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105 - Trank des Verderbens

105 - Trank des Verderbens

Titel: 105 - Trank des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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gegenüber immer sehr energisch und bestimmt auf, und sie hatte bisher auch immer erreicht, daß er tat, was sie wollte. Aber das ging ihm schon lange gegen den Strich.
    Der frühreife Junge fand, daß es an der Zeit war, das zu ändern. Die Gelegenheit war günstig. Seine Mutter war nicht zu Hause.
    Grace Spencer befand sich in der Küche. Dave hörte sie leise summen und mit dem Geschirr klappern.
    Sie bereitete das Abendessen vor, hatte angekündigt, daß es für Dave Griesbrei geben würde.
    Sie bemerkte ihn nicht, als er in der Tür auftauchte. Das Blau seiner Augen verfärbte sich, wurde rasch rot. Er starrte auf einen Topf, und im nächsten Moment ging die Milch über.
    »Oh!« stieß die Gouvernante ärgerlich hervor. »So ein Mist!«
    Sie nahm den Topf hastig vom Herd.
    »Schöne Bescherung«, sagte sie.
    Hinter ihr grinste der Junge.
    Er bewegte mit der Kraft seines Willens das Zuckerfaß. Es schob sich unbemerkt an den Rand der Arbeitsplatte vor und kippte einen Herzschlag später nach vorn.
    Weißer Kristallzucker überall auf dem Boden. Er knirschte bei jedem Schritt.
    »Auch das noch!« jammerte Grace Spencer.
    Dave stieß die Schachtel mit dem Kakaopulver um. Jetzt war's zuviel. Für soviel Pech auf einmal konnte der Zufall nicht verantwortlich sein.
    Dahinter mußte jemand anders stecken. Die Gouvernante drehte sich zornig um, und da stand er, der kleine Junge mit den roten Augen, und sah sie frech grinsend an.
    »Na warte, du kleiner Teufel!« rief Grace Spencer wütend. Noch nie hatte das Kind sie so aus der Fassung gebracht. »Das hast du nicht ungestraft getan!«
    Sie nahm einen Holzkochlöffel zur Hand und stürmte los. Dave Suzman wirbelte herum und eilte ins Wohnzimmer.
    »Du kannst laufen, wohin du willst!« sagte die aufgebrachte Gouvernante. »Ich kriege dich doch!«
    Als sie das Wohnzimmer betrat, saß Dave in einem Sessel, Akim neben sich. Die beiden boten ein friedliches Bild. Allerdings nur für den Augenblick.
    Die Gouvernante hatte Dave noch nie gezüchtigt, aber heute wollte sie es tun, um ihm diese Spielchen ein für allemal abzugewöhnen. Sie wies mit dem Kochlöffel vor sich auf den Teppich.
    »Komm her!« verlangte sie.
    Dave regte sich nicht.
    »Hörst du nicht, was ich sage? Du sollst hierher kommen!« schrie Grace Spencer. »Auf der Stelle!«
    Das Kind gehorchte nicht.
    »Na schön, dann komme ich eben zu dir!« sagte die Frau. »Wenn du denkst, ich lasse mich von dir terrorisieren, hast du dich geschnitten, mein Lieber. Ich werde dir eine Lektion erteilen, die du so schnell nicht vergißt!«
    Sie ging auf Dave zu. Hellrot leuchteten jetzt seine Augen.
    »Damit kannst du mich nicht beeindrucken!« sagte die Frau. »Ich habe keine Angst vor dir. Das wäre ja noch schöner, wenn ich mich vor einem Knirps wie dir fürchten würde.«
    Daves Lippen hoben sich. Die Gouvernante stutzte. Sie hatte ein böses Knurren vernommen, aber es war nicht der Hund gewesen, der geknurrt hatte, sondern Dave. Oder irrte sie sich?
    Nahmen die Zähne des Kindes eine andere Form an? Grace Spencer hatte den Eindruck, der Kleine hätte auf einmal ein Hundegebiß. Wie kam sie denn auf diesen verrückten Gedanken?
    Wieder hörte sie dieses feindselige Knurren. Ein Zweifel war ausgeschlossen. Es kam aus Daves Mund. Die Frau sah verstört den Hund an und stellte fest, daß seine Augen jetzt auch rot leuchteten.
    Dave mußte Einfluß auf das Tier genommen haben!
    Langsam rutschte er vom Sessel. Er hatte schreckliche, unheilvolle Kräfte von seinem Vater geerbt, und heute sollten sie zum erstenmal einem Menschen zum Verhängnis werden.
    Dave näherte sich der Gouvernante mit kleinen Schritten. Er starrte sie dabei durchdringend an. Die Gänsehaut kroch ihr über den Rücken. Sie hatte noch nie solche Angst gehabt.
    Und das vor einem zweijährigen Kind !
    Grace Spencer streckte ihm den Kochlöffel entgegen. »Bleib, wo du bist!«
    Der Junge ging weiter.
    »Bleib sofort stehen!« schrie die Frau.
    Das Teufelskind lachte schaurig.
    Grace Spencer schnürte es die Kehle zu. Sie wollte fliehen, doch Daves Blick bannte sie.
    Akim folgte dem Kind, und die beiden knurrten die Frau aggressiv an.
    »Ich warne dich, Dave!« krächzte Grace Spencer. Schweiß glänzte auf ihrem bleich gewordenen Gesicht. »Bleib mir vom Leib, sonst breche ich diesen Kochlöffel an dir ab!«
    Das Kind des Bösen nahm ihre Drohung nicht ernst. Gemeinsam mit Akim, seinem Verbündeten, griff es die Frau an.
    Grace Spencer schrie entsetzt auf.

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