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105 - Trank des Verderbens

105 - Trank des Verderbens

Titel: 105 - Trank des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Esther konnte sich diese Empfindung nicht erklären. Sie glaubte zu wissen, daß es Unglück brachte, wenn man sich in seiner Nähe aufhielt.
    Beim Spielen machte er alles kaputt, und es war eine solche Aggression in seinem Spiel, daß es Esther Suzman ängstigte.
    Sie suchte eine Gouvernante für ihren Sohn. Viele Frauen bewarben sich um die Stellung, als sie aber dann das Kind sahen, sagten sie, sie müßten es sich noch mal überlegen, gingen und kamen nicht mehr wieder.
    Mrs. Grace Spencer, eine robuste Frau, die selbst vier Kinder großgezogen hatte, nahm die Stellung schließlich an.
    »Dave ist ein sehr hübscher Junge«, sagte sie. »Ich denke, wir werden bald gute Freunde sein.«
    »Ja, das hoffe ich«, sagte Esther Suzman.
    Sie kränkelte seit der Geburt ihres Sohnes häufig, und sie hatte den Verdacht, daß Dave auf irgendeine Weise damit zu tun hatte.
    Mrs. Spencer war sehr kinderliebend. Sie schien mit Dave sehr gut auszukommen. Manchmal hörte Esther den Kleinen herzlich lachen. Die Gouvernante nannte ihn einen äußerst gescheiten, überdurchschnittlich begabten Jungen.
    »Er kann alles besser und schneller als andere Kinder«, sagte Grace Spencer. »Wir können stolz sein auf unseren Dave.«
    Esther sprach nie über Daves Vater. Manchmal merkte sie, daß die Gouvernante dieses Thema anzuschneiden versuchte, aber Esther lenkte das Gespräch immer gleich in eine andere Richtung.
    Ich muß es ihm nachsehen, daß er Daves Sohn ist, sagte sie sich immer wieder. Er kann schließlich nichts dafür, daß er auf der Welt ist. Es ist Daves und meine Schuld. Ich hätte mir kein Kind wünschen dürfen. Jetzt habe ich eines und muß damit leben. Es mag mich nicht. Es lehnt mich ab. Manchmal sieht es mich so merkwürdig an, als… ja, als würde es mich hassen.
    Eigentlich wußte Esther nicht genau, was sie befürchtete, aber sie rechnete täglich mit einer Katastrophe, die Dave auslösen konnte.
    Irgend etwas wird passieren, dachte sie. Mit Mrs. Spencer… Mit mir… Mit diesem Haus… Und Dave wird dahinterstecken. Ich hätte ihm nicht das Leben schenken dürfen.
    Ein halbes Jahr verging, und die Katastrophe ließ auf sich warten. Dennoch war Esther davon überzeugt, daß sie sich eines Tages, völlig unerwartet, einstellen würde.
    Sie feierten Daves ersten Geburtstag. Er bekam viele Geschenke, war wie ausgewechselt und lachte viel.
    Zum erstenmal kam Esther Suzman der Verdacht, sie könnte ihm unrecht tun.
    Sie nahm ihn auf den Arm und tat etwas, das sie schon sehr lange nicht mehr getan hatte: Sie küßte ihn. »Ich liebe dich, mein Kleiner«, sagte sie und lächelte ihn warm an.
    Sie erschrak über die Kälte, die sich in seinem Blick befand, gab ihn schnell an die Gouvernante weiter und bat sie, ihn zu Bett zu bringen.
    »So«, sagte Grace Spencer. »Dann wollen wir mal, junger Mann. Das war heute ein anstrengender Tag für dich. Es wird Zeit, daß du schlafen gehst. Morgen darfst du dann weiterspielen.«
    Mrs. Spencer trug Dave nach oben. Esther nahm sich einen Sherry. Ihre Hand zitterte beim Eingießen.
    Dieser Blick, dachte sie schaudernd. Dieser schreckliche, furchterregende Blick.
    Sie trank und lehnte sich an die Wand. Benommen sah sie zum Fenster hinaus.
    »Ich bin die Mutter eines kleinen Ungeheuers«, flüsterte sie erschüttert. Noch nie hatte sie ihre Gedanken so klar in Worte gefaßt. Jetzt war sie darüber entsetzt. Durfte eine Mutter so etwas von ihrem eigenen Fleisch und Blut behaupten?
    »Mrs. Suzman! Mrs. Suzman!« Die Gouvernante betrat aufgeregt den Raum.
    Esther drehte sich erschrocken um.
    Es mußte etwas passiert sein. So aufgeregt war Grace Spencer noch nie gewesen. »Mrs. Suzman, ich… ich muß Ihnen etwas zeigen. Bitte kommen Sie…!«
    Endlich ist es geschehen! dachte Esther aufgeregt. Ich habe es gewußt. Ich habe nicht umsonst gewartet.
    Die Gouvernante fuchtelte mit beiden Händen umher. »Kommen Sie, Mrs. Suzman! Schnell!«
    »Ist etwas mit Dave?« fragte Esther krächzend.
    »Das… das müssen Sie sehen!«
    Esther folgte der Gouvernante. Grace Spencer eilte vor ihr die Treppe hinauf. Esther hatte das Gefühl, ein Eisenring würde sich um ihre Brust schließen und immer enger werden.
    Was würde ihr die Gouvernante zeigen?
    Im Obergeschoß blieb Grace Spencer vor dem Kinderzimmer stehen. Sie wandte sich an Esther und legte den Zeigefinger an ihren Mund. Esthers Herz schlug bis zum Hals hinauf.
    Die Gouvernante drehte vorsichtig den Türknauf. Sie öffnete die Tür lautlos und

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