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1050 - Die Nymphe und das Monster

1050 - Die Nymphe und das Monster

Titel: 1050 - Die Nymphe und das Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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haben.
    Er schaute über die Bänke hinweg. Es gab zwar keine Reihen und deshalb auch keinen Mittelgang. Altes und auch leicht aufgeweichtes Holz. Hier mußte so viel renoviert und auch gestrichen werden.
    Nur fehlte eben das Geld.
    Die Kirche war schmucklos. Nicht überladen wie in den anderen Teilen Europas, vor allen Dingen im Süden. Das alles fehlte. Hier gab es keine kunstvollen Heiligenfiguren und auch keine wertvollen Gemälde zu bestaunen.
    Die einzelnen Bilder des Kreuzwegs waren als blasse Fresken an die Wände gemalt worden. Auch bei hellem Licht mußte man schon sehr genau hinschauen, um sie erkennen zu können.
    Weiter vorn stand der Altar. Das Schmuckstück der Kirche. Kein Prunkstück, dazu war er zu schlicht. Es war ein alter, ein uralter Altar. Man hatte ihn bei Ausgrabungen gefunden und ihn dann in die Kirche gestellt, weil die Menschen davon ausgegangen waren, ein wirkliches Kleinod entdeckt zu haben.
    Rechts an der Bankreihe ging der Geistliche auf den Altar zu. Er fühlte sich jetzt wieder besser. Der erste Schock nach dem Betreten der Kirche war vorbei. Er hatte es zudem geschafft, die Erinnerungen an die Begegnung mit der alten Madge zu löschen und konzentrierte sich nun auf das Wesentliche. Wobei er zugeben mußte, daß dies auch mit den Worten der Alten zusammenhing, doch darüber wollte er jetzt nicht genauer nachdenken. Sein Ziel war der Altar.
    In der Kirche war es still. Er hörte nur seine eigenen Schritte.
    Aber er hatte es gelernt, auch leise zu gehen. Die Baskenmütze hatte er abgenommen und steckte sie nun in die rechte Tasche seines langen Wintermantels.
    Das Haar wuchs nicht mehr so dicht auf seinem Kopf wie früher.
    Außerdem war es weiß geworden. Die dünnen Strähnen verteilten sich auf dem Kopf und fielen dabei nach rechts und links.
    Der Pfarrer war ein großer, stattlicher Mann, dem man seine sechzig Jahre nicht ansah. Da er sich oft im Freien aufhielt, hatte seine Haut eine gesunde Farbe. Aber auch sie konnte den hölzernen Ausdruck seines Gesichts nicht mindern.
    Durch die schmalen Fenster fiel nur wenig Licht. Die langen, viereckigen und nicht bogenförmig zulaufenden Öffnungen verteilten sich an den beiden Seiten der Kirche. Von außen her wuchsen Schatten gegen das schlichte Glas. Es waren die Blätter und Zweige des Efeus. Wenn der Wind sie bewegte und sie deshalb über das Glas hinweghuschten, dann sah es aus, als würden unheimliche Gestalten und Dämonen die Mauern der Kirche umtanzen.
    Sie waren schon unheimlich auf ihre Art. Jemand aus dem Ort hatte Don Carmacho mal erzählt, daß Kinder Angst hätten, die Kirche zu betreten. Für ihn war es Unsinn. An diesem Abend allerdings konnte er sie verstehen, auch ihm war es mulmig. Er hatte einfach das Gefühl, daß noch etwas passieren würde.
    Der Weg zum Altar war nicht weit. Er hatte in sehr schnell zurückgelegt und näherte sich ihm schließlich von der Seite her. Davor blieb er stehen.
    Der Altar stand praktisch abseits. Er war völlig leer. Nicht einmal ein Kreuz hatte darauf seinen Platz gefunden. Es und der Tabernakel standen weiter hinten an der Kopfseite der Kirche, wo es so etwas wie einen zweiten Altar gab. Einen, der wesentlich jünger war.
    Er war auch nicht beim Bau der Kirche errichtet worden, sondern viel später, denn in den vielen Kriegen war zwar die Kirche unzerstört geblieben, doch plündernde Horden hatten die Altäre vernichtet und die Kirchen ausgeraubt.
    Die Umgebung war dunkel, der Altar ebenfalls. Eine schlichte Platte, mehr breit als tief. Ein steinernes Viereck, da auf zwei breiten Blöcken stand und von Menschenhand kaum transportiert werden konnte.
    Die Platte war nicht zu erkennen. Es fehlte das Licht. Normalerweise hätte sich Don Carmacho den Altar auch nicht genau angeschaut, aber die Worte der Alten hatten ihn nervös gemacht. Er mußte diese Unruhe einfach wegbekommen, und deshalb brauchte er Licht.
    In der Kirche gab es Kerzen genug. Sie standen nicht nur in den Nischen, wo sie von eisernen Ständern gehalten wurden, an der Wand hatte der Pfarrer ein kleines Kerzenreservoir aufgebaut. Ein extra angefertigter eiserner Behälter, der Ähnlichkeit mit einem Schirmständer aufwies, diente als Aufbewahrungsort.
    Der Pfarrer suchte sich die passenden Kerzen hervor. Zwei reichten aus. Sie waren dick und entsprechend standfest. Er ging wieder zurück zum Altar und ließ die Flamme gegen den ersten Docht wehen, der diese Nahrung annahm. Den zweiten Docht zündete er mit der

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