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105 - Der Ruf nach Freiheit

105 - Der Ruf nach Freiheit

Titel: 105 - Der Ruf nach Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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Schneckenfleisch ab. Ebenfalls wie jeden Tag wurden sie mit breitem Grinsen und anerkennenden Pfiffen empfangen. Nur eine nicht: Simmii, die Tochter des Clanchefs.
    Sie war ein hageres Elend, flachbrüstig, mit Silberblick und schmalen Lippen. Letztere verzogen sich hoffnungsvoll, als sie den Albino erspähte.
    Rulfans Lächeln erlosch.
    »Weg da! Lass mich ins Wasser!« drängte er und griff nach dem Steinrand.
    Sigur schüttelte den Kopf. »Tut mir Leid, Mann, das geht nicht. Meine Leute sehen zu! Was sollen die denken, wenn ich mit einem Kerl in der Wanne plansche?« Er grinste breit. »Nur Mut - Wudan liebt die Tapferen!«, fügte er hinzu, während Rulfan sich mit funkelnden Augen nach seinem Hemd bückte.
    Das zahle ich dir heim! sagte sein Blick. Sigur lachte glucksend und ließ sich unter Wasser sinken, als das Mädchen herankam.
    »O Rulfan! Was haben sie mit dir gemacht?«, jammerte Simmii und streckte die Finger nach seinem geschundenen Rücken aus. Rulfan tauchte unter ihrer Berührung weg und drehte sich um, das Hemd in der Hand.
    »Hallo, Simmii«, sagte er düster, als ihr schmachtender Blick auch schon an seinem Körper herunter floss. Hastig riss er sich das Hemd vor den Leib.
    Rulfan brauchte sich seines Körpers nicht zu schämen, aber die junge Hoggad starrte dermaßen gierig auf sein »bestes Stück«, dass der wesentlich ältere Mann sich belästigt fühlte.
    »Geh lieber, Simmii.« Rulfan trat unbehaglich auf der Stelle.
    »Du weißt doch: Gosta mag es nicht, wenn ich mit dir rede.«
    Wie aufs Stichwort erschien der Sklavenhüter in der offenen Tür. Augenblicklich verstummten alle Gespräche, die Mädchen griffen nach den Körben und Rulfan hatte ein Problem mehr.
    »Wir könnten uns doch heimlich treffen«, raunte ihm Simmii hoffnungsvoll zu, eine Hand auf seiner Brust.
    »Klar«, gab Rulfan ebenso leise zurück. Er musste Gostas Tochter schnell los werden, bevor der Sklavenhüter auf dumme - und schmerzhafte - Gedanken kam. »Und jetzt geh!«
    Simmii strahlte ihn an, fuhr herum, rief ihrem Vater ein unbeschwertes »Hallo Dad!« zu und verschwand ins Freie.
    Gosta folgte ihr - aber nicht ohne Rulfan zuvor noch mit einer herrischen Geste hinter sich her zu winken.
    Als Rulfan halbwegs angezogen aus der Hütte trat, lehnte der Sklavenhüter am Türrahmen und spielte mit einer Schnur, die weiß und glitschig von seinen Fingern hing. Ohne aufzusehen hielt er sie Rulfan hin. »Weißt du, was das ist?«
    »Walpaaki-Darm?«
    »Hmmm.« Gosta nickte versunken, während er die Enden um seine Hände schlang. Ruckartig zog er sie ein paar Mal auseinander. Tröpfchen flogen davon,wenn der Darm auf Spannung kam, und ein singender Ton war zu hören.
    »Reißfest«, sagte Gosta überflüssigerweise, und Rulfan beschlich ein mulmiges Gefühl. Wollte der Kerl ihn erdrosseln?
    Aus dem Dorf war das übellaunige Blöken der Mähnenschafe zu hören. Gosta zeigte flüchtig Richtung Gatter. Bei seinen nächsten Worten wurde es Rulfan heiß unter den Rippen.
    »Die Paarungszeit beginnt, deshalb sind sie so nervös. Besonders die jungen Böcke, die auch mal ran möchten. Weißt du, wie wir das abstellen?« Gosta warf sich eine Schlinge über zwei Finger und zog sie fest. »Wir kastrieren sie! Danach herrscht Ruhe im Stall.« Gosta sah Rulfan geradewegs in die Augen. »Haben wir uns verstanden?«
    »Was wollte Gosta von dir?«, fragte Dave McKenzie beunruhigt, als sein Gefährte zurück in die Hütte kam.
    »Es wird höchste Zeit, dass wir hier verschwinden«, knurrte Rulfan mit finsterem Blick. »Und diesmal stehen unsere Chancen nicht schlecht! Komm mit, Dave. Wir müssen reden…«
    ***
    Stille senkte sich über die Isle of Doom - eine sternenglitzernde Winternacht, in der niemand schlief. Nicht einmal die Schafe: Irgendwo in der Dunkelheit schlich ein Raubtier um das Dorf, und ein paar Hoggads gürteten bereits die Schwerter, um den fauchenden Jäger zur Strecke zu bringen.
    Luuk hatte diesen Befehl erteilt - der Clanchef selbst war damit beschäftigt, seine Enttäuschung über das tote Kind in Kaadi zu ertränken. Stark verdünnt natürlich, damit die Strafpredigt für sein heulendes Weib nicht zu schnell in Lallen zerfiel.
    Mondlicht schimmerte auf dem Göttertor. Der Platz vor den Marterpfählen war inzwischen von Leichenteilen und Schnecken gesäubert worden.
    Die schwarzen Fa'rea waren seltene Meeresschnecken, die auf den Wänden einer Felsgrotte lebten. Der Oberflächenbewuchs enthielt eine brisante

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