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105 - Der Leichenfledderer

105 - Der Leichenfledderer

Titel: 105 - Der Leichenfledderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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eben hinter sich abgeschlossen.
    „Der Schamane!" stöhnte der Mexikaner und bekreuzigte sich.
    Der Untote stand lauernd da. In seiner skelettartigen Rechten blitzte das Skalpmesser. Er hatte einen Lederbeutel um den Hals hängen. Seine Augen schimmerten rot wie Feuer, und die sonnenverbrannte Haut schien von innen heraus zu glühen.
    Cuchillios Hand zuckte nach dem Colt. Der Schamane war schneller. Mit merkwürdig gleitenden Bewegungen jagte er heran, ließ das Skalpmesser kreisen und riß dem Mexikaner den Skalp herunter. Cuchillio brüllte wie ein Stier. Als er den Boden berührte, war er tot. Das Messer des Schamanen tötete durch Schwarze Magie.
    Lily sank ohnmächtig zu Boden. Dabei rutschte ihr die Perücke vom Kopf. Einen Augenblick stand der Schamane unentschlossen da, doch als er die magische Ausstrahlung des Nugget spürte, riß er der Frau den Gürtel vom Leib. Das Goldstück rollte über die Dielen. Der Schamane bückte sich danach und steckte es in den Lederbeutel. Dann tötete er die Frau. Er empfand keinerlei Skrupel dabei. Seine Gefühle waren mit seinem Körper abgestorben. Er folgte als leergebrannte Hülle dem Lockruf der Nuggets. Sein dämonischer Auftrag lautete: Töte alle, die ein Nugget bei sich tragen!
    Er verschwand lautlos aus dem Zimmer.
    Im Saloon hatte keiner auf die Schreie geachtet. Erst kurz nach Mitternacht stiegen zwei Männer nach oben. Der eine hatte beim Kartenspiel reichlich gewonnen. Er wollte Cuchillio an die frische Luft befördern.
    „He, aufmachen - ihr zwei Hübschen!"
    Drinnen rührte sich nichts. Als sie die Tür anstießen, schwang sie knarrend nach innen auf. Der Wind ließ die Rollos hin- und herschwanken. Fahles Mondlicht fiel auf die Dielen. Die Lampe war ausgebrannt.
    Sie sahen die beiden Toten erst im letzten Augenblick.
    „Verdammt! Der Pfefferfresser wurde skalpiert."
    „Aber von wem?" fragte der zweite Mann, nachdem er die Fassung zurückgewonnen hatte.
    Sie rannten in den Saloon zurück und schleuderten Cuchillios Skalp auf die Theke.
    Captain Benson schrie wie ein Gefolterter. Die Männer mußten ihn gewaltsam zurückhalten, sonst hätte er das Gläserregal in Stücke geschlagen.
    „Wer hat das getan?" fragte der Barkeeper und machte ein angewidertes Gesicht.
    „Keine Ahnung, Mac. Es lag neben dem Mexikaner. Lily ist auch tot. Er hat ihr das Herz durchbohrt."
    Das Klaviergeklimper brach ab. Es wurde so still, daß man das Fauchen des Windes hörte. Draußen klappte eine Tür. Plötzlich wieherte ein Pferd schrill. Die Männer sahen sich aufgeregt an. Von den Bergen hallte dumpfes Donnergrollen herüber.
    „Ich sehe nach, Jungs", sagte der Sheriff und überprüfte seinen Colt.
    Als er draußen verschwunden war, hetzten ein paar über die Treppe nach oben. Sie holten Lily und den Mexikaner herunter. Captain Benson winselte wie ein Kind, als er den Skalpierten sah.
    „Ob er dafür verantwortlich ist?" fragte ein Mann.
    Er meinte Captain Benson.
    „Unmöglich!" preßte der Barkeeper hervor. „Er stand die ganze Zeit an der Theke."
    Das Bellen des Colts dröhnte durch die Nacht.
    „Der Sheriff!"
    Sie sprangen auf den Gehsteig. Es war stockfinstere Nacht. Nur ein paar Windlichter schwankten an den Vordächern hin und her. Der Himmel war bedeckt. Kurze Sturmböen fegten über die Mainstreet. Die Luft war wie elektrisch geladen.
    Jetzt peitschte noch einmal ein Schuß durch die Finsternis.
    „Das war am General Store!"
    Die Männer rannten über die Straße. Einige mußten die Hüte mit bei den Händen festhalten. Nicht ehr lange, und der Sturm würde Deadwood erreicht haben. Das Grollen des Donners wanderte langsam nach Osten.
    Plötzlich stürzte der Sheriff mit dem Rücken durch die Fensterscheibe des General Store. Als die Männer neben ihm standen, sahen sie, daß er skalpiert worden war. Die Glasscherben knirschten unter ihren Stiefelabsätzen. Einige waren so alkoholisiert, daß sie das Ganze nur halb wahrnahmen. Die meisten hielten Colts in den Händen.
    Als sie die Gestalt im Laden sahen, schossen sie wie die Wilden in das Zwielicht. Flaschen zersplitterten, Mehlsäcke wurden von den Geschossen zerfetzt, und Regale gingen zu Bruch. Die Mündungsflammen ließen die Gestalt kurz sichtbar werden, dann war sie verschwunden.
    „Wir müssen ihn voll erwischt haben, Jungs. Los, wir durchstöbern den Laden!"
    Als einer ein Streichholz aufflammen ließ, fanden sie den Ladenbesitzer. Er lag neben einem Gurkenfaß und war ebenfalls skalpiert worden.

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