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105 - Das indische Tuch

105 - Das indische Tuch

Titel: 105 - Das indische Tuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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der Hut. Vorsichtig betrachtete er alle Büsche und Bäume. Er hatte seine Taschenlampe angeknipst und leuchtete damit die Sträucher und die dunklen Partien des Weges ab. In seiner Aufregung sah er überall Gestalten. Einmal glaubte er sogar, leise Schritte hinter sich zu hören, blieb stehen und wandte sich um. Er hätte einen Eid darauf leisten mögen, daß eine Gestalt in den Büschen verschwand. Aber als er hinleuchtete, war nichts zu sehen.
    Als die Sträucher dünner wurden, hörte er wieder Geräusche und richtete plötzlich den Lichtstrahl auf die Stelle. Diesmal bekam er Gewißheit, denn er sah, daß sich etwas schnell fortbewegte. Jemand schlich sich also durch den Park. Sie hatten gerade den Platz erreicht, an dem Totty Tillings Jagdgewehr und den, Feldstuhl gefunden hatte. Obwohl der Sergeant ein mutiger Mann war, fühlte er doch, daß kalter Schweiß auf seine Stirn trat, und er atmete erleichtert auf, als sie vor der Gartentür des Parkwächterhauses standen.
    Lord Lebanon dagegen schien die Sache nur sehr interessant zu finden.
    »Sind Sie wirklich davon überzeugt, daß uns jemand nachgeschlichen ist?« fragte er und machte Miene, sich in die Hecke zu stürzen.
    Aber Totty zog ihn am Arm zurück.
    »Bleiben Sie ruhig hier bei mir.«
    »Zum Teufel, ich will aber wissen, wer es ist.«
    Totty folgte Lord Lebanon durch die Gartentür.
    Der Besuch brachte nichts Neues zutage. Lebanon wollte nur Mrs. Tilling seine Teilnahme aussprechen. Er erkundigte sich, ob sie auch genügend Geld besäße, und stellte noch verschiedene andere Fragen über ihren Mann. Die Frau war nervös und merkwürdig zurückhaltend; allem Anschein nach kam ihr dieser Besuch unerwartet.
    »Haben Sie denn den armen Amersham gekannt?«
    Sie nickte.
    »Man erzählt sich die sonderbarsten Dinge über Sie«, sagte der Lord etwas geradezu. »Ich kümmere mich natürlich wenig darum.«
    Totty war überrascht, daß sie nicht dagegen protestierte.
    »Wirklich eine seltsame Person«, erklärte der junge Lord, als sie nach dem Schloß zurückgingen. »Schön ist sie ja, das muß ich selbst sagen. Man hört tolle Sachen von ihr, aber ich glaube, es ist viel davon erfunden. Ich möchte nur wissen, was ihrem Mann zugestoßen ist. Es ist nicht gut, daß sie allein in dem Haus bleibt.«
    Totty hatte seine eigenen Gedanken. Er ging nahe an die Hecke heran, denn er glaubte bestimmt, daß sich dieser Unsichtbare, der sie eben begleitet hatte, wieder neben ihnen auf der anderen Seite der Sträucher entlangschlich.
    Einmal knackte ein trockener Zweig, auf den der Unbekannte getreten war, und Totty fuhr nervös zusammen.
    »Drüben ist jemand«, sagte der Lord leise. »Wollen wir nicht über die Hecke springen und ihn fangen?«
    »Nein, wir bleiben hier. Auf solche Abenteuer lassen wir uns nicht ein«, erklärte Totty prompt.
    Er leuchtete mit seiner Taschenlampe bald nach links, bald nach rechts, während sie den Fahrweg entlanggingen. Zweifellos war jemand hinter ihnen her. Zweimal drehte er sich unerwartet um, konnte aber trotzdem nichts sehen. Um so mehr hörte er. Der Mann, der ihnen folgte, blieb auf dem Rasen; einmal mußte er jedoch einen kiesbestreuten Weg überqueren, und Totty hörte deutlich Schritte.
    Er begleitete den jungen Lord bis zur Haustür, wartete, bis Willie verschwunden war, und ging dann den Weg zurück. Diesmal hielt er sich auch auf dem Rasen und dicht im Schatten der Bäume. Plötzlich entdeckte er eine Gestalt und zog blitzschnell seine Pistole.
    »Halt! Bleiben Sie stehen, oder ich schieße!« rief er und leuchtete mit der Taschenlampe.
    In dem Lichtkegel erkannte er Ferraby.
    »Schießen Sie nicht, Totty«, erwiderte der junge Sergeant belustigt. »Hier gut Freund!«
    »Sind Sie uns den ganzen Weg gefolgt?«
    »Ja, in gewisser Hinsicht habe ich das getan, aber meistens war ich mit Ihnen auf gleicher Höhe.«
    »Dann waren Sie also der unheimliche Kerl, der immer auf der anderen Seite der Hecke entlangschlich?«
    »Ja. Aber ich habe noch gar nicht gewußt, daß Sie so nervös sind, Totty. Und warum hat Tanner Ihnen denn erlaubt, eine Pistole zu tragen? Hoffentlich ist sie nicht geladen.«
    »Wie kommen Sie dazu, hinter mir herzuschleichen?«
    »Ich habe nur einen Befehl ausgeführt«, entgegnete Ferraby und steckte sich eine Zigarette an. »Tanner gab mir den Auftrag, Sie beide zu beobachten.«
    Totty war natürlich ärgerlich, aber andererseits atmete er auf, als er erfuhr, daß Ferraby der vermeintliche Verfolger gewesen

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