105 - Der Ruf nach Freiheit
Augen, den Schnabel aufgesperrt und zerfleddert wie ein Kampfhahn saß Digger 2 im Käfig des Nachbarn und mühte sich redlich, Digger 4 zu besteigen.
Pekkmans dünne starre Vogelzunge zitterte vor Lust, als sein Hinterleib so nutzlos wie heftig auf dem ehemaligen Freund herumwackelte. Digger 4 war sichtlich empört und hackte nach ihm.
»Ein schwuler Kolk!«, sagte Matt. »Ich glaub's nicht…«
»Pekkman ist nicht schwul.« Farmer zog den Lederhandschuh straff und schob seinen Arm in den Käfig. Pekkman fühlte sich gestört, sprang aber auf. Ein Handschuh, der sich nicht wehrte, war immer noch besser als ein hackendes Rabenmännchen.
»Er muss krank sein«, fuhr Andrew fort, während er den Kolk zu einem separaten Käfig trug. »Vielleicht ein Virus.«
»Ich vermute eher, es ist das Zeug, das er vorhin aufgepickt hat«, sagte Matt, der um die Furcht der Bunkermenschen vor Viren und Bakterien wusste - auch wenn dank des Serums ihr Immunsystem inzwischen wieder hergestellt war.
Aruula tippte sich nachdenklich ans Kinn. »Piraten machen Geschäfte«, murmelte sie, während alle drei Männer um den Käfig herumstanden und fasziniert beobachteten, wie sich Pekkman am Wassernapf verging. »Wem verkaufen die Eingeborenen diese Kugeln? Wo kommen sie her? Und woraus bestehen sie?«
»Das würde mich auch interessieren.« Matt drehte sich grinsend um. »Dagegen war Viagra ja ein besseres Lutschbonbon.«
Aruula fragte nicht, was Wiaagra war - vermutlich ein weiterer Zauber aus Maddrax' Vergangenheit. Beim Hinausgehen zeigte sie auf den erschöpften Kolk. »Er wird übrigens sterben«, sagte sie.
***
»Mann, ist das kalt!«, schimpfte Sigur. Er stapfte neben Rulfan durch das Palisadentor und hauchte in seine klammen Hände. »Wenn ich nicht bald aus diesen nassen Sachen komme, hole ich mir noch den Tod.«
»Erfrieren soll gar nicht so übel sein - verglichen mit den Alternativen hier«, entgegnete Rulfan schwarzhumorig und schwenkte nach links, auf die Unterkunft der Sklaven zu.
In der Hütte war es laut, eng und warm. Überall hingen feuchte Pelzjacken, ein Feuer prasselte in der Herdstelle und von den eben heimgebrachten Körben tropfte Schnee. An der hinteren Hüttenwand verlief eine breite hohe Rinne, mit Steinplatten abgedeckt. Dampf quoll aus den Fugen.
Dreißig Sklaven waren in Bewegung. Die Letzten der Frühschicht griffen noch nach trockener Kleidung, die anderen saßen bereits um eine Aufschüttung schwarzer Schnecken herum und pulten sie aus den Gehäusen. Zwei Sklaven trugen Körbe zur Tür, vorbei an einem Mann, der weltversunken am Feuer stand und in einem Kessel rührte.
»He, Yörrik! Schlaf nicht ein! Wir warten aufs Essen!«, rief Sigur ihm zu. Auf dem Weg zur Steinrinne zog er sich aus.
Achtlos ließ er seine Sachen fallen. Ein dunkelhaariger Mann ging vorbei und rempelte ihn an.
»Gibst du immer noch Befehle, Käpt'n?«, fragte er schneidend. Rulfan wollte etwas sagen, aber Sigur hielt ihn zurück. Ansgaar, so hieß der Dunkelhaarige, war sein Steuermann gewesen. Er hatte im Kampf ein Auge verloren, als die Nordmeer-Piraten ihr Schiff überfielen, und war seitdem auf Sigur nicht gut zu sprechen.
Rulfan schälte sich aus der Jacke. Das Hemd darunter hatte blutige Streifen, und er stöhnte beim Ausziehen. Mitfühlend klopfte ihm Sigur auf die Schulter, beugte sich über die Steinrinne und wuchtete zwei der Platten hoch. Wasser rauschte in langen Stößen unter ihnen her - die pulsierende Quelle eines Geysirs.
»Aaaah - tut das gut«, seufzte Sigur, während er sich hineingleiten ließ. Die heiße Springquelle stand in der Nähe des Dorfes. Mehrmals täglich erwachte sie zum Leben und schleuderte dampfumspielte Fontänen in die Luft. Ein Teil des Wassers fiel auf den frostigen Boden zurück und behängte dort alles mit Bärten aus Eis. Das meiste aber wurde in Steinbecken aufgefangen und lief von dort über ein Kanalsystem durch die Hütten der Hoggads. Ihre Insel war arm an Holz und sie hatten gelernt, natürliche Ressourcen zu nutzen.
Rulfan wollte seinen Rücken schonen und verzichtete auf ein Bad. Stattdessen schöpfte er das Wasser aus der Rinne. Er ließ es über seinen nackten Körper laufen, strich dann die tropfenden Haare zurück und schaute sich suchend um. Irgendwo musste etwas zum Abtrocknen liegen.
Just in diesem Moment kamen ein paar Mädels herein, mit langer Mähne, wogenden Brüsten und angenehm griffiger Restfigur. Die jungen Hoggads holten wie jeden Tag das ausgepulte
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