105 - Trank des Verderbens
Suzman war kräftig. Er war Lambert überlegen, und sein Kampfstil war von einer erschreckenden Wildheit geprägt, der Lambert nicht lange standhalten würde.
Der Zuhälter versuchte die Pistole auf Suzman zu richten, doch das Monster hielt seinen Arm fest und schlug die Hand immer wieder kraftvoll auf das Dach.
Lambert stöhnte, und sein Gesicht war schmerzverzerrt. Sein Handrücken tat schrecklich weh. Er würde die Pistole nicht mehr lange festhalten können.
Wenn ich die Waffe verliere, bin ich verloren! durchzuckte es den Zuhälter. Dann macht er auch mich fertig!
Er zog beide Beine an, und es gelang ihm, Suzman von sich zu stoßen. Ohne zu zielen, drückte er ab. Er hoffte auf einen Glückstreffer, und Suzman zuckte tatsächlich unmerklich zusammen.
Hatte der Knall das Monster erschreckt? War der Kerl getroffen?
Lambert hatte mit dem Schuß jedenfalls erreicht, daß Suzman von ihm abließ und die Flucht fortsetzte. Atemlos, in zerrissener Kleidung, aus mehreren Fleischwunden blutend, kämpfte sich Pete Lambert hoch.
Suzman befand sich bereits auf dem Dach des nächsten Hauses. Lambert fiel auf, daß das Monster humpelte. Trotz der Schmerzen, die ihn peinigten, erfüllte ihn ein Triumphgefühl.
Ich kriege dich, verdammter Satan! dachte Lambert und zielte mit beiden Händen. Die Pistole folgte dem Mörder. Der Zuhälter drückte ab.
Doch auf diese Entfernung war die Streuung der kleinen Waffe bereits so groß, daß man nicht mehr genau zielen konnte.
Die Kugel verfehlte Suzman, und Lambert sagte sich, daß er näher an den Kerl ran mußte, wenn er ihn treffen wollte. Auch er wechselte auf das Nachbardach hinüber, und er lief, so schnell er konnte.
Die Distanz zwischen ihnen verringerte sich. Lambert versuchte den Fliehenden noch einmal zu treffen, und diesmal schaffte er es. Nach dem hellen Peitschen des Schusses machte Suzman keinen Schritt mehr.
Ein harter Schlag hatte seinen Rücken getroffen und ihn gestoppt. Er breitete die Arme aus. Wie eine große Fledermaus sah er aus, die die Flügel ausspannt und davonfliegen will.
Aber er flog nicht. Er stürzte, landete auf dem Dach und rollte seitlich ab - schneller, immer schneller!
Pete Lambert sah gespannt zu. Er keuchte schwer, und seine Wunden brannten wie Feuer. Noch wagte er nicht, sich zu freuen. War dieses Monster jetzt erledigt?
Suzman rollte auf den Dachrand zu. Augenblicke später flog er darüber hinweg und stürzte ab.
Unten wartete ein Zaun auf ihn, der aus eisernen Lanzen bestand. Ihre flachen, schlanken Spitzen reckten sich dem Fallenden entgegen.
Lambert verfolgte den Sturz des Ungeheuers mit Genugtuung. Der Killer hatte seine Strafe bekommen. Das war besser, als wenn ihn die Polizei geschnappt hätte.
Lambert sah, wie die Eisenlanzen den Körper durchdrangen. Suzman blieb daran hängen.
So schnell er konnte, verließ der Zuhälter das Dach. Es war noch niemand bei dem Ungeheuer, als Lambert es erreichte. Der Kerl war noch nicht tot.
Er röchelte, und seine Augen standen weit offen. Lambert schaute ihm von unten ins Gesicht.
»Wer bist du?« wollte er wissen. »Wo ist Suzman?«
Der Sterbende verzog das Gesicht zu einem höhnischen Grinsen. »Ich bin Dr. Suzman!«
Lambert glaubte ihm nicht.
Das Glühen von Suzmans Augen erlosch ganz langsam. Die Röte verschwand, und mit ihr verwischte sich auch das monsterhafte Aussehen des Mörders.
Der Zuhälter traute seinen Augen nicht, als der Killer sich veränderte und zu Dr. Dave Suzman wurde. Lambert konnte sich nicht erklären, wie so etwas möglich war.
Aber ein Irrtum war ausgeschlossen. Der Mann, der von Eisenlanzen durchbohrt hier vor ihm hing, war Suzman!
***
Schmerzen… Wellenförmig durchfluteten sie meinen Körper. Ich stöhnte leise und öffnete die Augen. Meine Lider schienen bleischwer zu sein, und ich hatte Mühe, die Augen offenzuhalten.
Was war geschehen? Wo befand ich mich? Ich nahm meine Umgebung nur verschwommen wahr. Im Moment war es mir nicht möglich, mich zu erheben.
Ich versuchte es erst gar nicht, sondern war darum bemüht, mich zu sammeln. Das erste, was mir einfiel, waren rote Augen…
»Tony!« sagte jemand.
Ich drehte vorsichtig den Kopf. Jemand stand neben mir, war nicht sehr groß, hatte die Größe eines Kindes. Ich kannte nur einen, der so kurz war: Cruv!
Meine Augen stellten sich auf sein häßliches Gesicht ein, es wurde schärfer.
»Wie fühlst du dich, Tony?« wollte der Gnom wissen.
Meine rechte Hand schmerzte, und ich brachte diesen
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