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105 - Der Leichenfledderer

105 - Der Leichenfledderer

Titel: 105 - Der Leichenfledderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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hineinschieben.
    Die Backenmuskeln des Iren spannten sich. Ein gefährlicher, lauernder Ausdruck trat in seine Augen.
    „Du übertreibst, Pfefferfresser. Ich will die Karten sehen.“
    Die jungen Burschen zur Rechten und zur Linken des Iren standen langsam auf. Sie legten die Karten auf den Tisch und gingen an die Theke. Dabei ließen sie die beiden Kontrahenten nicht aus den Augen.
    Dann sprang der Ire hoch. Der Tisch kippte fast um. Seine Rechte zuckte zum Colt.
    Cuchillio hatte die Rechte in den Nacken gelegt. Als der Ire zog, riß er den Dolch aus der Nackenscheide und schleuderte ihn dem Hünen in die Brust. Es knallte dumpf. Die orangerote Mündungsflamme versengte dem Mexikaner fast den Poncho. Die Kugel bohrte sich in die Wandverschalung. Alle sahen, wie der Ire sich aufbäumte. Die Klaviermusik spielte weiter, dann war der Mann tot. „Und deine Karten, Hombre?" verlangten die anderen.
    Cuchillio deckte auf: Full house.
    Keiner sagte ein Wort.
    Cuchillio warf einen Silberdollar fürs Begräbnis auf die Brust des Iren. Dann fegte er seinen Gewinn in den Sombrero und stülpte ihn sich über. Es waren mindestens drei Nuggets dabei.
    Lily Masters hängte sich bei ihm ein. Ihre Stimme klang krächzend vom Rauch.
    „Du bist verdammt schnell mit dem Dolch, Cuchillio. Wer hat dir das beigebracht?"
    „Meine selige Madre. Sie hat die Tortillas mit dem Dolch aufgespießt. Hahaha!"
    Die anderen erwiderten sein Gelächter. Das Johlen war unbeschreiblich. Als der verrückte Captain hereinkam, brachte der Barkeeper die restlichen Flaschen in Sicherheit.
    Benson torkelte an die Theke. Er sah zum Fürchten aus. Sein Kopfverband hing in Fetzen herunter. Seine Augen lagen tief in den Höhlen und hatten einen eigenartigen Glanz.
    „Ich habe ihn gesehen", lallte er.
    „Wen willst du gesehen haben, Schrumpfkopf?"
    „Den Medizinmann."
    Sekundenlang herrschte Schweigen. Dann brüllten die Männer los. Sie schlugen sich auf die Schenkel.
    „Den Medizinmann will er gesehen haben! Zu komisch! Den alten Knaben hat die Sonne geröstet. Hahaha!"
    Benson lehnte mit dem Rücken an der Theke. Die blutgetränkten Binden seines Stirnverbands hingen seitlich herunter. Er deutete nach oben.
    „Geht hoch! Dort oben - findet ihr ihn!"
    Cuchillio und Lily stiegen die Treppe zum obersten Stock hoch.
    „Paßt auf, ihr zwei!" schrie ihnen ein junger Bursche nach. „Der Geist des Schamanen wird euer Schäferstündchen stören."
    Die beiden kümmerten sich nicht um das Gerede der Betrunkenen. Sie bogen in den Gang zu den Zimmern ein.
    „Was ist das bloß für ein abscheulicher Dreck?" fragte Lily und deutete auf den Boden. Durch den Gang zog sich eine weiße Staubspur. Ein merkwürdiger Geruch hing in der Luft.
    „Dreck. Überall Dreck", knurrte der Mexikaner. „Deadwood ist ein lausiges Nest. Wie bei uns in Old Mexiko: Hitze, Staub und Dreck. Daß du dich noch darüber wunderst, Süße?"
    Lily lachte neckisch. Sie dachte an die vielen Dollar und Nuggets in seinem Hut. Vielleicht schaffte sie damit endlich den Absprung aus Deadwood. Im Westen entstanden täglich neue Städte, größere Städte mit sauberen Straßen und Männern, die Benehmen hatten.
    Sie wollte ihr Zimmer aufschließen, doch der Schlüssel sperrte.
    „Es ist offen", meinte sie irritiert. „Ob Mac wieder in meinen Sachen herumgestöbert hat?" „Worüber du dir Gedanken machst", murmelte der Mexikaner liebestrunken.
    Im Zimmer herrschte Halbdunkel. Das Licht der Petroleumlampen drang nur schwach durch die heruntergezogenen Rollos. Die Luft war stickig. Der unangenehm süßliche Geruch war hier stärker als im Gang draußen.
    „Mach endlich Licht an!" fluchte Cuchillio. „Man sieht ja nicht die Hand vor den Augen."
    Lily fummelte an der Petroleumlampe herum. Als das Streichholz aufflammte, raschelte es neben dem Bett. Dort stand die Hockbadewanne und die Bastwand.
    Das Licht der Petroleumlampe glitt über die billigen Möbel des Zimmers. Von unten drang Klaviergeklimper hoch.
    Cuchillio warf die gewonnenen Nuggets und die Dollar aufs Bett. Als er einen Augenblick lang nicht hinschaute, ließ Lily ein Nugget in ihr Gürteltäschchen verschwinden.
    Jetzt raschelte es erneut hinter der Bastwand.
    „Da ist doch einer!" knurrte Cuchillio mürrisch. „Oder hast du Ratten im Zimmer?"
    Mit einem Fußtritt kippte er die Bastwand um. Ihm blieb die Luft weg, als er die hagere Gestalt neben der Badewanne sah. Lily stieß einen gellenden Schrei aus und lief zur Tür, doch sie hatte

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