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105 - Der Leichenfledderer

105 - Der Leichenfledderer

Titel: 105 - Der Leichenfledderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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geschuppter Leib glänzte in der aufgehenden Sonne. Immer wieder richtete sich das verdickte Schwanzteil auf. Die Hornplatten rieben aneinander und erzeugten das charakteristische Rasseln.
    Der Schamane stieß mit der Rechten ruckhaft in die Luft. Im gleichen Augenblick schnellte die Schlange vor. Ihre Giftzähne bohrten sich in den Hals des Gefangenen. Er brüllte tierisch, dann erstarben seine Schreie; er röchelte nur noch.
    Die Schlange verschwand im Gehölz.
    „Erledigt den Rest", sagte der Schamaue tonlos.
    Während seine Krieger ihre Speere in den Körper des Feindes trieben, trat er an den Rand des Plateaus. Kalter Wind zerzauste seine Silberhaare. Die Glutscheibe der Sonne wanderte über die Felsen - und mit ihr kamen auch die verhaßten Weißen.

    Zwanzig Mann schwärmten am Blue Creek Canyon aus. Sie wurden von Captain Benson angeführt. Die blutbesudelte Uniformjacke war geöffnet. Der Doc von Deadwood hatte ihn notdürftig verarztet. Er war randvoll mit Whisky. Seine Stimme überschlug sich, während er die irrsinnigsten Kommandos gab. Er wußte nicht mehr, was er tat, war verrückt geworden. Der Kopfverband war blutdurchtränkt.
    „Räuchert sie aus!" gurgelte Benson und wippte im Sattel auf und nieder.
    „Na klar, Benny", scherzte Stag Murdock, ein hohlwangiger Bursche, den sie neulich beinahe aufgehängt hatten.
    In Wirklichkeit gab Sheriff Baxter die Befehle. Er hatte Benson nur aus Mitleid mitgenommen. Baxter wußte, daß Benson sich nur noch durch seinen haß auf die Mohaves aufrecht hielt.
    „Sie müssen ganz in der Nähe sein", preßte Baxter hervor und blinzelte in die Sonne. „Sobald wir einen von ihnen sehen, trennen wir uns. Es sollten aber immer fünf Mann zusammenbleiben. Das ist sicherer."
    „Ich kann sie riechen", meinte Hobo Charly grinsend.
    Er war gedrungen und dickbäuchig. Ein schwarzer Vollbart umrahmte sein feistes Gesicht.
    „Na, dann muß wohl was dran sein", rief Baxter erheitert.
    „Seht mal dort drüben!" schrie Follard vom Ende des Trupps her.
    Hinter den Hügeln kreisten Bussarde in der Luft. Baxter fragte sich, warum er nicht schon früher darauf aufmerksam geworden war. Die Tiere stießen schrille Laute aus. Immer wieder senkte sich ein Vogel pfeilschnell herunter und kehrte wenig später mit kleinen Brocken im Schnabel zurück. „Hobo, Stag und Cass!" rief Baxter und riß sein Pferd herum. „Ihr folgt mir! Die anderen geben uns Deckung!"
    Baxter und seine Begleiter galoppierten über den breiten Sandstreifen. Wenig später ertönte ein Pfiff. Der Trupp folgte ihm. Captain Benson kam als erster drüben an. Er schrie und tobte wie ein Besessener. In seinem umnachteten Hirn schienen sich die alptraumhaften Szenen noch einmal abzuspielen. Sein Kopfverband verfärbte sich an den wenigen hell gebliebenen Stellen dunkelrot. „Bastarde! Elende Bastarde!"
    Die Pferde schnaubten scheu. Sie spürten die Bedrohung, die in der Luft hing.
    Vier Männer lagen zwischen den Felsen. Gefiederte Lanzen steckten in ihren Körpern. Sie waren skalpiert worden. Die Bussarde hatten ihnen Jacken und Hemden zerfetzt.
    „Mohaves!"
    „Na, klar. Aber wo steckt der fünfte Mann?" fragte Baxter. „Soweit ich weiß, waren gestern fünf Burschen zur Brasada Ranch unterwegs. Norman Wood und seine Crew. Sie wollten dort beim Viehtrieb aushelfen."
    „Vielleicht konnte der fünfte entkommen."
    Baxter runzelte die Stirn. Nachdenklich schob er sich ein Stück Kautabak zwischen die Zähne. „Glaube ich nicht, Charly. Die Mohaves lassen nie einen einzelnen Mann entkommen."
    Hobo Charly deutete auf Benson, der gestikulierend im Sattel hing.
    „Ihn haben sie auch laufengelassen."
    „Das ist was anderes", erwiderte der Sheriff und tippte sich bedeutungsvoll an die Stirn. „Er ist wahnsinnig geworden. Ihn brauchten sie nicht mehr zu töten. Er starb in dem Augenblick, als ihn einer von diesen Schakalen skalpierte."
    „Begrabt sie!" forderte Stag und rutschte aus dem Sattel.
    Baxter ließ eine Whiskyflasche die Runde machen. Als sie leer war, zerschmetterte er sie an einem Felsen.
    „Verdammt noch mal - begrabt sie!"
    Während die Männer ihr trauriges Handwerk verrichteten, hielt Baxter Ausschau nach den Indianern. Über der Ebene flimmerte die Luft. Der Tag würde sehr heiß werden. Das Plateau am Blue Creek war nur als flache Scheibe in der Sonnenglut zu erkennen. Das Kreischen der Bussarde verlor sich am stahlblauen Himmel.
    Plötzlich wurde Baxter auf einen schimmernden Reflex aufmerksam. Er

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