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105 - Das indische Tuch

105 - Das indische Tuch

Titel: 105 - Das indische Tuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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war.
    »Wenn Tanner mir nicht mehr traut –«
    »Wem traut er überhaupt? Wenn wir der Sache weiter auf den Grund gehen, finden wir wahrscheinlich, daß ich wieder von einem anderen Beamten überwacht werde. Wie war es denn unten bei Tillings?«
    »Es ist nichts passiert.«
    »Ist die hübsche Frau auch so nervös? Ich möchte unter diesen Umständen allerdings nachts auch nicht allein in dem Hause sein.«
    Als sie zurückgingen, ließ sich Totty herab, eine Zigarette von seinem Kameraden anzunehmen.
    Der Motorradfahrer von Scotland Yard stand im Schatten der Säulenhalle. Totty sah ihn daher erst, nachdem Ferraby gegangen war.
    Der Mann wartete noch, um einen eiligen Brief zur Stadt zurückzubringen.
    »Es ist merkwürdig, Sergeant«, sagte er. »Wenn man in die Provinz kommt, erscheint sie einem immer vollkommen ausgestorben. Haben Sie das auch beobachtet?«
    »Ich beobachte alles«, erklärte Totty.
    »Wer mag nur der junge Herr gewesen sein, der mit mir sprach? Vor kurzer Zeit kamen Sie mit ihm ins Haus.«
    »Das ist Lord Lebanon.«
    »So? Der spricht aber sehr nett und ist gar nicht hochmütig. Ich dachte mir doch gleich, daß es jemand von Bedeutung sein müßte. Er hat mich viel gefragt über meine Tätigkeit bei der Polizei. Von Mr. Tanner scheint er allerdings nicht sehr erbaut zu sein.«
    »Hat er meinen Namen auch erwähnt?« fragte Totty.
    »Nein. Er war nur kurze Zeit bei mir draußen, dann ging er wieder hinein.«
    Totty fand den Chefinspektor in seinem Zimmer. Tanner hatte seinen Bericht an die Polizeidirektion gerade beendet und steckte ihn in einen Briefumschlag.
    »Wartet der Bote draußen? – Gut. Nun, was macht Mrs. Tilling?«
    »Sie scheint Angst zu haben.«
    »So?« Tanner biß sich nachdenklich auf die Lippen. »Ich möchte nur wissen …«
    »Ich wundere mich auch«, sagte Totty. »Zweifellos ist ihr Mann der Mörder. Hoffentlich fassen sie ihn heute abend noch.«
    »Ihr Mann ist nicht der Mörder, aber auch ich hoffe, daß wir ihn heute abend noch fassen. In diesem Bericht hier habe ich genau erklärt, wer der Täter ist.« Er hob das versiegelte Kuvert in die Höhe. »Ich glaube, ich habe alle Tatsachen richtig gedeutet. Wenn ich nicht recht hätte, wäre ich sehr erstaunt, und ich muß Ihnen sagen, Totty, dies ist der interessanteste Fall, der mir jemals vorgekommen ist.«
    21
    Tanner sah nach der Tür, trat zwei Schritte vor und riß sie auf.
    Gilder stand auf der Schwelle. Er trug ein kleines Silbertablett mit einer Kaffeekanne und einer Tasse.
    »Ich bringe Ihnen eine Stärkung«, sagte er ruhig.
    »Wie lange haben Sie schon vor der Tür gewartet?«
    »Ich bin eben erst gekommen – gerade als Sie die Tür öffneten, wollte ich klopfen.«
    Tanner zeigte auf den Tisch.
    »Stellen Sie das Tablett dorthin.«
    Er schloß die Tür hinter dem Diener, öffnete sie aber noch einmal, um sich zu überzeugen, daß der Mann auch wirklich gegangen war. Schließlich machte er sie wieder zu.
    »Lord Lebanon hatte vollkommen recht. Hier in Marks Priory wird unheimlich viel gelauscht. Die Türen sind auch nicht besonders stark.«
    »Warum verhaften Sie den Kerl nicht?«
    »Ich habe guten Grund, das nicht zu tun. Wenn ich ihn tatsächlich hier gefangennähme, hätte ich nur eine Menge Unannehmlichkeiten. Vorläufig bleibt es besser, wie es ist. Gilder ist übrigens viel schlauer als Brooks, deshalb gibt man ihm die meisten Aufträge.«
    Tanner nahm den versiegelten Brief.
    »Bringen Sie dies dem Boten – nein, ich will es ihm lieber selbst übergeben.«
    Totty folgte seinem Vorgesetzten in die Säulenvorhalle. Der Polizist, der neben seinem Motorrad stand, warf hastig die Zigarette fort und salutierte.
    »Stecken Sie den Brief gut weg und seien Sie sehr vorsichtig damit. Um elf Uhr können Sie in London sein. Der Polizeipräsident wartet in seinem Büro auf die Nachricht.«
    Der Kurier ließ den Motor an und fuhr knatternd dem Parktor zu.
    Er hatte gerade die erste Kurve genommen, als plötzlich ein lautes Krachen ertönte und sein Scheinwerfer erlosch. Im nächsten Augenblick gellte ein Schrei.
    Tanner und Totty liefen den Fahrweg entlang. Sie hörten Rufen und Brüllen, als ob an der Unglücksstelle ein Kampf im Gang wäre. Als sie ankamen, fanden sie den Mann auf den Knien. Das Rad lag seitlich auf dem Weg. Totty leuchtete dem Motorradfahrer mit der Taschenlampe in das bleiche Gesicht. Sie halfen ihm beim Aufstehen, und Tanner untersuchte ihn schnell. Knochen waren nicht gebrochen, und mit

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