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105 - Der Leichenfledderer

105 - Der Leichenfledderer

Titel: 105 - Der Leichenfledderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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erwischte den Schamanen. Es entstand ein puffendes Geräusch, fast so, als würde man einen riesigen, ausgetrockneten Pilz anstechen. Doch die Kugel hielt den Untoten nicht auf. Er schmetterte Elys Winchester zur Seite und beschrieb mit dem Skalpmesser den furchtbaren Rundschnitt. Noch in derselben Sekunde zerrte er das Nugget aus Elys Brusttasche.
    Jetzt war Norman nicht mehr zu halten. Schreiend stürzte er quer über die Straße davon. Doch Ta- Ko-Te verfolgte ihn nicht. Norman besaß kein Nugget. Der Schamane tötete nur diejenigen, die einen oder mehrere Nuggets besaßen.
    Norman rannte an der Bank vorbei. Direktor Gillespie hatte den Zweispänner vorfahren lassen. Sein Hausboy, ein baumlanger Mississippi-Neger, zwang die scheuenden Pferde an die Kandare. Gillespies Frau saß auf dem Kutschbock. Auf der Ladefläche lag nur das Allernötigste. Viel Geld war ohnehin nicht mehr im Tresor gewesen. Die Digger hatten sich in bar ausbezahlen lassen.
    „Er hat meinen Bruder umgebracht! Er hat Ely getötet!"
    Gillespie warf dem jungen Mann einen erschrockenen Blick zu.
    „Wo war das, Norm an?"
    „Drüben! Gegenüber von Olsens Laden. Den hat's auch erwischt. Nur ein paar Minuten vorher." Gillespie sah den Jungen in der Dunkelheit verschwinden. Geschickt fing er die Flinte auf, die ihm der Neger zuwarf. Bevor er sich vergewissern konnte, ob sie geladen war, schrie seine Frau panikerfüllt.
    „Der Indianer kommt!"
    Sie schleuderte dem Schamanen ihr Täschchen entgegen. Ta-Ko-Te ging unbeirrt weiter. Gillespie, sah die glühenden Augen, die sich tief in sein Innerstes einbrannten. Der Neger bekreuzigte sich und stammelte unzusammenhängendes Zeug. Gillespie spürte auf einmal ein entsetzliches Brennen auf der Brust. Er riß das Hemd auf und holte den Brustbeutel vor. Unter den Fingerspitzen spürte er die Nuggets.
    „Bist du hinter dem Gold her?" fragte der Bankier keuchend.
    Der Schamane sagte keinen Ton, sondern stelzte schnell auf Gillespie zu.
    „Schieß ihn nieder!" schrie die Frau.
    Gillespie war wie gelähmt. Er konnte den glühenden Augen nicht ausweichen. Seine Frau mußte mit ansehen, wie der Schamane ihn skalpierte. Sie konnte den Anblick nicht länger ertragen und wußte, daß sie den Unheimlichen ohnehin nicht aufhalten konnte. Wie rasend schwang sie die Peitsche und trieb die Pferde in die Gewitternacht hinaus.
    Ta-Ko-Te hielt weiter schreckliche Ernte. Sein Lederbeutel war prall mit den Nuggets gefüllt, die die Bleichgesichter drei Tage zuvor auf dem Plateau erbeutet hatten. Ihm machte das Blitzen, Donnern, Schießen und Lärmen nichts aus. Er ließ sich von der magischen Ausstrahlung der Nuggets lenken.
    Im Saloon verbarrikadierten sich die letzten Männer. Die meisten waren bereits tot oder geflohen. Captain Benson war unter den Männern im Saloon. Er schrie und tobte, als würde er nie müde werden. Seine Kopfwunde war aufgeplatzt, und das Blut lief ihm übers Gesicht.
    „Er wird euch alle holen", gurgelte der Wahnsinnige.
    „Bringt den gottverdammten Narren zum Schweigen!" forderte ein hohlwangiger Digger, der seine letzten Patronen vor sich auf dem Tisch aufgebaut hatte.
    „Laß ihn, Charly!" brummte der Barkeeper und schob eine Flasche über den Tisch. „Der Captain weiß nicht mehr, was er sagt. Nimm einen ordentlichen Schluck zur Brust! Das beruhigt die Nerven."
    Der Digger entkorkte die Flasche mit den Zähnen. Sie hatten alle einen kräftigen Schluck bitter nötig. Doch sie wußten, daß sich die bohrende Angst nicht mit Whisky ertränken ließ. Zu viele Männer waren schon in dieser Nacht gestorben; und es würden noch mehr sein, bevor der Morgen graute. Sie wußten inzwischen, daß der Schamane gegen Kugeln immun war, hofften jedoch, den Unheimlichen durch konzentrierten E3eschuß unschädlich machen zu können. Dazu mußten sie ihn aber erst mal vor die Mündungen ihrer Colts kriegen.
    Langsam ließ der Donner nach. Es wetterleuchtete nur noch. Es war, als würde die Natur Luft holen, um anschließend mit verstärkter Kraft zuzuschlagen. Die ersten Regentropfen fielen auf die trockene Straße. Staubfähnchen verwehten, dann öffnete der Himmel seine Schleusen. Es rauschte und prasselte mit elementarer Wucht auf die Dächer von Deadwood herunter.
    „Die reinste Sintflut", murmelte der Digger heiser.
    Regen war in dieser staubtrockenen Gegend immer ein Ereignis. Doch diesmal verschwendete keiner einen Gedanken daran.
    Enrico, der Spanier, stand an der Schwingtür. Er schnippte seine

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