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1050 - Die Nymphe und das Monster

1050 - Die Nymphe und das Monster

Titel: 1050 - Die Nymphe und das Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auch weiterhin dicht unter der Kirchendecke auf, wo er wirkte wie ein mutiertes Rieseninsekt. Er schüttelte die alte Frau durch, dann bewegte er seine Arme und schlug den Körper der Kräuterhexe mehrmals gegen die nahe Wand.
    Grace Felder merkte nicht, wie ihr die Tränen an den Wangen entlangliefen. Sie bewegte sich wie in Trance und lief dorthin, wo John Sinclair am Boden lag, ohne allerdings den Götzen und sein Opfer aus den Augen zu lassen.
    Sie durchfuhr ein schlimmer Vergleich. Der Götze war wie eine Spinne, die sich ihr Opfer geholt hatte. Mit ihm spielte, es quälte, um es letztendlich zu vernichten. Sie wußte auch nicht, ob Madge die harten Schläge gegen die Wand überstanden hatte. In ihrem Alter konnten die Knochen wie Glas sein. Sicherlich war sie auch mit dem Kopf gegen die Wand gewuchtet worden.
    Sinclair lag auf dem Rücken. Grace mußte sich erst um ihn kümmern. Auf dem Altar lag die Nymphe. Sie verlor noch immer Blut.
    Das Aufschlagen der Tropfen echote überlaut in den Ohren der Frau, die sich bückte und neben Sinclair auf die Knie fiel.
    Im Kerzenschein sah sie, daß der Geisterjäger seine Beretta in der rechten Hand hielt, nur nicht mehr fest, denn die Finger wirkten wie erschlafft.
    Sie wollte die Waffe an sich nehmen, um selbst den Kampf aufzunehmen, da hörte sie seine Stimme.
    »Nicht, Grace…«
    ***
    Ich hatte mich wieder fangen können. Der Schlag war zwar hart gewesen, doch zum Glück nicht stark genug. Ich war nur einige Sekunden von der Bühne abgetreten und war in dieser Zeit wieder »vorhanden«. So hatte ich auch Grace Felder bemerkt, die dicht neben mir kniete und meine Waffe an sich nehmen wollte.
    Ihre Hand zuckte zurück, als sie meine Stimme hörte. »Du bist ja doch…«
    »Soeben wieder.« Ich richtete mich ohne ihre Hilfe auf, blieb aber noch sitzen.
    »Da! Da oben, John!«
    Grace wies in die bestimmte Richtung. Ich hatte noch Schwierigkeiten, die Situation genau zu erfassen. Außerdem war es ziemlich dunkel, aber ich sah schon, daß sich unter der Decke ein mächtiger Schatten bewegte.
    »Was ist?«
    »Sie hat nicht auf mich hören wollen, John. Der Götze hat Madge geholt, verdammt!«
    Nach dieser Antwort war ich so schnell wie möglich wieder auf den Beinen. An der Kante des Altars hatte ich mich abstützen können, schwankte zwar noch, lief aber schon in die Richtung, um so nahe wie möglich an die beiden heranzukommen.
    Ich umging die Bänke, die Hindernisse in der Kirchenmitte bildeten. Mein Blick war in die Höhe gerichtet. Von der Tür aus gesehen links und vor mir rechts spielte sich das Drama dicht unter der Decke ab. Es war jetzt besser zu sehen, weil ich die kleine Leuchte eingeschaltet hatte und den Strahl schräg in die Höhe schickte. Der helle Kreis traf auch das Ziel. Viel war nicht zu sehen. Das Wichtigste erkannte ich trotzdem.
    Der Götze mußte seine Flügel bewegen, um sich in der Luft halten zu können. Er hielt seine Klauen vorgestreckt und mit ihnen den Körper der alten Frau umklammert. Noch immer schüttelte er sie durch. Möglicherweise bewegte sie sich auch zuckend, das war nicht so genau zu erkennen. Ich sah die Kugellöcher in seinem Körper und auch das Blut daraus tropfen, als ich die Lampe bewegte.
    Dem Götzen machte es nichts aus. ER behielt sein Opfer weiterhin fest im Griff, das nur mehr fremdbestimmt reagierte und dessen Körper geschüttelt wurde wie der einer steifen Puppe.
    Ich schrie. Es waren Worte der Verzweiflung, die ich gegen die Kirchendecke schickte. »Laß sie los, verdammt!«
    Eine Antwort erhielt ich natürlich nicht, aber der Götze wußte jetzt, wo sein eigentlicher Gegner stand und reagierte auf seine Weise. Noch einmal schwang er den Körper der alten Frau herum, und es sah so aus, als wollte er damit ausholen.
    Dann ließ er ihn los.
    Madge fiel nach unten!
    Niemand konnte ihren Fall mehr stoppen. Da gab es kein Netz, das sie aufgefangen hätte. Sie pendelte mit den Armen und den Beinen, und Grace Felder begleitete den Fall mit einem Schrei.
    Der Körper krachte genau auf und in die Bankreihen. Schwer schlug er dort auf, zuckte noch einmal und rutschte dann in eine Lücke hinein, in der normalerweise die Gläubigen knieten.
    Sie tat mir so verdammt leid, aber ich konnte mich nicht um sie kümmern. Statt dessen lief Grace auf sie zu und polterte dabei über das Holz der Bänke hinweg. Sie wollte Madge trösten, falls das überhaupt noch möglich war.
    Ich war auf den Götzen fixiert. Leuchtete ihn an, zielte auf

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