war schwieriger zu behandeln; Ferraby mußte erst den Vorgesetzten anrufen, um zum Ziel zu kommen.
    Als er in der Nacht nach London zurückkehrte, erfuhr er, daß Tanner aufs Land gefahren war.
    12
    Der Chefinspektor hatte am Nachmittag ein hübsches Dorf in Berkshire besucht. Er hätte sich sofort aufs Pfarramt in Petersfield begeben und sich bei dem liebenswürdigen Pastor John Hastings erkundigen können, aber er ging längere Zeit spazieren, besichtigte die Ruinen aus der Sachsenzeit, die den Ort berühmt gemacht hatten, sah sich auch das halbvollendete Gemeindehaus an und ließ sich dann von dem Küster die Kirche zeigen. Er erhielt sogar die Erlaubnis, die Krypta und verschiedene Andenken an die grausame Durchführung der Reformation sehen zu dürfen. Dann mußte er die Kirchenbücher besichtigen, die bis in das Jahr vierzehnhundert zurückreichten. Inspektor Tanner brachte einen sehr interessanten Nachmittag damit zu.
    Als er nach London zurückkam, hörte er, daß Ferraby vergeblich nach ihm gefragt hatte. Die Erlebnisse der vergangenen Nacht hatten den jungen Sergeanten ein wenig mitgenommen, aber er hatte einen klaren, übersichtlichen Bericht geschrieben.
    Tanner öffnete das Päckchen, das die einzelnen Stücke des rotseidenen Halstuches enthielt. In jeder Beziehung glich es dem Seidentuch, mit dem Studd ermordet worden war.
    Obwohl Ferraby eine Skizze von dem Schlafzimmer mit angrenzenden Korridoren und Räumen gemacht hatte, konnte der Chefinspektor doch nur wenig Wertvolles daraus entnehmen. Aber auf der Rückseite des Berichtes fand er eine Bemerkung, die ihn sehr interessierte:
    Sie hatten recht. Amersham brachte die Nacht in Cranleigh zu, das ungefähr acht Kilometer von Marks Thornton entfernt liegt. Er wohnte dort in dem Gasthaus, wo er auch sein Auto untergestellt hatte. Die meiste Zeit des Abends brachte er jedoch anderswo zu. Einzelheiten darüber berichte ich noch. Tanner schloß den Bericht in eine Schublade ein. Der Fall von Marks Priory hatte plötzlich wieder neue Bedeutung erlangt.
    Obwohl Ferraby nichts davon wußte, war ein zweiter Beamter nach Marks Thornton geschickt worden, der einen anderen Punkt aufklären sollte. Es handelte sich dabei um den verstorbenen Lord Lebanon, den unter geheimnisvollen Umständen ein plötzlicher Tod ereilt hatte, während Willie Lebanon in Indien weilte.
    Es wurde auch gemeldet, daß Dr. Amersham in seine Wohnung zurückgekehrt wäre. Ein anderer Detektiv war nach Petersfield gefahren, um die Nachforschungen des Chefinspektors Tanner fortzusetzen. Außerdem wurden eingehende Untersuchungen auf dem amerikanischen

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